Hector Research Institute of Education Sciences and Psychology

PINGUIN

Potenzialidentifikation IN der GrUndschule

PINGUIN ist ein modulares tabletbasiertes Messtinstrument zur Erfassung der Lernausgangslage und des kognitiven Potenzials im Grundschulalter, beginnend in der 1. Klasse. Individuelle Ergebnisrückmeldungen für die Schüler*innen, die zu Beginn und am Ende der ersten Klassenstufe ausgegeben werden, informieren die Lehrkräfte über die Lernausgangslage bei Schuleintritt und über den Lernzuwachs innerhalb des ersten Schuljahres. Das Messinstrument besteht aus vier Modulen: 1. Kognitives Potenzial, 2. Sprache, 3. Schriftsprachliche Basiskompetenzen und 4. Mathematische

Hintergrund des Projekts

Aufgrund der großen individuellen Unterschiede in den Lernausgangslagen bei Schulanfänger*innen ist eine frühzeitige und verlässliche Erfassung derselben unerlässlich für gezielte Interventionen, sowohl für Kinder im oberen als auch im unteren Leistungsbereich. Lehrkräfte können passende Lernangebote besser bereitstellen und Lernprozesse begleiten, wenn sie gut über die vorhandenen Potenziale und schulrelevanten Vorkenntnisse ihrer Schülerinnen informiert sind. Wissenschaft und Politik sind sich einig, dass leistungsstarke und besonders begabte Kinder frühzeitig identifiziert werden sollten, um geeignete Förderbedingungen zu schaffen. Derzeit findet jedoch in der Grundschule keine standardisierte Erfassung individueller Lernstände oder kognitiver Potenziale statt. Während vor der Einschulung Tests zur Feststellung des Entwicklungsstands verfügbar sind, fehlt es in Deutschland 

an einer flächendeckenden, zuverlässigen und aussagekräftigen Erfassung schulrelevanter Fähigkeiten zu Beginn der Schulzeit (1. Klasse).

Erfahrungen aus anderen Ländern zeigen, dass standardisierte Verfahren in diesem Bereich positive Effekte haben können. Erste Ergebnisse aus ähnlichen Untersuchungen in Deutschland (FIPS+) deuten darauf hin, dass standardisierte Tests zur Erfassung der Lernausgangslage mit einer genaueren Leistungseinschätzung der Lehrkräfte, einer positiven Leistungsentwicklung der Schüler*innen und einer stärker leistungsbezogenen Auswahl für extracurriculare Enrichment-Programme, wie das der Hector Kinderakademien, verbunden sind. Insgesamt bieten eine standardisierte Lernausgangslagenerfassung sowie eine standardisierte frühzeitige Potenzialdiagnostik die Chance, individuelle Stärken und Schwächen von Schüler*innen frühzeitig zu identifizieren und besonders begabte Kinder ungeachtet ihres familiären Hintergrunds zu identifizieren – gerade auch diejenigen Schüler*innen, bei denen ansonsten die Gefahr besteht, dass Begabungen nicht oder nicht früh genug identifiziert werden. Der Einsatz solcher Verfahren im Schulalltag ist also von großem Nutzen, vor allem dann, wenn diese besonders effizient eingesetzt werden können – etwa in Form von Gruppentestungen -, um so den Schulalltag zu entlasten. PINGUIN stellt eine solche standardisierte frühzeitige Lernausgangslagen- und Potenzialdiagnostik dar.

Ziel des Projekts

Das Verbundprojekt „PINGUIN: Potenzialidentifikation IN der GrUndschule“ hat die Weiterentwicklung eines modulbasierten Messinstruments zur Erfassung des kognitiven Potenzials und der Basiskompetenzen im Bereich der Sprache, der Schriftsprache und der Mathematik zum Schuleintritt zum Ziel. Das Messinstrument soll angeleitet von Lehrkräften Tablet-basiert in Kleingruppen administrierbar sein und eine effiziente und faire Testung ermöglichen. Das Testinstrument soll gleichzeitig auch den Auswahlprozess der besonders Begabten für das Programm der Hector Kinderakademien objektivieren und wenn möglich weiter verbessern. Neben Aspekten zu sprachlich-numerischen Basiskompetenzen soll auch das allgemeine kognitive Potenzial erfasst werden.

