Deutsches Seminar

Absolventenprofil Schwarz



MAIKE SCHWARZ

Warum haben Sie sich für den MA Germ. Linguistik in Tübingen entschieden?
Ich kannte die Uni Tübingen bereits durch meinen Bachelor in Germanistik bzw. Allgemeine Sprachwissenschaft. Da ich mich sehr wohl und gut betreut gefühlt habe, lag es nahe, auch den Linguistik-Master hier zu absolvieren. Außerdem kannte ich aus dem Bachelor bereits einige der Linguistik-DozentInnen und wusste auch, dass dieser Masterstudiengang zu den deutschlandweit besten im Bereich Linguistik zählt.

Was hat Ihnen besonders gut am MA Germ. Linguistik gefallen?
Gut gefallen hat mir die freundschaftliche, beinahe familiäre Atmosphäre in der kleinen Abteilung mit einer übersichtlichen Anzahl an Lehrkräften und Studierenden – man kannte und schätzte sich schnell, die DozentInnen kümmerten sich sehr um die Studierenden und strebten auch außerhalb der Uni einen guten Kontakt zu ihnen an. Bei allen Fragen rund ums Studium bekamen wir schnelle und unbürokratische Hilfe. Auch der Umgang zwischen uns Studierenden war freundlich und ungezwungen, wir organisierten regelmäßige Stammtische und vernetzten uns zum Beispiel in Facebook-Gruppen.

Was haben Sie so im MA Germanistische Linguistik nicht erwartet?
Nicht erwartet habe ich, dass man in den Logik- und weiterführenden Semantik-Seminaren sehr viel mathematisches Wissen benötigt und wieder mit Formeln konfrontiert wird, die man seit dem Mathe-Abitur nicht mehr verwendet hat.

Worüber haben Sie Ihre Masterarbeit geschrieben?
Ich schrieb über die soziolinguistischen Aspekte des Demonstrativpronomens „der“ verglichen mit denen des Personalpronomens „er“.

Manche kennen vielleicht auch aus ihrer Kindheit folgende ungeschriebene Alltagsregel: Sätze wie „Mama, der hat mich geärgert!“ seien unhöflich oder umgangssprachlich, man solle stattdessen „Mama, er hat mich geärgert!“ sagen. Doch warum empfinden deutsche MuttersprachlerInnen „der“ als deutlich unhöflicher und umgangssprachlicher als „er“? Lässt sich dieses Sprachgefühl auch begründen? Da es dazu noch keine wissenschaftliche Untersuchung gab, wollte ich es mit einer explorativen Korpusstudie herausfinden.

In einem großen Sprachkorpus aus Bundestagsreden recherchierte ich stichprobenartige Daten sowohl mit dem Demonstrativpronomen „der“ als auch dem Personalpronomen „er“ und verglich darin den engen und weiten sprachlichen Kontext rund um diese Pronomen: Ich untersuchte die Pronomen-Kontexte unter dem Aspekt, ob es dort auffällig viele umgangssprachliche/vs. förmliche, unhöfliche/vs. höfliche, abwertende/vs. aufwertende und emotionale/vs. emotional-neutrale Wörter gibt. Diese (un-)emotionalen Signalwörter können nämlich darauf hinweisen, dass die Funktionswörter „der“ und „er“ – ebenso wie sie selbst –umgangssprachlich, abwertend, unhöflich oder emotional sind (oder entsprechend das Gegenteil).

Wie war es, in Tübingen zu studieren?
Für mich war Tübingen in meinem damaligen Lebensabschnitt der ideale Studienort. Wenn man gemütliche, romantische Bilderbuch-Städte mag, dann mag man auch Tübingen. Die Stadt hat mit rund 90.000 Einwohnern auch eine sehr angenehme Größe: Sie ist kompakt genug, dass man überallhin zu Fuß kommt, aber groß genug, dass es alles in der Nähe gibt, was ein junger Mensch braucht. Tübingen ist die jüngste Stadt Deutschlands und das merkt man an jeder Ecke: Wirtschaft, Kultur, Gastronomie und Verkehr sind ganz auf die Studierenden ausgerichtet. Im negativen Sinne betrifft das leider auch den Wohnungsmarkt und die Mietpreise – in Tübingen zu leben ist für Menschen in der Ausbildung sehr teuer und um die wenigen günstigen Wohnmöglichkeiten gibt es außerdem einen riesigen Konkurrenzkampf. Da sind Ausdauer und ein dickes Fell wichtig.

Was haben Sie nach Ihrem Abschluss gemacht?
Nach meinem Master-Abschluss habe ich 2017 eine spannende Traineestelle für Kommunikation und Recherche in einem Stuttgarter Unternehmen zur Förderung der Film- und Kreativwirtschaft bekommen. Das Unternehmen ist eine Landeseinrichtung und Teil des SWR. Wenn ich dieses Volontariat nach 18 Monaten beendet haben werde, kann ich als Online-Redakteurin oder Referentin für Kommunikation arbeiten.

Nachtrag: 2019 erfüllte ich mir ganz allein einen besonderen Traum und arbeitete ein Jahr als Lehrerin für „Deutsch als Fremdsprache“ an einer staatlichen Uni in China. Diese einmalige und seltene Chance hat mir auch mein Masterstudiengang ermöglicht, denn für ein chinesisches Arbeitsvisum benötigt man viele Voraussetzungen, unter anderem eine renommierte und gute Ausbildung wie meine.