Tübinger ForscherInnen kooperieren mit der UNESCO, um die numerische Bildung zu verbessern
In dem vor wenigen Wochen vorgestellten "Global Education Monitoring Report" der UNESCO wird neben der Lese- und Schreibfähigkeit erstmalig auch die Messung der numerischen Fähigkeiten ins Zentrum gestellt:
Diese Fähigkeiten werden nicht nur im Schulunterricht, sondern auch in den Familien und anderen Lebenszusammenhängen vermittelt. Grundlage für diese Analyse ist eine neue Forschungstechnik, die wesentlich in der Tübinger Forschungsgruppe für Wirtschaftsgeschichte (um Prof. Jörg Baten) erstellt wurde, die sogenannte "Age-Heaping Technik". Sie benutzt den mittlerweile solide dokumentierten Zusammenhang von Rundungsverhalten bei (fehlerhaften) Altersangaben und basisnumerischen Fähigkeiten. Im vorliegenden "Global Education Monitoring Report" können auf diese Weise Regionen und soziale Gruppen identifiziert werden, für die spezielle Bildungsanstrengungen erforderlich sind.
Insgesamt fand ein Anstieg der numerischen Fähigkeiten über die letzten Jahrzehnte statt, der vor allem auf die gestiegene Partizipation an der Schulbildung zurückgeführt werden kann. Allerdings gibt es immer noch große Unterschiede, die ärmeren Bevölkerungsschichten nehmen an der positiven Entwicklung in einigen Ländern kaum teil. Eine Art Epizentrum von noch ausbaufähigen numerischen Fähigkeiten liegt beispielsweise in der Region zwischen Nordnigeria, Niger und Somalia, sowie in Gambia und Sierra Leone. Insgesamt korrelieren Stadt-Land-Disparitäten sowie Vermögensunterschiede signifikant mit numerischen Fähigkeiten. Aber auch soziale Gruppen, die relativ viel zusätzliche Schulbildung erhielten, konnten nicht immer entsprechend ausgeprägte basisnumerische Fähigkeiten entwickeln – „non-state actors“ wie z.B. die Familien und Freundeskreise haben ebenfalls eine entscheidende Rolle.