Top News
06.03.2023
Outgoing: Eine Erasmus-Studentin in Warschau
Lisa Engeser ist zum Auslandsstudium nach Warschau in Polen gegangen. Sie hat am Erasmus+ Programm teilgenommen und das social top-up erhalten. Die 22jährige studiert Economics and Business Administration im 5. Semester. Ihren Studienabschluss plant sie im Jahr 2024. Ramona Gresch hat sie nach ihren Erfahrungen gefragt.
Warschau, die Hauptstadt Polens, hat nicht nur eine vielfältige Architektur, sondern auch mehrere Universitäten. Wo hast du studiert?
Ich war an der SGH (Szkoła Główna Handlowa w Warszawie), der Warsaw School of Economics
Was hat dich an Warschau für dein Auslandssemester gereizt?
Deutschland und Polen haben eine langjährige historische Beziehung. Obwohl es unser direktes Nachbarland ist, haben die meisten Deutschen das Land noch nie besucht. Ich war zuvor einmal in Polen gewesen und das hat mir so gut gefallen, dass ich noch mehr sehen wollte. Außerdem wollte ich mein Auslandssemester in einer Großstadt verbringen und da war die knapp zwei Millionen Einwohner Stadt Warschau mit ihrer reichen Geschichte und Kultur meine erste Wahl. Das Thema Geld war für mich auch ein wichtiger Einflussfaktor, durch den viele andere Städte rausgefallen sind, denn ich wollte in meiner Auslandszeit viel sehen und erleben, was in einem Land mit niedrigeren Lebenshaltungskosten deutlich einfacher ist.
Wie unterscheidet sich die Lehre dort von der Lehre in Tübingen? Was gefällt dir besonders gut? Welche Erfahrungen findest du nachahmenswert? Was findest du weniger gut?
Die Lehre unterscheidet sich sehr stark von der an der Uni Tübingen. Die Kurse haben eher Schulklassengröße und man erhält in der Regel für jeden Kurs 3 ECTS. Außerdem ist der Praxisbezug viel größer. Ich würde sagen man könnte es mit einer Hochschule für angewandte Wissenschaft vergleichen, da viele Dozenten nur nebenberuflich an der Uni sind. Der Arbeitsaufwand war geringer als in Tübingen. Die Note setzte sich in der Regel aus mündlicher Beteiligung, Präsentationen und einer Klausur am Ende des Semesters zusammen. Mir hat der Praxisbezug sehr gut gefallen und dass die Endnote aus mehreren Teilnoten besteht und nicht alles von einer Klausur am Ende abhängt. Außerdem haben die mündliche Beteiligung, Gruppenarbeiten und Präsentation die Softskills gefördert.
Weniger gut hat mir gefallen, dass die Anforderungen oft nicht klar kommuniziert wurden, und die Planung im Vergleich zu Tübingen eher chaotisch war. Außerdem ist man bei den meisten Kursen inhaltlich nicht sehr stark in die Tiefe gegangen, was natürlich mit der geringeren ECTS Punktzahl zusammenhängt. Auch das Englisch mancher Dozenten ließ zu wünschen übrig.
Was kannst du anderen Studierenden mitgeben, die ebenfalls ein Semester im Ausland verbringen wollen?
Wenn ihr die Chance habt ein Auslandssemester zu machen, würde ich diese auf alle Fälle nutzen. Man lernt sehr viel über sich selbst und sammelt neue Erfahrungen. Außerdem hat man viele Möglichkeiten finanzielle Unterstützung zu erhalten. Ein Auslandsaufenthalt hilft über den eigenen Tellerrand zu schauen und Leute aus anderen Kulturen kennenzulernen.
Ich würde auf alle Fälle empfehlen in ein Land zu gehen, in dem man vielleicht noch nicht war, beziehungsweise in ein Land das für viele vielleicht nicht die „erste Wahl“ wäre. Seine Entscheidung sollte man nicht von der Meinung anderer abhängig machen.
Es kommt meiner Meinung nach nicht darauf an, an welche Uni man im Ausland geht, was einen am Ende wirklich weiter bringt und im Gedächtnis bleibt sind die Erfahrungen die man in dem Land gemacht hat.
Hast du viel vom Land gesehen?
Ich habe Danzig, Krakau und Lublin besucht. Da Warschau relativ zentral in Osteuropa liegt, haben wir auch Ausflüge nach Riga und Budapest gemacht. Mit dem Zug Polen zu erkunden ist außerdem deutlich günstiger als in Deutschland und hätte ich mehr Zeit gehabt, hätte ich bestimmt noch mehr angeschaut. Aber auch in Warschau gab es viel zu erleben.
Würdest du dich noch einmal für ein Auslandssemester in Warschau entscheiden?
Ich würde mich jedes Mal wieder für Warschau entscheiden. Das waren wirklich die spannendsten und lehrreichsten vier Monate meines Lebens. Ich habe viele neue Leute kennengelernt und viel über Polen, die Kultur und seine Geschichte erfahren.
Wie hast du die Organisation und Abwicklung des Erasmusprogramms am Fachbereich WiWi erlebt?
Die Abwicklung war relativ unkompliziert, auch wenn der Fachbereich im Gegensatz zu anderen Universitäten noch nicht alles auf online umgestellt hat. Bei Problemen hatte man immer einen Ansprechpartner.