Die klangliche Dimension sakraler Handlungen ist meist an einen abgegrenzten sakralen Raum gebunden, um den kategorialen Unterschied zum Profanen zu markieren. Dies kann auch ein natürlich abgegrenzter Raum etwa durch Berge oder Wald sein. In jüdischer Tradition ist jeder Raum oder Ort geeignet, der genügend Stille für das Gebet bietet und an dem sich zehn Juden zusammentun und aus der Tora lesen. Als Raum für die sakrale Praxis dient er der Alteritätserfahrung und hebt sich aus alltäglichen Ordnungsstrukturen heraus.
Hier ist zu fragen, wie die Architektur und Ausstattung des Sakralraumes mit dem Klang interagiert und welche Beziehungen zwischen sakralen Raumkonzepten und ihrer soziokulturellen Konstruktion und religiöser Erfahrung bzw. der Ausprägung liturgischer Formen auszumachen sind. Mit einem vergleichenden Ansatz sollen hier Gemeinsamkeiten und religionsspezifische Unterschiede etwa zwischen Kirchen, Moscheen, Synagogen und buddhistischen und hinduistischen Tempeln jenseits populärwissenschaftlicher und esoterisch aufgeladener Darstellungen (Hale 2007) herausgearbeitet werden.
In Hinblick auf aufführungspraktische Fragen ist zu erforschen, wie architektonische Veränderungen im Sakralbau mit Veränderungen in der musikalischen Überlieferung einhergehen und in eine Wechselwirkung treten. Untersuchungsgegenstände bilden hier architekturgeschichtliche und kunsthistorische Informationen zur Baugeschichte des Sakralraumes sowie Berichte und Abbildungen zu zeitgenössischen Aufführungspraktiken und überlieferte Kompositionen.