Am 20. Januar war der bekannte Islamwissenschaftler Professor em. Josef van Ess zu Gast am ZITH und teilte seine Überlegungen über die Islamische Theologie und ihre Zukunftsperspektiven in Deutschland mit den Studierenden.
Am 29. Januar hielt Tobias J. Jocham im Historischen Lesesaal der Universitätsbibliothek einen Vortrag über die Tübingen Koranhandschrift MA VI 165 und die Erforschung der koranischen Textgeschichte im Rahmen des Akademienvorhabens Corpus Coranicum. Jocham hatte im Rahmen des Projekts "Coranica" eine Probenkampagne von C14-Analysen früher Qurʾān-Handschriften organisiert. Dadurch war die überraschende Datierung der Tübinger Handschrift auf das siebte Jahrhundert ermöglicht worden.
Am 3. Februar referierte Dr Claire Norton, Dozentin der St Mary's Universität London zum Thema "(In)tolerant Ottomans: polemic, perspective and the reading of primary sources".
Am 11. Februar besuchten Prof. Albrecht Fuess, Geschäftsführender Direktor des Zentrums für Nah- und Mittelost-Studien der Philipps-Universität Marburg, und die Schüler eines Gymnasiums im Rahmen ihres Französisch-Kurses zusammen mit ihrer Lehrerin die Villa Köstlin. Prof. Fuess referierte über Musik und Islam in Frankreich. Seinem Vortrag konnte entnommen werden, dass die musikalische Entwicklung der jungen Muslime in den letzten Jahrzehnten auch politische und soziale Hintergründe hat.
Dr. Ruggero Vimercati Sanseverino nahm im Rahmen der Forschungsgruppe "Der Prophet des Islams im Spiegel seiner Gemeinde: Lehren, Geschichte, Praktiken und zeitgenössische Herausforderungen" (Le Prophète de l’islam au miroir de sa communauté: Doctrines, histoire, pratiques et enjeux contemporains) am 9. März an einem Symposium im IREMAM in Aix-en-Provence (Frankreich) teil. Er präsentierte einen Beitrag zu dem Thema "Als Adam um die Fürsprache des Propheten bat: Zeitgenössische Kontroversen um ein Hadith" (Adam demandant l’intercession du Prophète: controverses contemporaines autour d’un hadith).
In der französischen Zeitschrift "Cahiers de l'islam" (Paris) wurde am 14. März ein Interview mit Dr. Ruggero Vimercati Sanseverino zum Thema "Heiligkeit im Islam und in Fez" veröffentlicht. Zudem wurde sein 2014 veröffentliches Buch "Fès et sainteté de la fondation au Protectorat: hagiographie, tradition spirituelle et héritage prophétique dans la ville de Mawlay Idris" vorgestellt. In dem Gespräch ging es vordergründig um das islamische Verständnis von Heiligkeit (al-walāya, al-ṣalāḥ) bzw. von der idealen Beziehung des Menschen zu Gott, insbesondere wie es in der hagiographischen Literatur zum Ausdruck kommt. Dabei ist laut Dr. Vimercati Sanseverino das Paradigma der muhammadanischen Nachfolge, das je nach Kontext und gesellschaftlichem Bedarf entsprechen interpretiert und reaktualisiert wird, bestimmend für die sunnitische Auffassung menschlicher Vollkommenheit und Gnadenerfahrung. Daran anschließend ging es um die Bedeutung der awliyā‘ Allāh ("die Freunde Gottes") als lebendige Verkörperung des prophetischen Ideals in Zeiten gravierender gesellschaftlicher und sozioreligiöser Umbrüche.
Frau Prof. Dr. Lejla Demiri vertritt seit April 2015 das ZITh im Wissenschaftlichen Beirat des Forum Scientiarum. Das Forum ist eine Einrichtung der Universität Tübingen zur Förderung des Dialogs zwischen den Wissenschaften in Forschung und Lehre.
Am 20. April fand am ZITh das Treffen der Koordinatoren der Zentren für Islamische Theologie statt. Dr. Ruggero Vimercati Sanseverino leitete das Treffen, zu dem jeweils Vertreter aus den Standorten Frankfurt, Osnabrück, Münster, Erlangen und Paderborn kamen. Die Themen "Forschung, Lehre und Öffentlichkeitsarbeit" wurden im gegenseitigen Austausch erörtert, wobei es vor allem um die Frage ging, in welchen Bereichen die verschiedenen Zentren verstärkt miteinander kooperieren können bzw. welche Herausforderungen nur gemeinsam bewältigt werden können.
Am 29. April hielt die Juristin Dr. Kirsten Wiese einen Vortrag über die jüngste Kopftuch-Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts. Im Januar 2015 hatte das Gericht auf die Klage zweier Pädagoginnen in Nordrhein-Westfalen hin entschieden, dass ein pauschales Verbot religiöser Bekundungen in öffentlichen Schulen durch das äußere Erscheinungsbild von Pädagoginnen und Pädagogen mit deren Glaubens- und Bekenntnisfreiheit nicht vereinbar ist. Von einer äußeren religiösen Bekundung müsse eine hinreichend konkrete Gefahr der Beeinträchtigung des Schulfriedens oder der staatlichen Neutralität ausgehen, um ein Verbot zu rechtfertigen. Wiese hat über Kopftuchverbote bei Lehrerinnen promoviert und ist Mitglied der Humanistischen Union, die eine strikte Trennung von Kirche und Staat fordert.
Am 5. Mai hielt Dr. Ayman Shihadeh, Dozent der Islamwissenschaft an der SOAS der Universität London, einen Vortrag zum Thema "Die Entstehung der erläuternden Berichterstattung über Avicenna". In seinem Vortrag untersuchte Shihadeh die Beziehung zwischen Philosophie und Theologie im 12. Jahrhundert anhand des frühesten Kommentars über Ibn Sinas "Isharat" von Sharaf al-Din al-Mas'udi.
Am 23. Mai 2015, dem Jahrestag der Verabschiedung des deutschen Grundgesetzes, fand auf dem Tübinger Marktplatz eine große öffentliche Kundgebung unter dem Motto „Ja zur Vielfalt“ statt. Das überparteiliche „Tübinger Bündnis für Respekt und Mitmenschlichkeit“, das auch vom ZITH unterstützt wird, wollte damit, gerade in Zeiten steigender Flüchtlingszahlen, ein starkes Zeichen für den interkulturellen wie interreligiösen Dialog und ein friedliches Zusammenleben in der Gesellschaft setzen. Neben verschiedenen kulturellen Beiträgen gab es gesellschaftspolitische Redebeiträge sowie ein „Gespräch der Religionen“, an dem auch Dr. Vimercati Sanseverino, wissenschaftlicher Leiter des Zentrums für Islamische Theologie, teilnahm.
Die zweibändige Enzyklopädie "Muhammad in history, thought and culture", an der Dr. Ruggero Vimercati Sanseverino mit zwei Beiträgen mitwirkte, wurde mit den "US 2015 RUSA Award for 'Outstanding Reference Sources'" ausgezeichnet. Die Auszeichnung wurde 1958 in den USA gegründet, um die Publikationen hervorragender Referenzwerke zu würdigen und an öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken zu empfehlen. Die ausgewählten Titel sind wertvolle Nachschlagewerke und eignen sich im besonderen Maße für die Aufnahme in Referenzsammlungen jeglicher Art von Bibliothek.