So steht es auf dem Buchrücken. Mehr nicht, das ist alles. Und innen: 337 weiße Stimmzettel säuberlich eingeklebt, mit dem Aufdruck „Ja“, dazu Name und Wohnort. Es folgen 67 Nein-Stimmen in rosa oder blau. Es stellt sich die Frage: worüber wurde da wohl abgestimmt?
Die Frankfurter Nationalversammlung trat erstmalig am 18. Mai 1848 in der Paulskirche zusammen. Das Ziel war hoch gesteckt: eine vom Volk gewählte Nationalversammlung sollte eine Verfassung für einen bisher nicht existierenden deutschen föderalen Staat ausarbeiten. Das Ergebnis war die „Verfassung des deutschen Reiches“ vom 28. März 1849, die einige Errungenschaften der Revolution von 1848 und politische Freiheiten in einem bisher nicht gekannten Maß umsetzte.
Zunächst gab sich die Nationalversammlung eine Geschäftsordnung. Sie regelte den Ablauf der parlamentarischen Arbeit der 587 Abgeordneten: Ausschüsse und Kommissionen, den Umgang mit Anträgen, die Reihenfolge der Redner, wer hat den Vorsitz, wie wird abgestimmt, wer sitzt wo und wer darf was. Alle Sitzungen waren öffentlich, und jeder, der wollte, konnte auf der Besuchertribüne die Verhandlungen verfolgen. Und durch Zwischenrufe die eigene Meinung äußern.
Geheime Abstimmungen waren verpönt. Die stenographischen Protokolle (damals so amüsant wie heute) zeigen zwei Arten der Abstimmung: aufstehen oder nicht, wenn es schnell gehen sollte oder der Sachverhalt unstrittig war – und die namentliche Abstimmung, wenn es um wichtigere Fragen ging. Die Ergebnisse wurden in den Protokollen veröffentlicht.
„Damit den Wählern jedes Abgeordneten und dem ganzen Volke die Möglichkeit offen bleibe, jeden einzelnen Abgeordneten nach seinen Abstimmungen kennen zu lernen[...]", so heißt es im Parlaments-Kalender von 1849. Da es vor der Märzrevolution 1848 „an öffentlichem Leben gefehlt“ habe – es gab keine Versammlungsfreiheit, Pressefreiheit, Meinungsfreiheit – habe der Wähler die Kandidaten vielleicht nicht genug gekannt, und sollte sich nun versichern können, ob der Abgeordnete in seinem Sinne abstimmte.
Glücklicherweise haben einige wenige Abgeordnete auf ihren Zetteln das Datum der Abstimmung notiert: 7. Dez. 1848. Und einmal: §13.
An diesem Tag, in der 131. Sitzung, wurde über die endgültige Fassung des Artikel IV, §13 über die freie Meinungsäußerung und Pressefreiheit abgestimmt. Die Abstimmung über den ersten Satz war unstrittig und konnte mit Aufstehen erledigt werden: „Jeder Deutsche hat das Recht durch Wort, Schrift, Druck und bildliche Darstellung seine Meinung frei zu äußern.“
Zum zweiten Satz lagen Änderungsvorschläge aus dem Plenum und dem Verfassungsausschuss vor, über die namentlich abgestimmt wurde. Nach ein paar tumultartigen Szenen und einem Ordnungsruf an den Abgeordneten Zimmermann aus Stuttgart für die unschickliche Äußerung „Unsinn“ (über die Reihenfolge, in welcher über die Änderungen abgestimmt werden sollte) wurde der zweite Satz mit 338 zu 67 Stimmen angenommen. Ein Stimmzettel mit „Ja“ ist verschollen.
Der Satz, über den hier abgestimmt wurde, fand unter Artikel IV, §143 Eingang in die Verfassung:
„Die Preßfreiheit darf unter keinen Umständen und in keiner Weise durch vorbeugende Maaßregeln, namentlich Censur, Concessionen, Sicherheitsbestellungen, Staatsauflagen, Beschränkungen der Druckereien oder des Buchhandels, Postverbote oder andere Hemmungen des freien Verkehrs beschränkt, suspendirt oder aufgehoben werden.“
Zum Vergleich: in Artikel 5 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland heißt es:
(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur findet nicht statt.
Pünktlich zum Jubiläum der Paulskirchenverfassung haben wir die Frage „Worüber wurde abgestimmt?“ endlich beantwortet. Viele andere spannende Fragen bleiben noch: wie kamen die Abstimmungszettel in die UB? Wer waren die Tübinger Abgeordneten? Gab es Wahlkampf in Hintertupfingen? Was wurde aus der Paulskirchenverfassung? Was ist mit den Frauen? Wer war der Abgeordnete Piepmeyer? Und was hat das Ganze mit einem Ostberliner Kinderzimmer zu tun?
Schalten Sie auch im September wieder ein zu einer weiteren Folge über die Revolution 1848/49!
Auf unserer Webseite werden Cookies verwendet. Einige davon werden zwingend benötigt, während es uns andere ermöglichen, Ihre Nutzererfahrung auf unserer Webseite zu verbessern. Ihre getroffenen Einstellungen können jederzeit bearbeitet werden.
oder
Essentiell
in2cookiemodal-selection
Erforderlich, um die Benutzerauswahl der Cookie-Einstellungen zu speichern.
3 Monate
be_lastLoginProvider
Benötigt, damit TYPO3 beim Backend-Login den Zeitpunkt des letzten Logins feststellen kann.
