02.09.2019

Multinationale Konzerne und Steuern – Faszinierender Forschungsgegenstand

In den vergangenen Jahren haben Fragestellungen zum Thema „Internationale Besteuerung“ sowohl in der politischen Debatte als auch im öffentlichen Interesse an Bedeutung gewonnen. Berichte über die mageren Steuerzahlungen mul-tinationaler Unternehmen (wie Apple oder Google) stehen immer wieder im Fokus der aktuellen Diskussion. Der von den G20 initiierte und von der OECD entworfene BEPS-Aktionsplan (Base Erosion and Profit Shifting) zur Bekämpfung von Steuerplanung und Gewinnverschiebung der Multis löste eine Welle an Regulationen und Steuerreformen aus. Auch die im Jahr 2018 von der Trump-Regierung implementierte Steuerreform („Tax Cuts and Jobs Act“) adressiert zentrale Bereiche der internationalen Besteuerung.

Internationale Besteuerung – Research School of International Taxation (RSIT)

Zu Themen der internationalen Besteuerung wird an der Tübinger RSIT geforscht. Die RSIT besteht seit 2017 als Zusammenschluss der Lehrstühle aus dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaft mit Forschungsschwerpunkt „Internationale Besteuerung“. Verbindendes Thema ist die internationale Steuerpolitik und deren Auswirkungen auf grenzüberschreitende Geschäftstätigkeit von multinational operierenden Unternehmen. Die Forschungsarbeiten der RSIT sollen in der Zukunft auch verstärkt die juristische Seite berücksichtigen, mit dem Ziel, in einem integrierten Ansatz möglichst auch relevante nichtökonomische Bedingungen abzubilden. Die interdisziplinäre Perspektive ist durch die Komplexität der Unternehmen sowie die Interaktion von betriebswirtschaftlichen Vorgängen mit rechtlichen Rahmenbedingungen und steuerpolitischen Regelungen geboten. Für das Wintersemester 2019/2020 ist hierzu zum Beispiel ein „Law and Economics“-Seminar geplant, das die RSIT zusammen mit Professorin Christine Osterloh-Konrad von der Juristischen Fakultät anbieten wird.

Mit forschungsbasierten Beiträgen die politische Diskussion bereichern

Die RSIT soll darüber hinaus als Plattform für eine geplante Zusammenarbeit im Rahmen einer universitätsübergreifenden Forschungsgruppe dienen. Bei diesem Vorhaben kooperiert das Forschungsteam der Universität Tübingen mit renommierten Kolleginnen und Kollegen der Universitäten Bochum, Münster, Mannheim, Köln sowie Ingolstadt. Als Forschungsnetzwerk mit dem Hauptstandort Tübingen ist das Ziel, die internationale Sichtbarkeit der Gruppe weiter zu erhöhen und sich an der politischen Diskussion mit forschungsbasierten Beiträgen zu beteiligen. 

Faszinierendes Forschungsobjekt – Begeisterung an Studierende weitergeben

Schließlich ist ein zentrales Bestreben der RSIT, Studierende für das Thema internationale Besteuerung zu begeistern. Die Aktivitäten von multinationalen Unternehmen und deren Bemühungen, sich der Besteuerung zu entziehen, sind ein faszinierender Forschungsgegenstand. Gerade für Studierende, die im Anschluss an ihr Masterstudium noch eine Promotion zum Thema internationale Besteuerung anstreben, bietet die RSIT ein ideales Umfeld.

Als nächste Schritte sind ein weiterer Ausbau der RSIT Arbeitspapiere-Serie, die Integration von international renommierten Forscherinnen und Forschern, sowie die Einrichtung einer Plattform zum Austausch von Daten geplant. Weiterhin werden im Rahmen der RSIT Konferenzen, Seminare und Workshops organisiert.

Professorinnen Valeria Merlo, Kristina Strohmaier, Professor Georg Wamser