Aktuelle Forschungsprojekte

Migration und transnationale Verflechtungen der deutschen Mennoniten aus Zentralasien

Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien

Mit dem Ende der Sowjetunion in den 1990er Jahren setzten bedeutende Migrationsbewegungen im ehemaligen Ostblock ein. Besonders die Gruppe der sogenannten Russlanddeutschen spielte im Kontext der Einwanderungsbewegungen in die Bundesrepublik Deutschland eine wesentliche Rolle. Eine kleine und wenig beachtete Gruppe darunter sind die aus Kirgisistan stammenden Mennoniten, deren Ursprünge in der Täuferbewegung der Reformationszeit im norddeutsch-niederländischen Kulturraum liegen. Die Mehrheit der Mennoniten nutzten wegen der Repressalien in der Sowjetunion die seit den 1970er Jahren bestehende Möglichkeit, einen Ausreiseantrag in die BRD zu stellen und ließen sich vor allem in Ostwestfalen nieder. In Rot-Front jedoch verblieben einige Familien, die auch heute noch die deutsche Sprache im Alltag verwenden. Eine weitere Besonderheit – welche den Bezug zu Deutschland unterstreicht – ist die saisonale Migration, die zwischen Rot-Front und Deutschland stattfindet. Dabei verbringen ehemalige Bewohner des Dorfes den Sommer in Kirgisistan, obwohl sie eigentlich schon seit Jahren in Deutschland leben.

Trotz ihres großen Anteils an der Bevölkerung der BRD sind russlanddeutsche Communities bisher nur wenig erforscht. Den theoretischen Rahmen des Projektes bilden unterschiedliche Ansätze aus der Kultur- und Sozialgeographie. Der Untersuchung liegen Theorien zu religiös motivierten Migration zugrunde. Darüber hinaus wird die transnationale und saisonale Migration betrachtet, die zwischen Kirgisistan und Deutschland bis heute stattfindet. Vor allem zu kulturellen Themen wie Netzwerken und Erinnerungskultur existiert wenig Literatur. Ebenso ist auch der Umfang an wissenschaftlicher Literatur über die Mennoniten aus Kirgisistan dürftig, bzw. nicht vorhanden.

Angestrebte Ergebnisse:

  • Erforschung und Darstellung der wesentlichen Entwicklungslinien der deutschen Mennonitensiedlungen in Kirgistan
  • Analyse und Darstellung der Verflechtungen zwischen eben diesen Siedlungen und anderen Mennonitengemeinden in Teilen der früheren Sowjetunion, in Deutschland und den USA
  • Identifizierung transnationaler Erscheinungsformen (Identitäten, Netzwerke etc.)
  • Analyse und Darstellungen von gemeinsamen Erinnerungslandschaften der deutschkirgisischen Mennonitengemeinden

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Migration, Interpretation und Transformation des materiellen Kulturerbes auf der Kurischen Nehrung in Russland und Litauen seit 1945

Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien

Die Kurische Nehrung liegt an der Ostsee und gehört heute zu Litauen und Russland. Bereits seit dem Mittelalter haben hier Kuren, Litauer und Deutsche gemeinsam gelebt und die Landschaft geprägt, bevor sie in der Neuzeit ein Teil von Ostpreußen wurde. Mit ihrer bewegten Geschichte stellt die Kurische Nehrung einen internationalen und interkulturellen Grenz- und Begegnungsraum in Europa dar.

Hinsichtlich des materiellen Kulturerbes der Kurischen Nehrung aus der Zeit vor 1945 besteht ein erheblicher Forschungsbedarf. Bis heute fehlt eine systematische Inventarisierung des Kulturerbes dieser Region, wobei mit dem Schutzstatus der Kurischen Nehrung als UNESCO-Welterbe eine besondere Verpflichtung zur Erforschung und Erhaltung des Erbes besteht. Auf Grundlage dieser Inventarisierung sollen weitergehende qualitative Forschungen zur Migration, Interpretation und Transformation des materiellen Kulturerbes erfolgen.

Angestrebte Ergebnisse (Auswahl):

  • Eine vollständige Inventarisierung des baulichen Bestands der Vorkriegszeit und der anthropogen beeinflussten Landschaftselemente auf der Kurischen Nehrung mit einer Bewertung des Denkmalwerts
  • Gewinnung von Informationen über die Aneignungsprozesse des materiellen Erbes anhand von narrativen Interviews
  • Handlungsempfehlungen für einen verbesserten Schutz des materiellen Kulturerbes

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Erinnerungslandschaften in der Republik Korea

