Translator in Residence
Jedes Semester kommen zwei ausgewiesene Literaturübersetzer/innen für einen Monat an die Universität Tübingen. Ziel des Programms ist es, den Studierenden in Übersetzungsworkshops einen Einblick in das literarische Übersetzen zu eröffnen und somit eine Anbindung an die berufliche Praxis zu schaffen.
- Im Sommersemester 2009 führten Andrzej Kopacki für das Sprachenpaar Deutsch-Polnisch und Doreen Daume für das Sprachenpaar Polnisch-Deutsch Blockseminare zum literarischen Übersetzen durch.
- Im Wintersemester 2009/2010 war der Schwerpunkt der russischen Literatur gewidmet. Als Translator in Residence kamen nach Tübingen Gabriele Leupold für das Sprachenpaar Russisch-Deutsch und Anna Schibarowa für das Sprachenpaar Deutsch-Russisch.
- Im Sommersemester 2010 stehen die Sprachen Bosnisch, Serbisch und Kroatisch im Mittelpunkt. Für das Sprachpaar Bosnisch/Kroatisch/Serbisch-Deutsch kommt Katharina Wolf-Grießhaber nach Tübingen, für die Richtung Deutsch-Bosnisch/Serbisch/Kroatisch Štefica Martić.
Übersetzungsseminare im Sommersemester 2009
Pressestimmen sowie Fotodokumentation der Arbeit im SS 2009 finden Sie hier
Hier auch eine Probe der Ergebnisse der Übersetzungswerkstatt mit Doreen Daume
Hermeneutik der Übersetzung (Deutsch–Polnisch)
Dr. Andrzej Kopacki (Warschau)
Blockveranstaltung: 19.-20. Juni, 26.-27. Juni, 3.-4. Juli, jeweils 12-16 Uhr (ÜR 526)
Es handelt sich um einen hermeneutischen Zugang zu der Bedeutungsebene der zu übersetzenden Texte und um ein poetologisches Erfassen jeweiliger Formzwänge; um Verfahrensweisen, die notwendig sind, damit eine sinn- und formgemäße Ausgestaltung des Textes in der Zielsprache der Übersetzung zustande kommen kann. Das Seminar verläuft als Wechselspiel von zwei Arbeitsmodi – Werkstatt und Übersetzungskritik – und zwar in einer Folge, die übersetzerische Probleme graduiert und eine Zuständigkeitssteigerung bei den Seminarteilnehmern voraussetzt. Angefangen wird mit Werkstattübungen auf Textgrundlagen (Prosa und Lyrik) von Hans Magnus Enzensberger, die zweite Stufe soll Übersetzungsübungen und –kritik an Texten von Kunze über Brinkmann bis Celan umfassen, die letzte Stufe betrifft ein Gedicht Rilkes. Während des Kurses werden die Seminarteilnehmer an den eigenen Übersetzungen gewählter Texte arbeiten und diese als Abschlussleistung vorlegen. Die Sekundärliteratur dient als Interpretationshilfe und Hintergrund für die Diskussion. Sehr gute Polnisch-Kenntnisse bilden die Voraussetzung für den Besuch der Veranstaltung.
