Fachbereich Geowissenschaften

21.06.2023

Startschuss für das Grundwasser-Forschungsprojekt im Neckartal und im Oberen Gäu

Mit einer Auftaktveranstaltung an der Universität Tübingen und am ASG-Brunnen in Kiebingen begann am Donnerstag die Zusammenarbeit zahlreicher Experten für eine nachhaltige Grundwasserbewirtschaftung. Das Forschungsprojekt „GW 4.0“ wird wichtige Daten und Instrumente liefern, mit denen der Schutz und die Nutzung dieser wichtigen Ressource auch in Zeiten des Klimawandels sichergestellt werden können.

Koordiniert wird das Verbundprojekt von der Universität Tübingen. Weitere Projektpartner sind die Ammertal-Schönbuchgruppe (ASG), die Universität Hohenheim, die Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg, das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg sowie die Ingenieurgesellschaft Prof. Kobus und Partner aus Leinfelden-Echterdingen. Weitere Institutionen sind als assoziierte Mitglieder beteiligt. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert die Forschungskooperation aus Mitteln des Programms für nachhaltige Grundwasserbewirtschaftung.

Im Geo- und Umweltforschungszentrum der Universität Tübingen stellten die beteiligten Expertinnen und Experten am Donnerstag das Projekt den lokalen und regionalen Akteuren von Behörden, Ingenieurbüros, Landwirtschaft und Wasserversorgern vor. Es widmet sich einem Untersuchungsgebiet mit einer Fläche von rund 400 Quadratkilometern südlich von Stuttgart. Dazu gehört das Einzugsgebiet der Ammer im Oberen Gäu sowie das Neckartal zwischen Rottenburg und Kirchentellinsfurt. Neben der ASG fördern auch die Stadtwerke Tübingen, Herrenberg und Rottenburg sowie die Zweckverbände Steinlach-Wasserversorgung und Gäu- Wasserversorgung im Sommer über 50.000 m³ am Tag aus den Kiesen des Neckartals und dem Karst des Muschelkalks.

Durch den Klimawandel, die Wirtschafts- und Bevölkerungsentwicklung sowie Veränderungen in der Landnutzung wird sich sowohl der Wasserbedarf als auch die nachhaltig nutzbaren Wassermengen in den Grundwasserleitern in den nächsten Jahrzehnten verändern. Die Forschenden von GW 4.0 gehen davon aus, dass sich Konflikte um die Grundwassernutzung in der Zukunft verschärfen. „Eine zukunftssichere Wasserversorgung benötig geeignete Planungsinstrumente für die langfristige Erneuerung der Versorgungsinfrastruktur und auch für kurzfristige saisonale Prognosen in einem online-Tool“, betont Verbandsgeschäftsführer Ralf Göttsche von der ASG. Das Forschungsprojekt zielt darauf ab, in den nächsten drei Jahren mathematische Prognosemodelle für Grundwasserneubildung, Stickstofffracht, Grundwasserstände, Einzugsgebiete von Trinkwasserbrunnen und Grundwasserfließzeiten zu entwickeln. So können Grundwasserbewirtschaftungsstrategien von unterschiedlichen Anwendern simuliert und optimiert werden. Das Projekt wird sich an Zukunftsszenarien orientieren, die im engen Austausch mit den lokalen Akteuren festgelegt werden, und soll richtungsweisend und beispielgebend für weitere Vorhaben für andere Grundwasserkörper inner- und außerhalb Baden-Württembergs sein.

Nach der Projektvorstellung durch die beteiligten Partner wurden die Ziele des Projekts und die Herausforderungen für eine Sicherstellung einer nachhaltigen Grundwasserbewirtschaftung in naher und ferner Zukunft unter den etwa 50 Teilnehmern diskutiert. Peter Mittag und Adelinde Mayer vom Landratsamt Tübingen hielten dazu einen Vortrag über die aktuelle Situation und erwartete Entwicklungen der Wasserversorgung und der Landwirtschaft im Untersuchungsgebiet. Die Teilnehmer der Veranstaltung sind sich einig, dass der Einfluss des Klimawandels bereits in den vergangenen Jahren zu deutlichen Veränderungen geführt hat. Ein geringer werdendes Grundwasserdargebot und höhere Temperaturen stellen Wasserversorger und Landwirtschaft in den Sommermonaten zunehmend vor Probleme. „Es ist zu befürchten, dass die Klima-Extreme von gestern das „neue Normal werden“, so Professor Dr. Olaf Cirpka von der Uni Tübingen.

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