Musikwissenschaftliches Institut

Teilprojekt C1: Die Musik der Engel. Zur Auseinandersetzung mystischer und aristotelischer Konzeptionen im 13. Jahrhundert

Abstract

Ps.-Dionysius Areopagita hat insbesondere in De ecclesiasticas hierarchia das liturgische Geschehen als Abbild der himmlischen Hierarchien gedeutet. Die irdischen Amtsträger Bischof, Priester und Diakon vollziehen so etwas nach, was in der Wirklichkeit jenseits der Erde seinen eigentlichen Ort hat. Darin spielen neuplatonische Vorstellungen über Entsprechungsverhältnisse eine Rolle, aber auch Konzepte des Schönen, das sich in Bildlichkeit wie im Klang, insbesondere der himmlischen Musik der Engel entfaltet.
Diese Konzepte hatten frömmigkeitsgeschichtlich eine besondere Wirkung in mystischen Kreisen, regional konzentrierte sich vieles auf dien Raum Paris, insbesondere St. Denis und sein Umfeld zu. Nachdem schon umfassender über die Wirkung der dionysischen Philosophie auf den Kathedralbau diskutiert worden ist, soll in dem anstehenden Projekt die Wirkung der dionysischen Konzeption auf das Musikverständnis untersucht werden. Gerade wegen der Konzentration auf Paris findet dabei eine besondere Aufmerksamkeit die Aristotelesrezeption statt, die wiederum in Paris durch die seit dem frühen 13. Jahrhundert entstehende Universität einen Schwerpunkt hatte und selbstverständlich im Rahmen des Quadriviums an der artes-Fakultät auch musikalische Harmonien untersuchte.
Beide Traditionen, dionysische wie aristotelische hatten starken Einfluss auf Thomas von Aquin. Daher wird im Mittelpunkt der Untersuchungen dessen Verständnis von Musik der Engel beziehungsweise allgemeiner von Musik im Rahmen christlicher Liturgie stehen. Gefragt wird nach den Einflüssen, die er verarbeitet hat, wie auch nach der religiösen Deutung, die er Musik und ihren Harmonien gab. Inwiefern nähert sich Musik göttlichen Wirklichkeiten an beziehungsweise ist deren Abbild, und wieweit ist Musik vorwiegend als menschliche ars zu verstehen, die der Kunstfertigkeit des Menschen unterliegt.

Personen

Prof. Dr. Volker Leppin (Projektleitung)

Paula Uhlmann (Hilfskraft)