Faculty of Humanities

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31.01.2013

ERC Advanced Grants für zwei Wissenschaftler der Philosophischen Fakultät

Drei Wissenschaftler der Universität Tübingen haben sich erfolgreich um den „Advanced Grant“ des Europäischen Forschungsrates beworben: Professor Gerhard Jäger (Seminar für Sprachwissenschaft), Professor Bernd Pichler (Abteilung für Präklinische Bildgebung und Radio-pharmazie) sowie Professor Ernst Pernicka (Abteilung für Jüngere Urgeschichte und Frühgeschichte) erhalten die höchst dotierte Auszeichnung, welche die EU als Forschungsförderung verleiht. Das Preisgeld soll europäischen Forschern, die herausragende Leistungen erbracht haben, Freiräume für innovative Forschungsvorhaben geben. Zwei dieser Grants gehen damit an Wissenschaftler unserer Fakultät:

Professor Gerhard JägerDer Tübinger Sprachwissenschaftler Professor Gerhard Jäger erhält den Advanced Grant für sein Projekt „Language Evolution: The Empirical Turn“, das sich mit der Anwendung bioinformatischer Methoden auf das Studium der Sprachgeschichte befasst. Über den Sprachwandel der letzten ca. 10.000 Jahre haben wir ein präzises Bild. Was zwischen der Entstehung der menschlichen Sprache (vor 40.000-100.000 Jahren) und der Zeit vor 10.000 Jahren geschah, lässt sich bislang nicht zuverlässig ermitteln. Wie Erbinformation, besteht auch Sprache im Kern aus Symbolketten. Sprachwandel geht, wie biologische Evolution, mit punktuellen Veränderungen einzelner Symbole einher, die weitervererbt werden. Es liegt daher nahe, bioinformatische Algorithmen für das Studium der sprachlichen Vorgeschichte einzusetzen, zumal wir heute über große Mengen sprachlicher Daten in elektronischer Form verfügen. In Jägers Projekt sollen Techniken aus der Bioinformatik dahingehend weiterentwickelt werden, dass sie die charakteristischen Merkmale des Sprachwandels adäquat abbilden. Dabei werden Methoden der Sprachtechnologie sowie Computersimulationen des Sprachwandels verwendet. Er erwartet sich davon Einsichten über die tiefe Vorgeschichte der modernen Sprachfamilien jenseits der „Schallmauer“ von 10.000 Jahren, wie auch neue Erkenntnisse über die allgemeinen Gesetzmäßigkeiten des Sprachwandels.

Gerhard Jäger studierte in Leipzig und Düsseldorf Allgemeine Sprachwissenschaft und Germanistik und promovierte an der Humboldt-Universität in Berlin. Nach Stationen in München, Philadelphia, Utrecht und Stanford übernahm er 2004 eine Linguistik-Professur in Bielefeld. Seit 2009 hat er den Lehrstuhl für Allgemeine Sprachwissenschaft an der Universität Tübingen inne. Er ist Direktor des Tübinger Zentrums für Linguistik. Gerhard Jäger beschäftigt sich in seiner Forschung mit der spieltheoretischen Modellierung sprachlicher Kommunikation und mit computergestützten Modellen der sprachlichen Variation und des Sprachwandels.

Professor Ernst PernickaDas Projekt „Tin Isotopes and the Sources of Bronze Age Tin in the Old World“ von Professor Ernst Pernicka umfasst die Fachbereiche Archäologie, Geschichte, Geochemie und Geologie. Ziel ist, das Rätsel eines Materials zu entziffern, dessen Name für eine kulturelle Epoche steht: Bronze, die Legierung von Kupfer und Zinn. Während Kupfer relativ häufig vorkommt, sind nur wenige Zinnlagerstätten in der Alten Welt bekannt (Europa, Mittelmeerraum und Südwestasien). Seit dem 19. Jahrhundert diskutieren Archäologen darüber, woher das Zinn der ersten Bronzeobjekte stammt. Eine neue Methode ermöglicht es, prähistorisches Zinn durch die sogenannte Signatur der Isotopen auf seinen Ursprung hin zu analysieren. Die neue Technik wird erstmals angewendet, um alle bekannten Zinnlagerstätten der Alten Welt zu identifizieren und sie in Verhältnis zu Artefakten aus Zinn und Bronze aus dem 3. und 2. Jahrtausend vor Christus zu setzen. Mit der Studie sollen die sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse der bronzezeitlichen Gesellschaften rekonstruiert werden.

Ernst Pernicka hat an der Universität Wien promoviert. Nach Stationen am Max-Planck-Institut für Kernphysik (Heidelberg), an der University of California, Los Angeles, und der Universität Heidelberg hatte er von 1997 bis 2004 eine Professor für Archäometallurgie an der TU Bergakademie Freiberg inne. Seit 2004 ist er Professor für Naturwissenschaftliche Archäologie (Archäometrie/Archäometallurgie) am Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters der Universität Tübingen. Seit 2005 ist er zudem Direktor des Curt-Engelhorn-Zentrums für Archäometrie, einem An-Institut der Universität Tübingen

Kontakt:

Prof. Gerhard Jäger
Universität Tübingen
Philosophische Fakultät
Telefon +49 7171 29-77303
<link mail ein fenster zum versenden der>gerhard.jaeger[at]uni-tuebingen.de

Prof. Ernst Pernicka
Universität Tübingen
Philosophische Fakultät
Telefon +49 7171 29-74363
<link mail ein fenster zum versenden der>ernst.pernicka[at]uni-tuebingen.de

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