Bei dem türkischen Dorf Tüse liegen die Reste einer Burg (o. l.) und einer Siedlung, deren Nutzung bis ins 6./5. Jh.v. Chr. zurückverfolgt werden kann. In klassischer Zeit entstanden dort die Burg innerhalb einer ummauerten Akropolis und die ebenfalls ummauerte Hangsiedlung. Zugehörige Kammergräber und Tumuli sowie für gewöhnlich mit Dynastensitzen verbundene Grabformen - Pfeilergräber und ein Heroon - bezeugen die politische Bedeutung der Siedlung in spätarchaischer und klassischer Zeit. In die 2. Hälfte des 6. Jhs. v. Chr. gehörende, griechischen und persischen Einfluß verratende Reliefs (o. r. ein Löwe, der eine Wildziege schlägt; u. l. eine Bankettszene (Dienersteht vor Gelagerten)) sowie ein wahrscheinlich in die Mitte des 5. Jhs.v. Chr. zu datierender Tempel griechischen Typs (u. r.) unmittelbar neben der Burg zeigen, daß die hier residierenden Kleinherrscher 'modernen' zivilisatorischen Strömungen nicht fernstanden.
In der hellenistischen Epoche wurde Tüse eine ländliche Gemeinde auf dem Territorium der Polis Kyaneai. Die Burg wurde nun als Grenzfestung genutzt, die Hangsiedlung fortgeführt. In der römischen Kaiserzeit verlagerte sich das Zentrum der Besiedlung immer mehr an die Ränder der kleinen Ebenen am Fuß des Düzkale Tepesi. Die geringe Zahl zugehöriger Sarkophage zeugt von der geringen Bedeutung Tüses.
In der Spätantike und der byzantinischen Epoche setzt sich diese Besiedlung fort, und eine kleine Kirche wird auf einem Hügel am Rand der Ebene nordwestlich von Tüse errichtet. Es ist anzunehmen, daß hier wie sonst im Yavu-Bergland die Besiedlung zu Beginn des 14. Jhs. abbrach. Sie setzte erst wieder im 19. Jh. ein.