Über die spielerische Anarchie und die Wortwörtlichkeit oder: Klingt das nach Übersetzung? (Polnisch-Deutsch)
Doreen Daume (Wien)
Blockveranstaltung: 12. Juni, 14-18 Uhr (ÜR 011); 13. Juni 10-14 Uhr (ÜR 011); 26.-27. Juni, 3.-4. Juli, jeweils 12-16 Uhr (ÜR 426)
Es sollen zwei (evtl. drei) zeitgenössische polnische Dramen (Polowanie na łosia von Michał Walczak, Daily soup von Amanita Muskaria, evtl. Survival von Anna Burzyńska) betrachtet werden, die sich im Ton stark voneinander unterscheiden und in denen das Element der Komik auf unterschiedliche Art eingesetzt wird. Dabei soll der spezifische "Sound" des Ganzen sowie der eigene Sprachduktus der Charaktere analysiert und evtl. sich daraus ergebende Übersetzungsstrategien entwickelt werden. Schwerpunkt sind praktische Übersetzungsübungen, sowohl gemeinsam während des Seminars als auch individuelles Arbeiten zu Hause. Die Resultate werden zur Diskussion gestellt, etwa in Hinblick auf ihre Wirkung in kurzen, selbst gestalteten "szenischen Lesungen". Es soll allgemein eine Auseinandersetzung mit Besonderheiten bei der Übersetzung gesprochener Dialoge für das Theater erfolgen. Dabei geht es ums Sprechen und Hören und darum, ob und wo leichte (oder starke) Abweichungen vom Original-Wortlaut (auch "Untreue") erlaubt oder erwünscht sind. Es werden einige Übersetzungsprinzipien, -grundsätze, -richtlinien und -ansätze hinterfragt, und Möglichkeiten erwogen, diese bei der Arbeit zu berücksichtigen, bzw. sich darüber hinwegzusetzen, mit dem Ziel, eine dem jeweiligen Text angemessene, maßgeschneiderte und wirkungsäquivalente Lösung zu finden. Besondere Aufmerksamkeit widmen wir den schwierigen und den schwachen Stellen im Original. Leistungsnachweis: Hausarbeit (Übersetzung).
Übersetzungsseminare im Wintersemester 2009/10
Pressestimmen sowie Fotodokumentation der Arbeit im WS 2009/10 finden Sie hier
Übersetzen als interpretierende Kunst (Russisch-Deutsch)
Gabriele Leupold (Berlin)
Blockveranstaltung: 6.11., 13.11., 20.11., 27.11., jeweils 10-16 Uhr (ÜR 426)
Wie geht man an eine Übersetzung heran? Wie kommt man vom Original zur eigenen Version? Welche Entscheidungen sind beim Übersetzen zu treffen?
An unterschiedlichen Prosatexten soll in der praktischen Übung der Prozess vom genauen Lesen (was steht da?) über das (assoziative, wilde, chaotische) Suchen nach Übersetzungsideen bis zum Ordnen und Entscheiden für eine Lösung nachvollzogen und erprobt werden. Wir beginnen mit der Arbeit an der Übersetzung, die die Teilnehmer eingereicht haben. Weitere kürzere Texte aus verschiedenen Zeiten und Genres werden im Seminar und zwischen den Sitzungen übersetzt. Neben den eigenen werden wir uns auch fremde Übersetzungen ansehen und Übersetzungsstile vergleichen, eine unfertige Übersetzung redigieren und einen Seitenblick auf deutsche Originaltexte werfen, die für die Übersetzung als Inspirationsquelle dienen können und neben denen sie schließlich bestehen muß.
Die Teilnehmerzahl ist auf 15 Studierende begrenzt. Interessierte sollten sich auch bei Claudia Dathe (claudia.dathe@uni-tuebingen.de) melden und erhalten dann einen Prosatext von ca. 15.000 Zeichen. Sie werden gebeten, ihn zu übersetzen und bis zum 15.09.09 abzugeben. Anhand der Übersetzungsprobe werden die Teilnehmer ausgewählt.
