Institut für die Kulturen des Alten Orients

Die Entwicklung der Palast-RessourcenKulturen Syriens

Teil-Projekt A04 des Sonderforschungsbereichs 1070 "RessourcenKulturen. Soziokulturelle Dynamiken im Umgang mit Ressourcen"

Projektleitung: Prof. Dr. Peter Pfälzner, Prof. Dr. Ernst Pernicka (Archäometrie)
Projektmitarbeiter: Dr. Ivana Puljiz, Simon Herdt M.A.
Förderung seit 2013

Das Projekt beschäftigt sich mit der Bedeutung von Ressourcen für die soziopolitische und kulturelle Entwicklung der Palastsysteme Syriens während der Mittleren und Späten Bronzezeit (2000 – 1200 v. Chr.). Die Forschung hat die syrischen Palastsysteme bisher primär als ökonomisch funktionierende Haushalte, das heißt als 'Palastökonomien' oder Oikoi definiert. In dem Teilprojekt wird in Abgrenzung zu diesem bisherigen Konzept ergründet, wie diese Staaten Ressourcen auch zur Konstruktion von Macht, politischer Ideologie, kultureller Identität und sozialer Integration sowie zur Festigung, interregionaler Kommunikation und interner wie externer Netzwerke eingesetzt haben. Auf diese Weise soll das traditionelle Modell der 'Palastwirtschaft' durch das neu zu erarbeitende Modell der syrischen Palast-RessourcenKulturen ersetzt werden.

In den bisherigen Untersuchungen des Projekts konnte die herausragende Bedeutung der RessourcenKomplexe, die mit der Nutzung von Gold sowie Silber und Kupfer/Bronze verbunden waren, für die syrischen Palastsysteme der Mittleren und Späten Bronzezeit herausgearbeitet werden. Es konnte aufgezeigt werden, wie durch diese RessourcenKomplexe Prestige erzeugt, Hierarchien gefestigt, Kontakte gestärkt und Macht gewonnen wurden. Auch wurde deutlich, wie als Reaktion auf eine Ressourcenverknappung neues Wissen geschaffen wurde, insbesondere bezüglich der Technologien des Goldhandwerks.

In weiteren Verlauf des Projekts soll eine Synthese der bisherigen Ergebnisse erarbeitet werden, auf deren Basis die angestrebte Neudefinition der Palast-RessourcenKulturen der mittel- und spätbronzezeitlichen Paläste Syriens erreicht werden kann. Dabei wird einerseits in synchroner Betrachtung das Zusammenwirken der verschiedenen RessourcenKomplexe der Paläste beleuchtet und andererseits in diachroner Perspektive die Veränderungen der RessourcenGefüge während des 2. Jahrtausends v. Chr., von der Mittleren zur Späten Bronzezeit herausgearbeitet. Zu diesem Zweck werden die metallbasierten RessourcenKomplexe (Gold, Silber, Bronze) anderen RessourcenKomplexen der Paläste gegenübergestellt. Dazu zählen diejenigen, die sich um Elfenbein, Glas, Quarzkeramik ('Fritte'), Alabaster, Edelsteine, Purpur, Luxuskeramik oder Zedernholz entwickelt haben. Es werden also alle Ressourcen einbezogen, die in der einen oder anderen Weise als Prestigegüter in den altsyrischen Palästen fungierten. Zusätzlich sind diejenigen RessourcenKomplexe zu betrachten, die mit der landwirtschaftlichen Produktion der Paläste verbunden sind, also Ackerbau und Viehzucht. Die Daten hierfür sind sowohl aus archäologischen als auch philologischen Quellen zu gewinnen. Auf diese Weise können die spezifischen Kennzeichen der RessourcenKulturen der Paläste herausgearbeitet werden. Dabei ist durchaus zu erwarten, dass die einzelnen Paläste unterschiedliche RessourcenKulturen besaßen. Auch Veränderungen von der Mittleren zur Späten Bronzezeit sind gut vorstellbar, deuten sich durch die bisherigen Untersuchungen auch schon an, und müssen deshalb beleuchtet werden. Dies kann Einblicke in unterschiedliche sozio-kulturelle Dynamiken in beiden Perioden liefern. Die Untersuchungen sollen zusammenfassend zu einer neuen, ressourcen-basierten Konzeptualisierung der altsyrischen Palastsysteme führen.

Um eine vergleichende Bewertung der metallbasierten gegenüber den mit anderen Prestigegütern und strategischen Nahrungsressourcen verbundenen RessourcenKomplexen zu unterstützen, werden zudem weitere archäometallurgische Untersuchungen durchgeführt. Im Mittelpunkt steht die Herkunft der wichtigsten metallischen Rohstoffe: Gold, Silber, Kupfer und Zinn. Zu diesem Zweck werden Isotopenverhältnisse von Blei, Kupfer und Zinn vorwiegend an Kupferartefakten aus Qaṭna analysiert, um Rohmaterialprovenienzen einzugrenzen. Daraus werden wichtige Hinweise auf die Vernetzung und die Außenverbindungen der Palastsysteme erwartet. Diese bilden einen weiteren grundlegenden Baustein für ein Verständnis der Palast-RessourcenKulturen der syrischen Paläste.

Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Aktenzeichen: INST 37/842-2