Kunsthistorisches Institut

Cosima Weyers

Wiederaufbau und Monumentalisierung - Die Schlosskirche St. Michael in Pforzheim nach 1945 unter dem Einfluss von historischen und ästhetischen Gestaltungskonzepten

Nach den verheerenden Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg durch den Bombenangriff am 23. Februar 1945 auf die Stadt Pforzheim wurde ebenfalls die ehemalige Schloss- und Stiftskirche St. Michael auf dem Schlossberg schwer getroffen. Bereits ein Jahr später begann durch die Bemühungen der bürgerlichen Initiative der „Stiftung der Freunde der Schlosskirche“ der Wiederaufbau des bedeutendsten Wahrzeichens Pforzheims. Einleitend mit einem näheren Blick auf die Ruine des „steinernen Geschichtsbuchs“, befasst sich die Dissertation zunächst mit dem Beginn und Verlauf der Wiederaufbauarbeiten von 1946 bis 1957 anhand einer umfassenden wissenschaftlichen Auswertung der Archivbestände. Dabei sollen grundlegende Fragen der Funktion und Nutzung, des Gestaltungsprogramms sowie der zentralen Akteure geklärt werden. Trotz der festgelegten Leitlinien „eines unveränderten Wiederaufbaus im Sinne der Denkmalpflege“, also einer historisch getreuen Rekonstruktion des Zustands vor 1945, weist jedoch das wiederhergestellte Bauwerk mehrere Änderungen am Außenbau sowie bei der Innenausstattung auf. Ausgehend davon sollen die baulichen Einzelentscheidungen näher betrachtet werden. Die Verhandlungen darüber zeugen von unterschiedlichen Interessen, die neben funktionellen Belangen vor allem durch den Einfluss von ästhetisch-künstlerischen Intentionen und einer wirkungsmächtigen Betonung des Monuments im Stadtbild geprägt sind.

In einer abschließenden Einordnung wird die Schlosskirche als frühes Beispiel des Wiederaufbaus in den Kontext der Denkmalpflege nach 1945 gesetzt.