Forschungsteam des Lehrstuhls für Wirtschaftsgeschichte untersucht Zusammenhang zwischen Ungleichheit und Bürgerkriegsrisiko
(IMAGO / Pacific Press Agency / Michael Nigro)
Wirtschaftliche Ungleichheit als Bürgerkriegsrisiko
Ein Forschungsteam des Lehrstuhls für Wirtschaftsgeschichte in Tübingen hat den Zusammenhang zwischen wirtschaftlicher Ungleichheit und dem Ausbruch von Bürgerkriegen untersucht, auf Basis von Daten aus den vergangenen 200 Jahren und 193 Ländern. Das zentrale Ergebnis: Wirtschaftliche Ungleichheit erhöht das Risiko auf einen Bürgerkrieg.
Die Studie verwendet einen multidimensionalen Ungleichheitsindikator. Dieser berücksichtigt neben Einkommen und Landverteilung auch Unterschiede in der durchschnittlichen Körpergröße. Letzteres gilt als Indikator für die Versorgungslage und den Gesundheitsstand in einer Bevölkerung. Damit konnten auch historische Datenlücken geschlossen werden, die zeigen, dass in Ländern wie den USA, Großbritannien oder Russland das Bürgerkriegsrisiko in den letzten Jahrzehnten spürbar gestiegen, teils auf über 20 Prozent. Gleichzeitig zeigen sich aber auch präventive Hebel: Maßnahmen wie progressive Steuern oder bessere Bildungschancen könnten Ungleichheit und damit die Konfliktgefahr reduzieren.
Andere Einflussfaktoren auf das Risiko von Bürgerkriegen werden ebenfalls untersucht. Größere Länder mit einer hohen Bevölkerungszahl weisen demnach ein erhöhtes Risiko auf. China verzeichnete in den letzten 200 Jahren die meisten Bürgerkriege, gefolgt von Mexiko, Argentinien und anderen. Auch frühere Bürgerkriege erhöhen die Wahrscheinlichkeit weiterer Konflikte, während eine zunehmende Demokratisierung das Risiko senkt. Wirtschaftswachstum hingegen zeigt laut der Studie keinen messbaren Einfluss.