Internationales Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW)

Lea Schumacher

Kollegiatin im Graduiertenkolleg Bioethik

E-Mail: lea.schumacherspam prevention@izew.uni-tuebingen.de

Dissertationsprojekt

Tiefe Hirnstimulation. Psychosoziale Folgen und kulturelle Implikationen einer medizinischen Praxis

Die Tiefe Hirnstimulation (THS) ist ein neurochirurgisches Behandlungsverfahren zur Behandlung neurologischer und mittlerweile auch psychiatrischer Erkrankungen. In einer Operation werden Elektroden in das zu stimulierende Zielgebiet im Gehirn eingebracht und mit einem Impulsgeber verbunden, der unter der Haut, meist unterhalb des Schlüsselbeins implantiert wird. Die Symptomatik motorisch-neurologischer Erkrankungen wie beispielsweise des Morbus Parkinson kann durch die Stimulation erheblich gelindert werden.

Das Behandlungsverfahren bringt eine dauerhafte Verschiebung der Körpergrenzen mit sich. Es verbleibt ein Implantat im Körper und mittels eines Regulationsgeräts können die Stimulationsparameter von außen eingestellt werden, was vom Patienten an der Symptomatik deutlich zu merken ist. Eingegriffen wird in das Gehirn, ein für unser kulturelles Selbstverständnis extrem wichtiges Organ.

Bisherige Studien zu psychischen Nebenwirkungen lassen vermuten, dass zur Verarbeitung dieses Eingriffs starke persönliche Ressourcen notwendig sind.

In meinem Projekt soll die Tiefe Hirnstimulation als soziale Praxis untersucht werden. Sie soll verstanden werden in ihren kulturellen und sozialen Bedingungen ebenso wie in ihren Auswirkungen und ihrer Bedeutung im Leben der einzelnen PatientInnen. Mittels narrativen Interviews wird den Erfahrungen von Parkinson-PatientInnen mit der Behandlung und der Auswirkung der Behandlung auf ihr jeweiliges Beziehungsgefüge nachgegangen. Davon ausgehend, dass sich in den individuellen Erfahrungen auch gesellschaftlich allgemeines niederschlägt wird die kulturelle Bedeutung des Eingriffs untersucht.

Zur Person

Studium der Humanmedizin an der Universität Leipzig 2002-2009. Studentische Tutorin für Gesprächsführungskurse in der Selbständigen Abteilung für Medizinische Psychologie und Soziologie der Universität Leipzig 2004-2008. Staatsexamen Medizin Mai 2009.

Mitglied des Graduiertenkollegs Bioethik seit 01.10.2010. Das Dissertationsprojekt wird von PD Dr. phil. Oliver Decker und Prof. Elmar Brähler betreut.