Fachbereich Geschichtswissenschaft

Studenten der integrierten Studiengänge TübAix und AIFA treffen Joachim Gauck

„Wir wollen uns doch nie wieder ein Europa vorstellen, in dem Deutsche und Franzosen gegeneinander agieren.“

Am Donnerstag, dem 5. September 2013, einen Tag nach seinem denkwürdigen Besuch in Oradour- sur- Glane, diskutierte der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck in Marseille mit 200 deutschen und französischen Schülern und Studenten über die Zukunftsperspektiven für Europa.

Unter den 200 geladenen Jugendlichen und jungen Erwachsenen war auch eine Delegation deutscher und französischer Studenten der integrierten Studiengänge der Universität Aix-Marseille (AMU), darunter Studierende des integrierten deutsch-französischen Geschichtsstudiengangs Tübingen-Aix (TübAix), des Masterstudiengangs Aire interculturelle franco-allemande Aix-Tübingen (AIFA) und des Masterstudiengangs LEA Aix-Passau. Begleitet wurden sie von den Studiengangsverantwortlichen auf französischer Seite, Catherine Atlan (TübAix) und Thomas Keller (AIFA), sowie von der Programmreferentin Antje Janssen. Daniel Hadwiger, Masterstudent aus dem TübAix-Studiengang, nahm gemeinsam mit fünf weiteren Schülern und Studenten an der Podiumsdiskussion mit dem Bundespräsidenten teil.

Eröffnet wurde die Veranstaltung in der Villa Méditerranée von Michel Vauzelle, Präsident der Region Provence-Alpes-Côte d’Azur und Béatrice Angrand, Generalsekretärin des DFJW. Sie lobte Gauck in ihrer Rede als „Vordenker“ und „Symbolfigur für die europäische Idee“.

Der Bundespräsident selbst betonte in seiner kurzen Begrüßungsansprache, dass es ihm ein besonderes Anliegen gewesen sei, nach dem Besuch in Oradour-sur-Glane, Symbol für die „Leiden und Lasten der Vergangenheit“, die Zukunft der deutsch-französischen und der europäischen Beziehungen, die Jugend der beiden Länder zu treffen. Sie seien der „Reichtum“ einer jeden Nation, denn ihr Engagement, ihre Visionen und ihre Tatkraft seien gerade da unentbehrlich, wo der „Verstand der Alten“ nicht mehr ausreiche. Vor allem in der Phase zwischen dem 16. und dem 26. Lebensjahr seien die Frage nach der eigenen Bestimmung und der Sehnsucht, die Welt zu verändern, zu verbessern, besonders ausgeprägt, deshalb müsse man genau diese jungen Menschen ansprechen und für die europäische Idee begeistern. Außerdem müsse man ihnen bewusst machen, wie wertvoll der Frieden und die Freiheit, in denen sie aufwachsen durften sind und sie daran erinnern, dass das in der Vergangenheit keineswegs selbstverständlich war.

Er wolle aber kein „alter Onkel“ sein, „der aus Deutschland kommt und Ihnen sagt, was Sie zu tun haben“, so Gauck. Vielmehr gehe es darum, Denkanstöße zu geben und den Nachwuchs dazu zu motivieren, sich für die Zukunft Europas zu engagieren und den Institutionen frischen Wind einzuhauchen.

Themen der folgenden Podiumsdiskussion waren unter anderem die Frage nach einem gemeinsamen europäischen Medium, inspiriert von Kultursender ARTE im deutsch-französischen Kontext, die Frage nach der Notwendigkeit einer gemeinsamen europäischen Finanzpolitik und die Angst vor einem Europa unter deutscher Dominanz.

Zum Schluss gab Joachim Gauck den Zuhörern –mit Verweis auf seine eigene Biographie- eine seiner Grundüberzeugung mit auf den Weg:

Es lohne sich immer, seine persönlichen Werte und Überzeugungen zu vertreten und sich selbst treu zu bleiben und manchmal auch „die schwerere Wahl zu Gunsten von Werten zu treffen, die gerade eine Mehrheit nicht teilt.“

Catherine Janine Schneider

TübAix Geschichte (BA/Licence 3)