Paper: A Structural Quantitative Analysis of Services Trade De-liberalization
Die Tübinger WiWis Valeria Merlo und Georg Wamser haben zusammen mit Sven Blank (Deutsche Bundesbank) und Peter Egger (ETH Zürich) ein Paper im Journal of International Economics veröffentlicht, welches die Auswirkungen einer De-Liberalisierung des Dienstleistungshandels thematisiert.
Ein substanzieller Teil des Handels zwischen Volkswirtschaften besteht aus dem Austausch von Dienstleistungen. Vor diesem Hintergrund ist es überraschend, dass die überwiegende Mehrheit der quantitativen Handelsmodelle nur den Warenhandel und die entsprechenden Schlüsselparameter dazu beschreibt. Der vorliegende Artikel zielt deshalb darauf ab, quantitative Kernaussagen für den Dienstleistungssektor in einem Modell mit beidem – Waren- und Dienstleistungshandel – zu ermitteln. In einem Mehrländer- und Mehrsektorenmodell werden zunächst zentrale Parametern des Dienstleistungshandels ermittelt. Dies wird mit Hilfe von Transaktionsdaten deutscher Dienstleistungshändler (Bereitgestellt von der Deutschen Bundesbank) durchgeführt. Im Anschluss werden Markteintrittskosten (nach Sektor und Markt) in beobachtbare und nicht-beobachtbare Komponenten zerlegt. Die Gesamtkosten für Transaktionen zwischen Verkäufern und Kunden auf dem Dienstleistungsmarkt werden durch den begünstigten Marktzugang für Dienstleistungen im Rahmen von Handelsabkommen erheblich gesenkt. Das Modell erlaubt entsprechend, die Auswirkungen einer De-Liberalisierung des Dienstleistungshandels (wie durch den Brexit) zu quantifizieren. Zum Beispiel würde eine Aufgabe aller bestehenden Handelsabkommen für Dienstleistungen den realen Konsum um bis zu 6,7% senken – je nach Volkswirtschaft. Mit einem ähnlichen Rückgang der Reallöhne und Dividenden ist zu rechnen. Für die meisten Volkswirtschaften hat die De-Liberalisierung des bevorzugten Marktzugangs für Dienstleistungen je nach ihrer Input-Output-Struktur auch negative Auswirkungen auf das verarbeitende Gewerbe.