Prof. Dr. Stefan Morent (Tübingen) | Schola Cantorum (Tübingen)
Prof. Dr. Stefan Morent ist Professor am Musikwissenschaftlichen Institut in Tübingen. Seine Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Musik des Mittelalters, Musiktheorie der Renaissance und in landeskundlichen Themen wie Musik im deutschen Südwesten oder Musik am Stuttgarter Hof vom 16. bis zum 18. Jh. In seinem Vortrag „Fragmentum - Musical Fragments of Southwestern German Monasteries”, präsentierte Prof. Morent verlorengegangene Choralhandschriften, die mit der Einführung der Reformation im 16. Jh. und der Auflösung vieler Klöster in Vergessenheit gerieten. Die über Jahrhunderte mit höchstem künstlerischen Aufwand hergestellten Codices galten nun als Zeugen einer veralteten Liturgie. Die „papistischen Bücher“, wie man sie jetzt nannte, hatten nur noch materiellen Wert. Das wertvolle Pergament, auf dem die Gesänge notiert waren, konnte als stabiles Einbandmaterial für Akten recycelt werden. So wurden tausende von Choralhandschriften zerschnitten und dienten fortan als ein „Kleid von Noten“ für Buchdeckel und zur Verstärkung von Buchrücken. Jahrhunderte lagerten sie so als Fragmente in verstaubten Archiven.
Die Schola Cantorum trug unter der Leitung von Prof. Dr. Stefan Morent Fragmente aus den Klöstern Weingarten, Maulbronn, Alpirsbach Lorch/Melk, Hirsau, Salem und Bebenhausen vor. Jede Seite, jeder zerschnittene Streifen erzählt dabei seine eigene spannende Geschichte und führt zurück in jene Zeit, als von ihnen ihrer Bestimmung gemäß einst die Liturgie in einem Kloster gesungen wurde.
Im Wintersemester 17/18 werden erneut Lecture-Recitals veranstaltet. Nähere Informationen finden Sie hier.
07.12.17: More than a Feeling: Fusionen von Popularität und Frömmigkeit im Islam und Christentum mit Prof. Dr. Monique Scheer (Tübingen) & Meltem Köybasi, M.A. (Tübingen)
18.01.18: Baba mezia 83a: ‚..., alles nach dem Landesbrauch’: Jüdische liturgische Musik in verschiedenen Traditionen; mit Dr. Jasmina Huber (Düsseldorf) & Paul Yuval Adam (Bielefeld)
Veranstaltungsort: Pfleghofsaal Musikwissenschaftliches Institut, Schulberg 2