Zooarchäologie

Auswertung der pleistozänen Großsäugerfauna aus dem Hohle Fels bei Schelklingen

Dr. Susanne Münzel

Der Fund eines Höhlenbärenbrustwirbels mit Projektil aus der Gravettienschicht AH IIcf im Hohle Fels während der Grabungskampagne 2000 hat die über hundert Jahre währende Diskussion, ob Höhlenbären gejagt wurden oder nicht, beendet (Münzel et al. 2001).

Eine regelmäßige Nutzung der Höhlenbären zu Subsistenzzwecken wird außerdem durch anthropogene Modifikationen, wie Schnitt- und Schlagspuren, auf verschiedenen Skelettteilen belegt, die alle Stufen einer Zerlegung dokumentieren, wie sie auch für andere Jagdtierarten bekannt sind (Münzel 1987). Zusammen mit der Jahreszeitbestimmung der wichtigsten Jagdtierarten, Pferd und Mammut, kann eine Jagd auf Höhlenbären in den kalten Jahreszeiten Winter und Übergang Winter/Frühjahr angenommen werden (Münzel 1997, Münzel et al. 2001).

Eine Übersicht zur saisonalen Nutzung des Achtals durch Mensch und Tier zeigt, dass nicht nur im Geißenklösterle und im Hohle Fels, sondern auch in den anderen Achtalhöhlen, verschiedene Beobachtungen auf einen Aufenthalt im Winter (Pferdefeten) und im Frühjahr (infantile Mammute) hinweisen. Dicke Knochenkohleschichten (Schiegl et al. 2001) passen ebenso zu einer Saisonalität im Übergang vom Winter zum Frühjahr, wie anthropogene Modifikationen an Knochen von 3-4 Monate alten Jungbären, deren Winterruhe von den Jäger- und Sammlergruppen genutzt wurde, um sie während dieser Zeit zu erlegen (Münzel et al. 2001). Die Höhlen im Achtal zeigen also zumindest für das Jungpaläolithikum ein Muster saisonalen Subsistenzverhaltens mit einem Schwerpunkt im Winter, das sich auch für das Mittelpaläolithikum anzudeuten scheint. Dabei scheint man gezielt im Winter diese Höhlen aufgesucht zu haben.

Wenn die Höhlenbären in ihren Winterquartieren so zuverlässig aufzufinden waren, dann käme theoretisch auch eine Überjagung durch den Menschen in Frage, insbesondere im Zeitraum des Magdaléniens, in dem die Höhlenbärenpopulationen wahrscheinlich auf Restareale, wie der Schwäbischen Alb, zusammengeschrumpft waren. Die Täler der Schwäbischen Alb müssen also im Winter und im Frühjahr attraktiv gewesen sein, und zwar nicht nur wegen der Pferde, die offenbar hier ihren Wintereinstand hatten, sondern wahrscheinlich auch wegen der überwinternden Höhlenbären.