Ziméo und Oroonoko in der transatlantischen Welt

Literarische Übersetzungen und Adaptionen im Kontext von Kolonialismus und Versklavung (1688-1809)  

Gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft


Aktuelles

  • Neuerscheinung: Nesselrode zu Hugenpoet: Zamor und Zoraide. Ein Schauspiel in drey Aufzügen (1778), mit einem Nachwort herausgegeben von Sigrid G. Köhler und Julia Rebholz (Wehrhahn Verlag, 2023).

Projektbeschreibung

Ziméo und Oroonoko sind fiktive literarische Schwarze Figuren, die durch Erzählungen, Theaterstücke und Gedichte in der europäischen Literatur des 18. Jahrhunderts präsent waren. Mehr als 60 Übersetzungen und Adaptionen lassen sich für diesen Zeitraum nachweisen, davon knapp 30 allein in der deutschsprachigen Literatur. Die Geschichte, die mit den beiden Figuren erzählt wird, ist die des Widerstandskampfs Schwarzer Akteure gegen das zeitgenössische Sklavenplantagensystem in der Karibik. Neben Kolonialismus und Versklavung, sowie einem naturrechtlich begründeten Recht auf Widerstand, thematisieren die Texte auch die Legitimität einer durch Globalisierung hervorgebrachten kapitalistischen Konsumwelt. Im selben Zuge werden zudem Fragen der anthropologischen, politischen und rechtlichen Gleichheit der Menschen respektive ihrer kulturellen, religiösen und ‚rassischen‘ Unterschiede aufgeworfen und debattiert. Ziel des dreijährigen Projekts ist es zu zeigen, wie die deutschsprachige Literatur an den transnationalen Debatten um die Globalisierung der zeitgenössischen Welt partizipiert und auf diese Weise ihr Wissen um die ‚deutsche‘ Teilhabe an der globalen Welt und ihren Handels- und Kommunikations- und Kulturräumen reflektiert. In übergeordneter Perspektive untersucht das Projekt damit auch, in welchem Spannungsverhältnis die kanonisierte und populäre Literatur im 18. Jahrhundert mit Blick auf ihre Verarbeitung von Zeitgeschichte als Globalgeschichte stehen. Dass dies im Medium und durch Praktiken der Übersetzung und Adaption geschieht, zeigt, wie zentral diese für die Kommunikation von Weltwissen in einer sich kontinuierlich als globaler und vielfältiger begreifenden Welt sind. Im Umkehrschluss bedeutet dies nicht, dass die Texte frei von Rassismen, Exotismen oder Eurozentrismus sind. In ihrer Widersprüchlichkeit und in ihren Paradoxien aber dokumentieren sie die kritische Auseinandersetzung mit den genannten Themen und Fragestellungen und versuchen, diese im Rahmen kulturhistorischer Diskurse und Narrative zu reflektieren und literarisch zu übersetzen.