Institut für die Kulturen des Alten Orients

Der Archäologische Park Emar – Balis (Syrien)

Seit 1996 haben die Universitäten Tübingen und Princeton in Zusammenarbeit mit der syrischen Antikenverwaltung erfolgreiche Ausgrabungen in Emar, einer bedeutenden Stadt der Bronzezeit, und in der auf Emar folgenden Stadt Barbalissos – Balis unternommen. Bereits wenig später konnte ein omaijadischer Palast und ein schiitisches Heiligtum des 11. Jh. in unmittelbarer Nähe freigelegt werden, so dass nun auf einer Fläche von etwa drei Quadratkilometern ein einzigartiges Panorama der syrischen Geschichte ausgebreitet ist


Das Grabungs- und Besucherzentrum

Im Sommer 2009 wurde das neu erbaute Grabungs- und Besucherzentrum vom Generaldirektor der Antikenverwaltung, Dr. Bassam Jamous, und dem Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Syrien, Dr. Andreas Reinicke, eingeweiht. Es bietet neben einem Schauraum mit Informationstafeln Gelegenheit, sich im Schatten der Arkaden auszuruhen oder sich in den sanitären Einrichtungen frisch zu machen.


Die Ruinen und Monumente – Ein Rundgang durch den Park

Zahlreiche architektonische Zeugnisse wurden in den letzten Jahren von den Archäologen aus Tübingen und Princeton ausgegraben, wie schon zuvor von den französischen und syrischen Teams. Seit dem Jahre 2000 wurden etliche Bauwerke gesichert und restauriert, so dass nach und nach die Vergangenheit dieses bedeutenden Ortes für ein interessiertes Publikum erfahrbar wird.

Emar

Die Stadt Emar war dank ihrer günstigen verkehrspolitischen Lage am Euphrat ein bedeutendes Zentrum für den Fernhandel der frühen bis späten Bronzezeit. In den Ruinen der Stadt finden sich auch nach der teilweisen Überschwemmung durch den Stausee Tempel (Emar 3-4) und Wohnhäuser der Spätbronzezeit aus dem 14. und 13. Jh. (Emar 7) sowie die Reste der Stadtmauer der Mittelbronzezeit vom Beginn des 2. Jt. v. Chr. (Emar 5). In mehreren Sondagen wurden aber auch bereits Baureste und Funde der Frühbronzezeit entdeckt, die noch auf eine großflächige Ausgrabung warten.

 

Ein Rundweg durch die Ruinen von Emar

Die Ruinen von Emar sollen in den nächsten beiden Jahren durch einen Rundweg erschlossen werden, der zu den einzelnen Ruinen leitet (Abb. 1). Er beginnt mit einer Treppe, die auf die Kuppe des Ruinenhügels führt. Hier teilt sich der Weg. Nach links wird man zu den bereits teilweise restaurierten Tempeln und zur Stadtmauer geführt, nach rechts zweigt ein Weg zu den Wohnvierteln ab, der am Parkplatz zu Füßen des sog. Praetoriums endet. Diese Wege werden von Hinweistafeln begleitet, die mit ihren Nummern 1 bis 7 (im Plan Abb. 1 rot) auf die einzelnen Abschnitte des Führers zu den verschiedenen Grabungsstellen verweisen.

Die Treppe am Südhang

Die Treppe am Südhang wurde im Herbst 2009 fertig gestellt. Sie soll den steilen Aufstieg von der Straße über den gewachsenen Fels bis auf die Höhe des Ruinenhügels sicherer und bequemer gestalten. Im Verlauf der Treppe wechseln Treppenläufe mit 8-9 Stufen aus Kalkstein (Abb. 2) mit flachen Partien, die mit mittelalterlichen Backsteinen aus der überschwemmten Stadt Balis ausgelegt sind (Abb. 3).

Der weitere Verlauf des Rundweges

Seine Anlage muss zunächst zurückgestellt werden, bis im Frühjahr 2010 die Restaurierung der Tempel und der damit verbundene Transport von Baumaterialien abgeschlossen ist.

Voraussichtlich 2011 wird auch der Weg durch die Ruinen von Balis angelegt (Abb. 1, blau), der dann vom Parkplatz über das Praetorium (Nr.1-2) bis zur südlichen Stadtmauer (Nr. 5) führen soll.

Barbalissos - Balis

Ein Teil der Ruinen von Emar wurde später wieder besiedelt. Hier finden sich Reste der byzantinischen Stadtmauer des Kaisers Justinian mit den restaurierten Ecktürmen (Praetorium Nr. 6). Innerhalb der Stadtmauer konnten noch einige Hausgrundrisse der islamischen Periode ausgegraben werden, Reste der Handelsstadt Balis, die Mitte des 13. Jh. von den Einwohnern aufgegeben wurde, als die Mongolen von Osten heranrückten.

Große Teile der Stadt sind in den Fluten des Stausees untergegangen, so das „Qasr“ (Nr. 7), die große Moschee (Nr. 8) und die Stadtmauer (Nr. 9). Nur das Minarett der Moschee aus aijubidischer Zeit wurde versetzt und blieb uns erhalten.

Die Felskammergräber

Zwischen Emar und Mashhad liegen zahllose in den Felsen gehauene Gräber der Spätantike, die bislang nur teilweise untersucht und aufgenommen worden sind.

Qasr

Ein Palast mit einzigartigen Wandmalereien auf der Höhe über dem See versetzt uns in die glorreiche Epoche der omaijadischen Kalifen am Beginn des 8. Jh. Wahrscheinlich gehörte der Palast Maslama ibn Abdalmalik, einem Sohn des Kalifen, der als General gegen die Byzantiner kämpfte.

Das Minarett der Großen Moschee von Balis

Die französische Mission in Balis rettete in einer aufwändigen Aktion das reich verzierte aijubidische Minarett aus der Großen Moschee in Balis, die nun im See verschwunden ist. Es wurde in einzelne Blöcke zersägt, auf die Hochfläche transportiert und dort im Bereich des Qasr wieder aufgerichtet.

Mashhad

An das Ufer des Stausees zurück führt uns ein Besuch des bedeutenden schiitischen Heiligtums aus dem 11. Jh., das erst jüngst ausgegraben wurde.