Universitätsbibliothek

Uzan und Castro: Kitāb al-Alf laila wa-laila

Buch 1, bis zur 76. Nacht

Tunis (Tunesien) 1887
Signatur: Ci IX 59 d-1

Bei diesem Objekt handelt es sich um eine Ausgabe von „1001 Nacht“ aus Tunis in judäoarabischer Sprache. Dieser Dialekt des Arabischen, der mit hebräischen Buchstaben von rechts nach links geschrieben wird, wurde von den seit vielen Jahrhunderten in der arabischen Welt lebenden Juden genutzt. In ihrem Alltag verbanden sich hebräische, arabische und französische Sprache und Kultur zu einer historisch einzigartigen Konstellation, die den Druck der vorliegenden Ausgabe ermöglichte. Tunesien wird 1881 zur französischen Kolonie und befindet sich 1887 in einer Phase der Europäisierung, die vor allem von den tunesischen Juden positiv aufgenommen wird.

S. Uzan, ein jüdischer Sprachwissenschaftler aus guter Familie, und M. Castro gründen 1885 in Tunis eine Druckerei, um Zeitschriften, europäische Klassiker und regionale Literatur auf Judäoarabisch allen tunesischen Juden zugänglich zu machen. „1001 Nacht” ist eines der ersten Werke, das in diesem Verlag das Licht der Welt erblickt.

Auf dem Vorsatzblatt finden sich Anmerkungen des deutschen Orientalisten Theodor Nöldeke (1836–1930), dessen Nachlass sich in der Universitätsbibliothek Tübingen befindet. Die Anmerkungen beziehen sich vor allem auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede zur 2. Bulaqer Ausgabe (siehe Exponat in Vitrine 3).

Die Ausgabe endet auf Seite 640 in der 76. Nacht mitten im Satz und es gibt keine weiterführenden Bände. Außerdem ändert sich auf Seite 160 aus bisher ungeklärten Gründen die Formatierung. Da der politische Kontext unverändert blieb und der Verlag noch lange weiter aktiv war, könnte man vermuten, dass der Übersetzer ausgefallen ist. Oder lohnte sich der Druck des umfangreichen Werkes etwa nicht?

Matilda Wehling