Fachbereich Wirtschaftswissenschaft

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20.06.2022

Forschung zu Ungleichheiten in Brasilien

Ein DAAD PRIME-Projekt für die Tübinger Forschungsgruppe Wirtschaftsgeschichte: Anhand historischer ländlicher Buchhaltungsdaten und anderer Belege untersucht Bruno Witzel die Ungleichheit zwischen Arbeitern mit unterschiedlichem ethnolinguistischen und sozioökonomischen Hintergrund in Brasilien (1850-1950).

Panorama der Ibicaba-Plantage in den frühen 1910er Jahren. Links, von Bäumen verdeckt, befindet sich das Haus der ersten Besitzer, der Familie Vergueiro (1817-1889). Rechts im Hintergrund sieht man das Bauernhaus der Familie Levy (1890-1977)

Bruno Witzel ist es gelungen, eine DAAD PRIME-Forschungsförderung zu erhalten, die es ihm ermöglicht, an der University of California, Los Angeles (UCLA) und an der Universität Tübingen zu arbeiten. Wir freuen uns, ihn in unserer Forschungsgruppe Wirtschaftsgeschichte begrüßen zu dürfen! Seine Studie über die langfristige Entwicklung Brasiliens ist ein großer Schritt vorwärts in der Lateinamerikaforschung. In seiner Fallstudie konzentriert sich Witzel auf die Mikroökonomie einer der wichtigsten brasilianischen Plantagen des 19. Jahrhunderts und untersucht wirtschaftliche Indikatoren für Ungleichheit. In einer Reihe von drei Beiträgen wird er Produktivität, Entlohnung, Zugang zu Ernährung und Gesundheitsversorgung erörtern. Die beiden Mentoren William Summerhill (UCLA) und Jörg Baten (Universität Tübingen) werden Witzel in den verschiedenen Phasen seines Projekts unterstützen. Durch die Vernetzung mit der Universität Tübingen und der UCLA zielt sein Forschungsprojekt auch darauf ab, die Kooperationsbeziehungen zwischen den USA, Lateinamerika und Deutschland zu stärken. 

Methodisch nutzt das Projekt Mikrodaten der Ibicaba-Plantage in Brasilien, um neue Metriken zu Arbeitseinkommen, Ernährung und Gesundheit bereitzustellen. Selbstverständlich findet als Teil des Projekts auch eine differenzierte Methodendiskussion statt. Damit wird ein Beitrag zur laufenden Diskussion in der Wirtschaftsgeschichte über die praktischen Vorteile und Schwierigkeiten der Erstellung neuer Datensets zur Bewertung von wirtschaftlichem Wohlstand und langfristiger Entwicklung geleistet. Auch in thematischer und geographischer Hinsicht leisten die drei Studien einen wichtigen Beitrag: Lateinamerika und der globale Süden im Allgemeinen sind in der wirtschaftsgeschichtlichen Forschung unterrepräsentiert, der Fokus liegt derzeit noch auf Europa und den USA. Daher ist Witzels Forschung ein wichtiger Beitrag zur globalen Wirtschaftsgeschichte, auch wenn seine Ergebnisse vielleicht nicht auf Brasilien als Ganzes anwendbar sind.

Im Anschluss an das Projekt plant er, die akademischen Verbindungen zwischen Deutschland und Brasilien durch eine Zusammenarbeit mit dem Brasilien-Zentrum der Universität Tübingen weiter auszubauen.

Die Langfassung dieser Meldung ist hier auf Englisch zum Download verfügbar.

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