Die beiden Höhlen befinden sich im kleinen Örtchen Germolles, rund 10 km westlich von Chalon-sur-Saône im Departement Saône-et-Loire in Frankreich. Nach ersten Sondagegrabungen, Aufsammlungen und der Vermessung der altbekannten Grotte de la Verpillière im Jahre 2003 (Floss, 2005) werden seit 2006 bis heute Ausgrabungen unter der Leitung von Prof. Dr. Harald Floss durchgeführt (Floss et al., 2013, Floss, 2006, 2007, 2008, 2009, 2010, 2011). Im Jahre 2006 wurde rund 50m südlich der „alten“ Höhle eine neue Fundstelle, die Grotte de la Verpillière II entdeckt und seither jährlich ausgegraben. Geologisch befinden sich beide Höhlen im Oberjurassischen (Oxfordien) Massiv von Montadiot und entstanden durch Auswaschung weicherer Kalkschichten.
Die durchgeführten Arbeiten sind als Kombination aus Forschungs-, Rettungs- und Lehrgrabungen zu verstehen und sind eingebunden in die Arbeiten des burgundischen Denkmalsamt (DRAC Bourgogne, S.R.A.; Direction Régional des Affaires Culturelles de Bourgogne, Service Régional d‘Archéologie).
Die spektakulärsten Ergebnisse unserer Grabungen der zurückliegenden Jahre lassen sich in Kürze wie folgt resümieren:
- Im Jahre 2006 gelang die Entdeckung einer neuen, bislang völlig unbekannten Höhle. In den Tierbauten vor der Höhle ließen sich Elemente eines Moustérien vom Typ Ferrassie, aber auch einige Formen eines flächenbearbeiteten späten Mittelpaläolithikums vom Typ Micoquien wie erfreulicherweise auch einige Elemente des frühen Jungpaläolithikums (Châtelperronien, Aurignacien) nachweisen. Die neu entdeckte Höhle erhielt die Bezeichnung „Verpillière II“ und wird seither systematisch ausgegraben. Inzwischen haben wir Kenntnis über zwei intakte Schichten am heutigen Höhleneingang, die dem Mittelpaläolithikum zuzurechnen sind.
- Das herausragende Ergebnis der Grabungen in der seit dem 19. Jahrhundert bekannten Grotte de la Verpillière, die nach der Entdeckung der neuen Höhle nunmehr „Grotte de la Verpillière I“ genannt wird, liegt im Umstand der unerwarteten Aufdeckung intakter, nicht durch die Altgrabungen verwühlter Sedimente. Dies betrifft sowohl stratigraphische Abfolgen im Höhleninneren, als auch den nördlichen Vorplatzbereich.
- Ferner konnten wir aus dem Schutt der Altgrabungen in und vor der Höhle sehr zahlreiche diagnostische Artefakte des Mittelpaläolithikums, des Châtelperronien, des Aurignacien sowie des Gravettien bergen.