Urgeschichte und Naturwissenschaftliche Archäologie

Cau de les Guilles de Roses (Spanien)

Dr. Jordi Serangeli

Lage der Fundstelle

Der Cau de les Guilles besteht aus einem freien Bereich zwischen mächtigen Gneisblöcken am Südhang der Alberes-Gebirgskette (der östlichste Teil der Pyrenäen; Abb. 1). Sie ist vom Wind geschützt und bietet einen weiten Blick sowohl über die Bucht von Roses als auch über die Sedimentationsebene der Flüsse Muga und Manól (Abb. 2).

Forschungsgeschichte

Die ersten Sondierungen dieser Fundstelle fanden in den Jahren 1945 und 1946 durch Dr. Pere de Palol, Francesc Riuró und Miquel Oliva statt. Eine kurze Ausgrabung erfolgte dann 1967 durch Miquel Oliva. In den 1980er Jahren analysierte Dr. Narcis Soler die Steinartefakte dieser Fundstelle.

Im September 2006 wurde die Grabung durch eine Kooperation zwischen dem Institut de Patrimoni Cultural der Universitat de Girona und der Universität Tübingen unter der Leitung von Dr. Joaquim Soler und Dr. Jordi Serangeli wieder aufgenommen (Abb. 3).

Stratigraphie und Funde

Die bis heute angetroffenen Fundschichten sind insbesondere durch Bioturbation vermischt und weisen Funde wie Plastik, spätbronzezeitliche Keramik und Steinartefakte des Magdalénien auf. Knochen und Kohlen sind nicht erhalten.

Die wenigen Steinartefakte (Rückenmesser, Kratzer, Stichel, Bohrer und zahlreiche retuschierte Stichelabfälle; Abb. 4) bezeugen einen Aufenthalt in der Zeit des Magdaléniens (ca. 15.000–10.000 vor heute). Eine genauere Datierung ist bis jetzt nicht möglich gewesen.

Ziele der aktuellen Arbeiten

Die Wiederaufnahme der Ausgrabungen in der Fundstelle Cau de les Guilles ist wie folgt zu begründen:

  1. Wegen der Nähe sowohl zur heutigen als auch zur paläolithischen Küstenlinie könnte sie Informationen über die Nutzung von marinen Ressourcen liefern.
  2. Wegen ihre Lage im östlichste Teil der Pyrenäen, eine Region die immer und während des ganzen Jahres eine Verbindung zwischen der Iberischen Halbinsel und Frankreich bildete, könnte sie ein wichtiger Beitrag für überregionale Kontakten im Jungpaläolithikum liefern.
  3. Sie liegt zwischen den Tälern des Empordà und des Rosselló, wo keine Fundstelle des Magdalénien bekannt ist.
  4. Die Steinwerkzeuge scheinen aufzuzeigen, dass die Fundstelle älter als die Magdalénienfundstellen von Serinyà und von der Corberes sein könnte.
  5. Roses ist eine Gemeinde, die sich für die Archäologie schon immer sehr interessiert und engagiert hat (u.a. Museu de la Ciutadella, Fundació Roses Historia i Natura). Die Ausgrabung und Publikation der Ergebnisse werden das historische Angebot von Roses auf die ältere Steinzeit erweitern.

Bibliographie

Miquel OLIVA i PRAT, Tessela Arqueológica, Revista de Gerona, 47, 1969, pp. 11-14

Lluís PERICOT i GARCIA, La labor de la comisaria provincial de excavaciones arqueológicas de Gerona durante los años 1942 a 1948, Informes y Memorias, 27, Ministerio de Educación Nacional. Comisaria General de excavaciones arqueológicas, Madrid, 1972, 182 pp., 55 làms

Narcís SOLER i MASFERRER, Les indústries del Paleolític Superior en el Nord de Catalunya, Tesi de Doctorat, Universitat de Barcelona, 1986, 1286 pp., 438 figs.

Die Grabungsmannschaft 2006

Joaquim Soler, Jordi Serangeli, Jörg Götze, Xavier Niell, Karin Pfister, Raquel Pujadas, Sònia Ramió, Laura Romero, Alba Solés (Abb. 5).