3 Monate
be_typo_user
Dieses Cookie teilt der Webseite mit, ob ein Besucher oder eine Besucherin zugleich im TYPO3-Backend angemeldet ist und die Rechte besitzt, die Webseite zu verwalten.
Sitzungsende
ROUTEID
Diese Cookies werden gesetzt, um den Benutzer oder die Benutzerin immer zum gleichen Server zu leiten.
Sitzungsende
fe_typo_user
Ermöglicht Frontend-Login.
Sitzungsende
Videos
iframeswitch
Wird verwendet, um eingebettete externe Inhalte Dritter anzuzeigen.
3 Monate
yt-player-bandaid-host
Wird verwendet, um YouTube-Videos anzuzeigen.
Beständig
yt-player-bandwidth
Wird verwendet, um die optimale Videoqualität basierend auf den Geräte- und Netzwerkeinstellungen des Besuchers oder der Besucherin zu bestimmen.
Beständig
yt-remote-connected-devices
Speichert die Einstellungen des Videoplayers des Benutzers oder der Benutzerin unter Verwendung von eingebettetem YouTube-Video.
Beständig
yt-remote-device-id
Speichert die Einstellungen des Videoplayers des Benutzers oder der Benutzerin unter Verwendung von eingebettetem YouTube-Video.
Beständig
yt-player-headers-readable
Sammelt Daten über die Interaktion der Besucher mit den Videoinhalten der Website - Diese Daten werden verwendet, um die Relevanz der Videoinhalte der Website für den Besucher zu erhöhen.
Beständig
yt-player-volume
Wird verwendet, um die bevorzugte Lautstärke der YouTube-Videos zu speichern.
Beständig
yt-player-quality
Wird verwendet, um die bevorzugte YouTube Wiedergabequalität zu speichern.
Beständig
yt-remote-session-name
Speichert die Einstellungen des Videoplayers des Benutzers oder der Benutzerin unter Verwendung von eingebettetem YouTube-Video.
Sitzungsende
yt-remote-session-app
Speichert die Einstellungen des Videoplayers des Benutzers oder der Benutzerin unter Verwendung von eingebettetem YouTube-Video.
Sitzungsende
yt-remote-fast-check-period
Speichert die Einstellungen des Videoplayers des Benutzers oder der Benutzerin unter Verwendung von eingebettetem YouTube-Video.
Sitzungsende
yt-remote-cast-installed
Speichert die Benutzereinstellungen beim Abruf eines auf anderen Webseiten integrierten YouTube-Videos.
Sitzungsende
yt-remote-cast-available
Speichert die Benutzereinstellungen beim Abruf von integrierten YouTube-Videos.
Sitzungsende
ANID
Wird für Targetingzwecke verwendet, um ein Profil der Interessen der Website-Besucher zu erstellen, um relevante und personalisierte Google-Werbung anzuzeigen.
2 Jahre
SNID
Google Maps - Google verwendet diese Cookies, um Benutzereinstellungen und Informationen zu speichern, wenn Sie Seiten mit Google Maps aufrufen.
1 Monat
SSID
Wird verwendet, um Informationen darüber zu speichern, wie Sie die Website nutzen und welche Werbung Sie vor dem Besuch dieser Website gesehen haben, und um die Werbung auf Google-Ressourcen anzupassen, indem Sie sich an Ihre letzten Suchanfragen, Ihre früheren Interaktionen mit Anzeigen oder Suchergebnissen eines Werbetreibenden und Ihre Besuche auf einer Website eines Werbetreibenden erinnern.
6 Monate
1P_JAR
Dieses Cookie wird verwendet, um die Werbedienste von Google zu unterstützen
1 Monat
SAPISID
Wird für Targetingzwecke verwendet, um ein Profil der Interessen der Website-Besucher zu erstellen, um relevante und personalisierte Google-Werbung anzuzeigen.
6 Monate
APISID
Wird für Targetingzwecke verwendet, um ein Profil der Interessen der Website-Besucher zu erstellen, um relevante und personalisierte Google-Werbung anzuzeigen.
6 Monate
HSID
Beinhaltet verschlüsselte Einträge Ihres Google Accounts und der letzten Login-Zeit um vor Attacken und Datendiebstahl aus Formulareinträgen zu schützen.
2 Jahre
SID
Wird zu Sicherheitszwecken verwendet, um digital signierte und verschlüsselte Aufzeichnungen der Google-Konto-ID eines Nutzers und der letzten Anmeldezeit zu speichern, die es Google ermöglichen, Nutzer zu authentifizieren, eine betrügerische Verwendung von Anmeldeinformationen zu verhindern und Benutzerdaten vor Unbefugten zu schützen. Dies kann auch für Targetingzwecke genutzt werden, um relevante und personalisierte Werbeinhalte anzuzeigen.
6 Monate
SIDCC
Dieses Cookie speichert Informationen über Nutzereinstellungen und -informationen für Google Maps.
3 Monate
NID
Das NID-Cookie enthält eine eindeutige ID, die Google verwendet, um Ihre Einstellungen und andere Informationen zu speichern.
6 Monate
CONSENT
Dieses Cookie verfolgt, wie Sie eine Website nutzen, um Ihnen Werbung zu zeigen, die für Sie interessant sein könnte.
18 Jahre
__Secure-3PAPISID
Dieses Cookie wird verwendet, um die Werbedienste von Google zu unterstützen
2 Jahre
__Secure-3PSID
Dieses Cookie wird verwendet, um die Werbedienste von Google zu unterstützen
2 Jahre
__Secure-3PSIDCC
Dieses Cookie wird verwendet, um die Werbedienste von Google zu unterstützen.
6 Monate