Das Arbeitsprogramm des Projekts

Das Arbeitsprogramm des Projekts sieht vor, dass im Verlauf von drei Jahren (2024-2027) mehrere Datenerhebungen mit den (weiter-)entwickelten Aufgaben der Testbatterie PINGUIN in Grundschulen in Baden-Württemberg und Hessen durchgeführt werden. In einem längsschnittlichen Multikohortendesign adressiert das Forschungsprogramm vor allem Aspekte der konvergenten und diskriminanten Validierung, Normierung, Probleme der optimalen Gestaltung von Leistungsrückmeldungen und pragmatische Aspekte der Gestaltung der Testumgebung. Von testpragmatischer Seite her ist es wichtig, dass eine effiziente Testung (Gruppentestungen) computerisiert und kindgerecht möglich ist.

Im Rahmen der Studie PINGUIN sollen Erstklässler*innen bis zur dritten Klasse begleitet werden. Nur so lassen sich auch die möglichen langfristigen positiven Einflüsse von PINGUIN untersuchen. Die Kinder werden dabei in der 1. Klasse zweimal (Schuljahresbeginn und -ende), in der 2. bis 3. Klasse jeweils am Ende des Schuljahres befragt. Um ein umfassendes Bild über die teilnehmenden Kinder zu bekommen, werden außerdem deren Eltern, Lehrkräfte und Schulleitungen in jedem Schuljahr befragt.

Integration in den Schulalltag

Mit der Studie sollen unter anderem die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Implementation von PINGUIN in den Schulalltag an Schulen in Baden-Württemberg und in Hessen untersucht werden. Ziel ist es, das Testinstrument möglichst einfach zur Verfügung zu stellen und möglichst einfach durchführbar zu machen. In ihrem ersten Schuljahr bearbeiten die teilnehmenden Kinder die Aufgaben von PINGUIN einmal zu Schuljahresbeginn und einmal am Ende des Schuljahres in Gruppensitzungen an Tablets. Eine Sitzung dauert 45-60 Minuten und wird in der Regel von Lehrkräften oder geschulten Forschungsassistent*innen geleitet. Im Anschluss an die Testungen erhalten die Lehrkräfte eine individuelle Rückmeldung über die Ergebnisse der teilnehmenden Kinder ihrer Klasse. Die Ergebnisrückmeldungen veranschaulichen die Leistung jeder einzelnen Schülerin bzw. jedes einzelnen Schülers sowie die Leistungsverteilung innerhalb der Klasse in den benannten Aufgabenbereichen. Aus den Ergebnissen wird für die Lehrkräfte ersichtlich, ob ein Kind auf dem gleichen Lernstand wie die meisten anderen Kinder in der ersten Klasse ist oder ob es eine unter- oder überdurchschnittliche Leistung zeigt.

Kooperationspartner und Kooperationspartnerinnen

  • Prof. Dr. Jessika Golle (Uni Tübingen)
  • Dr. Benjamin Goecke (Uni Tübingen)
  • Prof. Dr. Ulrich Trautwein (Uni Tübingen)
  • Prof. Dr. Marcus Hasselhorn (DIPF | Leibniz Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation)
  • Dr. Patrick Lösche (DIPF | Leibniz Institut für Bildungsforschung und Bildungsinformation)
  • Prof. Dr. Oliver Wilhelm (Universität Ulm)
  • Prof. Dr. Ulrich Schroeders (Universität Kassel)
  • Dr. Darius Endlich (Universität Würzburg)
  • Dr. Johanna Hartung (Universität Bonn)