Die heute bekannten rund 300 Erbteilungsurkunden sowie weitere Rechtsurkunden und Bestimmungen in den Rechtssammlungen werden im Projekt inhaltlich ausgewertet. Nachgegangen wird folgenden Fragestellungen: Welches Formular haben Erbteilungsurkunden? Welche Unterschiede im Formular gibt es in den verschiedenen Städten Babyloniens? Wie lauten die sumerischen und akkadischen erbrechtlich relevanten Begriffe und wie sind sie konkret zu verstehen? Welche Güter sind in Nachlässen dokumentiert und in welchem Umfang? Wer waren die Erblasser und wer die Erben? Wie hat man sich den Ablauf einer Erbteilung vorzustellen? Wie groß waren die Anteile der einzelnen Erben?
Eine weitere Frage betrifft zudem die wirtschaftliche Auswirkung von Erbteilung: Das väterliche Vermögen erbten in der Regel die Söhne. Töchter erhielten bei der Heirat eine Mitgift, zogen in den Haushalt des Ehemannes und schieden aus ihrer Familie aus. Die Söhne teilten das Vermögen zu gleichen Teilen. Der älteste Sohn erhielt einen Extra-Anteil vermutlich als Entschädigung für seine Aufgaben als Nachlassverwalter. Dieser Extra-Anteil umfasste aber höchstens einen extra Erbteil. Da die Familien, die uns in den Erbteilungsurkunden entgegentreten, z.T. sehr kinderreich waren, mussten diese Regeln der Erbteilung auf Dauer eine Zersplitterung des Familienvermögens mit sich bringen. Untersucht werden soll daher auch, ob es geeignete Maßnahmen gab, diesem Effekt entgegenzuwirken und inwieweit sie Anwendung fanden.