Internationales Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW)

Das Projekt

Das Projekt wird am IZEW durch den Arbeitsbereich Natur und Nachhaltige Entwicklung koordiniert und bündelt im IZEW bestehende Projekte und Aktivitäten zu Fragen von NE und BNE. Der Arbeitsbereich versteht sich als Plattform zur inhaltlichen Diskussion dieser Fragestellungen, aber auch zur Weiterentwicklung einer institutionellen Nachhaltigkeitsstrategie des IZEW. Zudem sollen ausdrücklich Aspekte von NE und BNE in die Projektaktivitäten anderer Arbeitsbereiche – Ethik und Kultur, Sicherheitsethik, Ethik und Bildung – eingebracht werden. Darüber hinaus sucht das Projekt den Kontakt und die Kooperation mit anderen universitären Akteuren, die sich mit BNE im Besonderen (wie etwa die Studierendeninitiative Greening the University e.V.) und Bildung im Allgemeinen (wie etwa der Career Service der Universität Tübingen mit seinen Seminaren zu Schlüsselqualifikationen oder das Zentrum für Hochschuldidaktik) beschäftigen. In den Lehrveranstaltungen des IZEW werden Kompetenzen zur ethischen Urteilsbildung vermittelt. Die inhaltliche Orientierung unterscheidet sich je nach Disziplin und schließt inter- und transdisziplinäre Dimensionen ein.

Ethische Urteilsbildung benötigt den Bezug zu ethischen Theorien ebenso wie den Bezug zu empirischen Erkenntnissen. Verschiedene Normen und Werte beeinflussen die Wahrnehmung einer Sachlage und damit die empirischen Beschreibungen. Eine veränderte und differenzierte Wahrnehmung kann sich wiederum auf die Einschätzung relevanter Normen und Werte auswirken. Die bestimmten Beschreibungen von Sachlagen legen wiederum Argumentationen mit bestimmten Normen und Werte nahe. Diese Verbindungen und Wechselwirkungen sollen insbesondere für die unterschiedlichen Aspekte von NE und BNE herausgearbeitet werden.

Das Projekt „Ethische Fragen in der Bildung für nachhaltige Entwicklung“ setzt sich mit dem Bildungsansatz BNE auseinander, wie er im Rahmen der UN Dekade Bildung für Nachhaltige Entwicklung ausgearbeitet wurde. Dazu gehört auch die inhaltliche Schärfung und Weiterentwicklung einzelner Kompetenzen. So korrespondiert die Kompetenz zur ethischen Urteilsbildung sowohl mit der Kompetenz zur Reflexion von Leitbildern, d.h. der Fähigkeit, individuelle und kulturelle Leitbilder distanziert reflektieren zu können, als auch mit der Kompetenz des moralischen Handelns, d.h. Vorstellungen von Gerechtigkeit als Entscheidungs- und Handlungsgrundlage nutzen zu können. Es geht bei der ethischen Urteilsbildung also sowohl um das Erkennen- und kritische Reflektieren-Können von auffindbaren sittlichen Leitbildern und Regeln, als auch um die Kenntnis unterschiedlicher Vorstellungen von Gerechtigkeit sowie die Fähigkeit, diese argumentativ nutzen zu können. Ethische Urteilsbildung verändert zudem die Wahrnehmung der Welt und fördert damit die Kompetenz zur Perspektivübernahme, d.h. weltoffen und neue Perspektiven integrierend Wissen aufbauen zu können.

Die Tübinger Konzeption einer anwendungsbezogenen Ethik betrachtet die Bearbeitung von normativen Problemen immer auch als inter- bzw. transdisziplinäre Angelegenheit, in der EthikerInnen gemeinsam mit den von diesen Problemen Betroffenen nach Lösungsansätzen suchen, wie zum Beispiel im Graduiertenkolleg Bioethik. Damit werden Angehörige anderer Hochschuldisziplinen, aber auch weitere gesellschaftliche Akteure in den wissenschaftlichen Reflexionsprozess einbezogen. Damit werden Angehörige anderer Hochschuldisziplinen, aber auch weitere gesellschaftliche Akteure eingeschlossen. In Lehr-Lern-Kontexten vermittelt diese Tübinger Konzeption in hohem Maße die Kompetenz zur disziplinübergreifenden Erkenntnisgewinnung, d.h. interdisziplinär Erkenntnisse gewinnen und handeln können.

Das Projekt „Ethische Fragen in der Bildung für nachhaltige Entwicklung“ strebt also sowohl danach, bestehende Aktivitäten zu BNE an der Universität Tübingen zu vernetzen und die Diskussion über BNE voranzubringen, als auch danach, den Bildungsansatz in einer spezifischen Weise zu schärfen. Letzteres soll durch die konzeptionelle und praktizierte Verbindung des Tübinger Modells ethischer Urteilsbildung mit dem Bildungsansatz BNE erreicht werden.

(v.r.n.l.: Uta Müller, Nikolas Hagemann, Thomas Potthast, Andri König, Daniel Schloz, Jaqueline Flack, Simon Meisch; Foto: Marcus Rockoff/IZEW)