Kunsthistorisches Institut

Dr. des. Angela Fabienne Huguenin

Makel im Portrait. Die Paradoxie des Hässlichen in der Porträtmalerei der Renaissance

Auf den ersten Blick erscheinen dem heutigen Betrachter einige Porträts der Frühen Neuzeit als "hässlich", doch nur selten erfährt dieser spontane Eindruck eine deutliche Formulierung, oft wird er sogar gänzlich unterschlagen und nicht in die Werkanalyse mit eingeschlossen. Dabei bildet die wahrgenommene Hässlichkeit einen konstitutiven Teil des Gemäldes.
Gerade in der frühen Zeit des Porträts scheinen negative Konnotationen den "hässlichen" Darstellungen fremd zu sein. Die Porträtierten werden nicht lächerlich gemacht, die Gemälde dienen keiner Form der Belustigung. Dennoch stellt sich die Frage, weshalb sich ein Auftraggeber in seiner ganzen "Hässlichkeit" porträtieren ließ und in dieser ungeschönten Präsentation akzeptierte. Im Ergebnis lassen sich Aussagen treffen über das Selbstverständnis des Dargestellten, sein Selbstbewusstsein, seine Autorität, seinen Humor sowie die Intention, Funktion und Rezeption "hässlicher" Gemälde.