Internationales Zentrum für Ethik in den Wissenschaften (IZEW)

Stephan Pohl

Dissertationsprojekt

Stephan PohlNeuromodulatorische Selbstgestaltung – Zur Zulässigkeit der Tiefen Hirnstimulation

Bei der Tiefen Hirnstimulation (THS) werden Elektroden ins Zentralnervensystem implantiert, um mittels eines Impulsgenerators spezifische Gehirnregionen zu stimulieren. Die zunächst bei Morbus Parkinson, Dystonien und anderen Bewegungsstörungen etablierte Therapie wird zunehmend auch bei vorwiegend psychiatrischen Erkrankungen wie schweren Depressionen oder Angst- und Zwangsstörungen eingesetzt. Symptome können gelindert, Krankheiten aber nicht ursächlich geheilt werden.

Dabei auftretende (un)beabsichtigte Veränderungen der sozialen Interaktion waren Ausgangspunkt der Dissertation. Die Arbeit definiert den Begriff der Neuromodulation neu und versucht einen Beitrag zu der Frage zu leisten, wie das `Selbst´ zu verstehen ist, das im Mittelpunkt der Gestaltung steht. Auch jenseits therapeutischer Eingriffe stellt sich die Frage, was oder wer genau durch physikochemische Wirkungen und durch intentionale Handlungen verändert wird? Ohne eine Erörterung dieser Thematik kann auch keine Antwort auf die Frage nach der Zulässigkeit einer Neuromodulation wie der Tiefen Hirnstimulation gegeben werden.

Meine Dissertation setzt sich im Anschluss an evolutionär-erkenntnistheoretische, (sozial)-konstruktivistische, systemtheoretische und phänomenologische Überlegungen mit der geschilderten Problematik auseinander. Dabei stehen ein medizinisch-philosophisch orientierter Autor und ein phänomenologisch und ethisch orientierter Autor im Mittelpunkt meiner Analyse. Dies führt mich zu Implikationen sowohl für die Praxis der medizinischen Datenerhebung als auch für die normative Frage nach der Zulässigkeit von Neuromodulationen.

Zur Person

Stephan Pohl studierte Biologie (Diplom) und Philosophie in Freiburg, Madrid und Berlin. Seine Diplomarbeit ("Serotoninkataboliten in der Ätiologie des Alkoholismus") fertigte er in einer neurochemischen Arbeitsgruppe am Max-Planck-Institut für molekulare Genetik an. Das Dissertationsprojekt wird von Prof. Dr. Regine Kather (Philosophisches Seminar der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg) und Prof. Dr. Alireza Gharabaghi (Klinik für Neurochirurgie am Universitätsklinikum Tübingen) betreut.

Kontakt

stephan.pohl[at]izew.uni-tuebingen.de