Deutsches Seminar

Nibelungenlied

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('ich wil iuch beide lâzen', sprach er, 'ledec gên.
daz mîne vîende hie bî mir bestên)
f. 11ra: des wil ich haben bürgen, daz si mîniu lant
iht rûmen âne hulde.' des bôt Liudgêr die hant.

Die wider heim ze hûse heten reise muot,
die bat man noch belîben, sô man vriunden tuot.
der künec gie ze râte, wie er lônte sînen man;
sie heten sînen willen nâch grôzen êren getân.

Dô sprach der hêrre Gêrnôt: 'man sol si rîten lân.
über sehs wochen sî in daz kunt getân,
daz si komen widere zeiner hôhgezît.
sô ist maniger geheilet, der noch vil sêre wunder lît.'

Dô gerte ouch urloubes Sifrit von Niderlant.
dô der künec Gunther den willen sîn ervant,
er bat in minneclîchen noch bî im bestân.
niwan durch sîn swester, sôn waerez nimmer getân.

Dar zuo was er ze rîche, daz er iht naeme solt.
er hetez wol verdienet: der künec was im holt.
sam wâren sîne mâgen. die heten daz gesehen,
waz von sînen handen in dem strîte was geschehen.

Durch der schoenen willen gedâhte er noch bestân,
ob er si sehen möhte. sît wart ez getân:
wol nâch sînem willen wart im diu maget bekant.
sît reit er vroeliche în daz Sigemundes lant.

Sprecher: Dr. Frieder Schanze
Text: Nibelungenlied, ed. Lachmann 1960, Str. 250,3 - 275,1.