Urgeschichte und Naturwissenschaftliche Archäologie

Kreisrunde Erdwerke in Kambodscha

Ursprünglich wurden die kreisrunden Erdwerke der Mimotien-Gruppe im Roterdengebiet im Osten Kambodschas und dem südlichen Vietnam aufgrund ihrer Architektur und der Keramik- und Steingerätfunde als neolithische Verteidigungsanlagen interpretiert. Vor Beginn des Bürgerkrieges waren insgesamt 17 dieser durchschnittlich 250-350 m im Durchmesser messenden Anlagen mit Außenwall und Innengraben bekannt, davon 5 in Kambodscha. Die Ergebnisse einer Grabung durch Bernard Philippe Groslier 1962 wurden nicht veröffentlicht.

Seit 1997 erforschen Dozenten des DAAD die kreisrunden Erdwerke in Zusammenarbeit mit der Royal University of Fine Arts, Phnom Penh und seit 2000 mit dem Memot Centre of Archaeology. Bislang wurden 26 weitere Erdwerke in den kambodschanischen Distrikten Ponhea Krek, Memot und Snoul entdeckt, über 100 m² im Erdwerk Krek 52/62 ergraben, Sondagen an sechs weiteren Anlagen durchgeführt sowie sechs der Strukturen vermessungstechnisch aufgenommen.

Die Keramik des Mimotien-Komplexes ist sowohl organisch mit Reisspelzen als auch mineralisch gemagert und bei niedriger Temperatur gebrannt. Ambosse aus Keramik weisen darauf hin, dass die Gefäße vor Ort mit der paddle-and-anvil-Technik hergestellt wurden. Die dünnwandige Keramik wurde mit Engobe überzogen, zum Teil poliert und auf verschiedene Weisen verziert. Wenige hochwertige Gefäße sind ganz erhalten. Sie treten meist in Gruppen und zusammen mit Spinnwirteln auf und werden als Teil von (Grab?)Depots innerhalb der Siedlungsschichten interpretiert.

Das Steingeräteinventar setzt sich vor allem aus Schulter- und Nackenbeilen und Meißeln aus Hornfels, sowie Schleif- und Wetzsteinen aus Sandstein zusammen. Silex wurde nur sehr selten zur Herstellung feiner Klingen und Schmuckelemente genutzt. Außerdem wurden in den Erdwerken Bruchstücke von Klangsteinen, so genannten Lithophonen, gefunden.

Metallartefakte sind in den extrem sauren tropischen Roterden (pH < 4) nicht erhalten. Umso erstaunlicher war die Entdeckung von mittlerweile fünf Fragmenten von 5 Glasarmringen, die dank ihres extrem hohen Aluminiumoxidgehalts nahezu unverwittert sind. Sie erlauben eine Neudatierung des Endes der Erdwerksbesiedlung in die 2. Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. Anhand ihrer typischen Form weisen sie auf Kontakte der reisanbauenden Mimotien-Gruppen zur eisenzeitlichen Sa Huynh-Kultur im benachbarten Vietnam hin.

Literatur

Albrecht, Gerd & Miriam Noël Haidle 1999: Im Schatten von Angkor Vat? Archäologie in Deutschland 3/1999, 14-19.

Haidle, Miriam Noël, Gerd Albrecht & Barbara Albrecht 2001: Ein Anfang vom Ende des Forschungkolonialismus? Ein Entwicklungshilfeprojekt zum Aufbau einer eigenständigen Feldarchäologie in Kambodscha. Archäologische Informationen 23/1, 99-108.

Albrecht, Gerd, Miriam Noël Haidle, Chhor Sivleng, Heang Leang Hong, Heng Sophady, Heng Than, Mao Someaphyvath, Sirik Kada, Som Sophal, Thuy Chanthourn & Vin Laychour 2001: Circular Earthwork Krek 52/62: Recent Research on the Prehistory of Cambodia. Asian Perspectives 39/1-2, 2000, 20-46.

Haidle, Miriam Noël 2001: Ein Land auf Pfählen – Pfahlbauten in Kambodscha. Die Plattform 9/10, 2000/01, 32-39.

Haidle, Miriam Noël 2002: Fragments of glass bangles from Krek 52/62 and their implications for the dating of the Mimotien culture. Asian Perspectives 40/2, 195-208.

Neumann, Udo & Miriam Noël Haidle 2002: Stone artefacts and glass fragments from prehistoric circular earthworks in Eastern Cambodia and South Vietnam. Berichte der Deutschen Mineralogischen Gesellschaft, Beiheft zum European Journal of Mineralogy 14, 118.

Haidle, Miriam Noël & Udo Neumann 2004: Shiny exceptions? Glass in Mimotien context. Bulletin of the Indo-Pacific Prehistory Association 24, 121-128.