Kunsthistorisches Institut

Claudia Parhammer M.A.

"Jugend, Kraft und Schönheit". Zur Visualisierung von Körperkonzepten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, unter besonderer Berücksichtigung der Lebensreformbewegungen

Die Dissertation mit dem Arbeitstitel "Jugend, Kraft und Schönheit". Zur Visualisierung von Körperkonzepten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, unter besonderer Berücksichtigung der Lebensreformbewegungen befasst sich mit der Entwicklung des Männerbildes unter dem speziellen Einfluss der Lebensreformbewegungen zwischen 1890 und 1930. Insbesondere der lebensreformerischen Körperkultur kommt ab dem Ende des 19. Jahrhunderts eine Rolle als ganz wesentlicher Impulsgeber für die Kunst zu. Eines der wichtigsten Medien für die Lebensreformbewegungen war das Bild. Über die visuelle Vermittlung machte man das Bild eines lebensreformerischen ‚Idealkörpers‘ breiteren Gesellschaftsschichten zugänglich. Man berief sich auf die Kunst im eigenen Sinne, förderte aber auch Entwicklungen, die sich von Akademismus, Historismus und traditioneller Kunstpraxis abwenden wollten. In dieser Arbeit wird sich der Fokus auf das Bild des Mannes richten, ein von der kunsthistorischen Forschung wenig bearbeiteter Themenkomplex. Ausgehend von lebensreformerischen Strömungen bekommt die Ikonografie des Männerbildes neue Möglichkeiten der Darstellung, wie beispielsweise als Ganzkörperakt ohne historisierende oder allegorisierende Legitimation. Dem männlichen Körper werden jedoch auch ideale Eigenschaften eingeschrieben, die sich anschaulich in seiner Ikonografie manifestieren sollten. Sogenannte ‚Schönheit-Propheten‘, Künstler, die diesem Ausdruck verleihen, werden als vorbildlich in lebensreformerischen Publikationen vorgestellt. Doch auch rassenhygienische Aspekte finden in diesem Zuge Eingang in die Kunst. Darstellungen des ‚arischen Idealkörpers‘ speisen sich aus körperkulturellen Diskursen. Progressive und regressive, stereotype und emanzipatorische Aspekte bilden ein Spannungsfeld, aus dem sich eine eigenständige Ikonografie generiert und das Bild des schönen, starken und jugendlichen Mannes als Idealtypus entwickelt. Die großen Schnittmengen zwischen der künstlerischen Entwicklung des Männerbildes und den Anliegen der lebensreformerisch geprägten Körperkultur bilden ein Desiderat der kunsthistorischen Forschung, dem sich diese Arbeit aus neuen Perspektiven heraus grundlegend widmen soll.