Übersetzen als interpretierende Kunst (Deutsch-Russisch)
Anna Schibarowa (München)
Blockveranstaltung: 6.11., 20.11., 04.12., 18.12., jeweils 10-16 Uhr (ÜR 028)
"So treu wie möglich – so frei wie nötig". Thema des Seminars ist das Verhältnis zwischen Texttreue und Freiheit als zentrale Frage des Übersetzens. In der praktischen Arbeit mit Prosatexten verschiedener Gattungen – von Kinderliteratur (James Krüss) und Belletristik (Hans-Ulrich Treichel) bis zu Memoiristik (Elias Canetti) und Essay (Hannah Arendt) – soll das Bewusstsein für diese Problematik geweckt und geschärft werden. Im Mittelpunkt steht die praktische Erprobung verschiedener Herangehensweisen in der selbständigen übersetzerischen Arbeit an ausgewählten Textpassagen. Die Übersetzungen werden größtenteils zu Hause gemacht; im Seminar diskutieren wir die Ergebnisse. Zudem möchten wir auch Beispiele aus veröffentlichten Übersetzungen analysieren und untersuchen, in denen unterschiedliche Ansätze und teilweise gegensätzliche Strategien zum Ausdruck kommen. Um die unterschiedlichen Freiheiten und Zwänge beim "freien" Schreiben und bei der Übersetzungsarbeit erfahrbar zu machen, werden begleitend kleine Schreibübungen auf Russisch durchgeführt.
Die Teilnehmerzahl ist auf 15 Studierende begrenzt. Interessierte sollten sich auch bei Claudia Dathe (claudia.dathe@uni-tuebingen.de) melden. An alle Interessierten werden dann Textpassagen auf Deutsch (Gesamtumfang: max. 6-8 Seiten) zum Übersetzen ins Russische verschickt. Die fertigen Übersetzungen sollen bis zum 15.09.09 eingereicht werden. Anhand der Übersetzungsprobe werden die Teilnehmer ausgewählt.
Übersetzungsseminare im Sommersemester 2010
Pressestimmen sowie Fotodokumentation der Arbeit im SS 2010 finden Sie hier
Workshop zum literarischen Übersetzen aus dem Bosnischen, Serbischen und Kroatischen
Blockveranstaltung: 18. Juni, 25. Juni, 2. Juli, 9. Juli, jeweils 10-16 Uhr (ÜR 526)
In diesem Workshop sollen eigene Übersetzungen von Prosatexten (Ivo Andrić und zeitgenössische Autoren) angefertigt und im Hinblick auf ihre Adäquatheit und Akzeptabilität besprochen werden. Ergänzend sollen Arbeiten professioneller Übersetzer betrachtet werden.
Die Teilnehmerzahl ist auf 15 Studierende begrenzt. Interessierte sollten sich zusätzlich zu der Anmeldung über Campus auch bei Claudia Dathe (claudia.dathespam prevention@uni-tuebingen.de) melden und erhalten dann einen Prosatext von ca. 15.000 Zeichen. Sie werden gebeten, ihn zu übersetzen. Wer Lust hat, kann sich Gedanken darüber machen, welcher deutsche Text sich als stilistisches Vorbild eignet (und ihn mitbringen). Anhand der Übersetzungsprobe werden die Teilnehmer/innen ausgewählt.
Workshop zum literarischen Übersetzen aus dem Deutschen ins Bosnische, Serbische und Kroatische
Blockveranstaltung: 18. Juni (ÜR 426), 25. Juni (ÜR 428), 2. Juli (ÜR 028), 9. Juli (ÜR 426), jeweils 10-16 Uhr
Im Workshop sollen Prosatexte zeitgenössischer Autoren (Judith Hermann, Katja Lange-Müller, Daniel Kehlmann, Wolf Wondratschek, evtl. auch Julie Zeh) übersetzt werden. Auf der Grundlage eines optimalen Verständnisses des Ausgangstextes soll der Zieltext erarbeitet werden, in dem die stilistischen Eigenheiten und die Individualität des Autors so weit wie möglich bewahrt bleiben sollen.
Die Teilnehmerzahl ist auf 15 Studierende begrenzt. Interessierte sollten sich zusätzlich zu der Anmeldung über Campus auch bei Claudia Dathe (claudia.dathespam prevention@uni-tuebingen.de) melden. An alle Interessierten werden dann Textpassagen auf Deutsch (Gesamtumfang: max. 6-8 Seiten) zum Übersetzen ins Bosnische/Kroatische/Serbisch verschickt. Anhand ihrer werden die Teilnehmer ausgewählt, und sie sind auch Gegenstand der ersten Seminareinheiten.