Seoul National University

Die jüngere koreanische Geschichte ist geprägt durch zahlreiche, teilweise unzureichend aufgearbeitete Traumata wie die Kolonialisierung und Unterdrückung durch Japan, den Koreakrieg oder die autoritäre Phase im Nachgang an den Koreakrieg. Erinnern, Erinnerungsorte und mit dem Erinnern verbundene Praktiken sind in Korea tief verankert und finden Ausdruck in zahlreichen und vielseitigen Erinnerungslandschaften, welche verschiedenste historische Themen ansprechen und sich dabei in ihren Ausprägungen als Erinnerungslandschaften teilweise ähnlich sind oder deutlich voneinander unterscheiden können. So wird beispielsweise in ausgeprägter Weise in Korea an die im Zweiten Weltkrieg durch Japan zwangsprostituierten und zwangsversklavten Frauen, die sogenannten „Trostfrauen“, an das nationale Trauma der innerkoreanischen Teilung, innerkoreanische Verbrechen wie die Niederschlagung des Jeju-Aufstands 1948 oder die Demokratiebewegung in den 1980er Jahren erinnert. Auch das Erinnern nordkoreanischer Flüchtlinge soll Teil der Untersuchung sein. Besondere Aktualität besitzt die Thematik der Erinnerungslandschaften in Korea dahingehend, dass sie bis heute die Beziehungen insbesondere zu Japan erheblich belasten und eine Wichtigkeit für die nationale Aufarbeitung in Korea selbst einnehmen.

In Kooperation mit dem Geographischen Institut der Seoul National University (SNU) werden diverse Erinnerungslandschaften in Korea hinsichtlich des von Gunnar Maus (2015) erstellten Konzepts analysiert und diskutiert. Die Anwendung des Konzepts der

Erinnerungslandschaften nach Gunnar Maus (2015) ist ein neuartiges Unterfangen und verbindet die Anwendung eines jungen Konzepts mit der Thematisierung verschiedener in Europa weitestgehend unbekannter Themenfelder.

Angestrebte Ergebnisse:

  • Konzeptionelle Fassung der Erinnerungslandschaften nach Gunnar Maus (2015)
  • Anwendung der Konzeption der Erinnerungslandschaften auf diverse Beispiele in der Republik Korea
  • Analyse und Diskussion der Anwendbarkeit der Konzeption der Erinnerungslandschaften auf die Fallbeispiele in der Republik Korea
  • Thematisierung und Darstellung verschiedener (kultureller) Formen des Erinnerns
  • Dynamisierung des Konzepts der Erinnerungslandschaften

Structural- and Performance-Patterns in "Knowledge Communities": Is It All about interfaces?

Stiftung der Deutschen Wirtschaft

Knowledge communities interact with each other to generate, exchange or to further develop and use information possibly with understanding, both physically and indirectly, implicitly, or even virtually.

They consist of human actors with their specific characteristics (e.g. origin or education) and technical actors as computers, programs, tools and their respective properties (e.g. transmission quality). They are anchored in routines, structures and systems. There, they can be managed and controlled as well as institutionalized, or they are not controlled at all and just embedded in grown structures of organizations.

Therefore, knowledge flow depends on context specific factors and always occurs at the interfaces of the actors involved. This work focuses on detecting of the key factors of the knowledge flow, its patterns, and possible disturbances in respect to the importance of systems, structures, routines and mechanisms, learning processes, socio-institutional networks and embeddedness(es) of actors

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Landeskundliche Bestandsaufnahme Uckermark

Leibniz-Institut für Länderkunde Leipzig

Mit der Buchreihe "Landschaften in Deutschland" soll die Kenntnis über die Entstehung und die derzeitige Entwicklung von ausgewählten Landschaften in Deutschland einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Die Auswahl der Gebiete orientiert sich an aktuellen räumlichen Entwicklungen. Im Vordergrund steht das Bemühen, solche Landschaften zu untersuchen, die in der Wahrnehmung der Bevölkerung historisch oder naturräumlich abgegrenzt sind. Die landeskundliche Bestandsaufnahme leistet damit einen wichtigen Beitrag zur Diskussion um kultur-landschaftliche Werte und ihre gesellschaftliche Bedeutung, zum Beispiel für die Ausprägung einer regionalen Identität.

Vor dem Hintergrund der derzeitigen Renaissance des Regionalen soll eine wissenschaftlich fundierte Kenntnis über die Hintergründe von Landschaftsdynamiken geschaffen werden. Im Rahmen des Projekts werden Impulse für innovative Untersuchungsstränge und Methoden der landeskundlichen Forschung als interdisziplinäre Praxis in den Bereichen Erhebung, textliche Darstellung und Visualisierung gegeben.

Die Uckermark zählt zu den am dünnsten besiedelten Regionen in Deutschland. Sie wird geprägt von großflächiger Landwirt-schaft, den Folgen des demographischen Wandels und erfährt derzeit den Umbau zu einer Energielandschaft (Windkraft). Dennoch ist sie eine der erfolgreichsten Tourismusregionen Deutschlands und erlebt einen Zuzug vor allem kreativer Personen.