Tarabya-Konferenz zum Thema „Jugend und Religion in Deutschland und der Türkei“

Von Ismail H. Yavuzcan

Seit 2002 veranstaltet die deutsche Botschaft Ankara im „Haus des deutsch-türkischen Dialogs“ in Tarabya (Istanbul) die Konferenzreihe „Islam und Europa als Thema der deutsch-türkischen Zusammenarbeit“. In der 11. Tarabya-Konferenz am 28. und 29. September 2013 ging es um das Thema „Jugend und Religion in Deutschland und in der Türkei“. Den aktuellen Hintergrund bildete dabei die Diskussion um die „Gezi-Jugend“ in der Türkei und vergleichbare Jugendbewegungen in Deutschland.

In der Sommerresidenz des deutschen Botschafters in der Nähe von Istanbul diskutierten die rund 60 Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Konferenz die Bedeutung von Religion für unterschiedliche Gruppen junger Menschen in beiden Ländern. Auch der Einfluss von Religion in der Bildungspolitik und die Situation von Jugendlichen, die religiösen Minderheiten angehören, wurden eingehend betrachtet.

Neben türkischen und deutschen Wissenschaftlern nahmen auch Vertreter der nichtmuslimischen Minderheiten in der Türkei an der Konferenz teil. Bei den engagierten und lebhaften Diskussionen zeigte sich zum einen, dass vor allem in der Türkei zum Thema „Religion und Jugend“ wenig geforscht wurde und zum anderen, dass die Erfahrungen mit der Religiosität Jugendlicher in der Türkei und Deutschland bedingt vergleichbar sind. Vom Zentrum für Islamische Theologie nahm Dr. Ismail H. Yavuzcan mit einem Beitrag zum Thema „Religion in der Erziehungs- und Jugendpolitik: Interreligiöses Lernen im Religionsunterricht“ teil. Er unterstrich die Bedeutung des Islamischen Religionsunterrichtes (IRU) für das interreligiöse Lernen und die Kompetenzentwicklung bei Kindern und Jugendlichen und mahnte Defizite in der Umsetzung des verfassungsrechtlichen Gebotes zur Erteilung von Religionsunterricht an. Adem Aygün von der Universität Gießen berichtete über seine Forschungsarbeit zur religiösen Sozialisation von türkischen Jugendlichen in Deutschland und in der Türkei. Er betonte vor allem die religiöse Diversität im Kontext von Einstellungen und Werteorientierung von muslimischen Jugendlichen.

Die Teilnehmer der Konferenz hatten Gelegenheit den Stellenwert von Jugend und Religion in Deutschland und der Türkei intensiv zu diskutieren. Dies gelang vor allem durch die engagierten und lebhaften Diskussionsbeiträge der Teilnehmer. Die Organisatoren versuchen mit der Tarabya-Konferenzreihe "Islam und Europa" eine Plattform für den deutsch-türkischen interkulturellen und interreligiösen Dialog aufzubauen. Die Konferenzbeiträge sollen in einem Tagungsband veröffentlicht werden.