Zentrum für Islamische Theologie (ZITh)

Der Beitrag der Religionen

Symposium "Islamische Studien in pluraler Gesellschaft"

Von Yalda Hassani und Kübra Kisa

Vom 29. bis zum 30. November 2013 fand an der Hochschule für Philosophie in München ein öffentliches Symposium zum Thema "Islamische Studien in pluraler Gesellschaft" statt. Bei diesem Symposium gaben Wissenschaftler/-innen der Zentren der Islamischen Theologie in Deutschland einen Einblick in ihre jeweiligen Forschungsansätze, um so die Breite und Pluralität Islamischer Studien sichtbar zu machen.

Die Einführung in das Thema übernahm Prof. Dr. Reza Hajatpour, Lehrstuhl für Islamisch-Religiöse Studien mit Systematischem Schwerpunkt der Universität Erlangen. In seinem Vortrag betonte er, dass sich die Islamische Theologie in Deutschland gewissen Herausforderungen stellen muss, um an einer positiven gesellschaftlichen Entwicklung mitwirken zu können. Außerdem erläuterte Prof. Hajatpour Ansätze der Islamischen Theologie und verdeutlichte hierbei, wie vielseitig und facettenreich sie ist.

Die darauffolgenden Referenten bestätigten dies, indem sie einen Einblick in die Vielseitigkeit der Islamischen Theologie gaben.

Es folgte ein Vortrag von Prof. Dr. Ömer Özsoy, Professor für Koranexegese und geschäftsführender Direktor des Instituts für Studien der Kultur und Religion des Islam, Fachbereich Sprach- und Kulturwissenschaften der Universität Frankfurt. Sein Vortrag handelte über den Stand der Koranexegese an deutschen Universitäten. In seinem Vortag durchleuchtete er die Thematik „Horizonte einer modernen Koranhermeneutik im europäischen Kontext“.

Die einzige Referentin an diesem Tag war Prof. Dr. Maha El Kaisy-Friemuth, Lehrstuhl für Islamisch-Religiöse Studien mit Praktischem Schwerpunkt, Department Islamisch-Religiöse Studien der Universität Erlangen. Sie hielt ihren Vortrag auf Englisch über „die Mu'ctaziliten und ihre Bedeutung in der Gegenwart“. Zentral war die Begrifflichkeit "al-Istaṭā'ca", „the power and ability to act“.

Prof. Dr. Erdal Toprakyaran, Lehrstuhl für Islamische Geschichte und Gegenwartskultur und geschäftsführender Direktor des Zentrums für Islamische Theologie der Universität Tübingen, war ebenfalls eingeladen. Nach einer kleinen Kaffeepause hielt er einen Vortrag „zur Bedeutung der historischen Mystik-Forschung für die Islamische Theologie in Deutschland“. Dabei ging er auf Persönlichkeiten wie Rumi ein. Außerdem kam die Mystik in der osmanischen Religionsgeschichte zur Sprache, denn diese war in dieser Zeit stark vertreten, sodass sich verschiedene Orden bildeten, wie z.B. der Bektaschi-Orden.

Als letzter referierte an diesem Tag Prof. Dr. Milad Karimi, Professur für Kalam, Islamische Philosophie und Mystik, Universität Münster, über den „Versuch einer ästhetischen Theologie im Islam“. Anschließend fand eine Podiumsdiskussion statt.

Am nächsten Tag ging es um 10:00 Uhr mit dem Grußwort von Benjamin Idriz, Imam der Islamischen Gemeinde Penzberg und Initiator des Zentrums für Islam in Europa - München (ZIE-M), los, wobei der Schwerpunkt auf den Perspektiven der Entwicklung Islamischer Studien in Deutschland lag.

Den ersten Vortrag hielt PD Dr. Hansjörg Schmid, Privatdozent für Christliche Sozialethik an der LMU München und Leiter des Referats Interreligiöser Dialog an der Akademie der Diözese Rottenburg-Stuttgart, über „Islamische Studien als Herausforderung und Chance für die christlichen Theologien“. Das Thema wurde von ihm in vier Stufen erarbeitet:
1. Beobachtungen: Islamische Theologie aus christlicher Sicht
2. Rahmenbedingungen: (In-)Kongruenzen der Theologie
3. Konzepte: Wege zu interreligiösen Theologien
4. Fazit: Herausforderung und Chance

Schließlich gab es noch ein Impulsreferat von Esnaf Begic, M.A., wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Islamische Theologie der Universität Osnabrück, der die Frage beantwortete, „Wozu überhaupt Islamische Theologie in Deutschland?“. Er erläuterte, dass durch die Gastarbeiter viele Muslime nach Deutschland kamen. Deshalb ist Islamische Theologie zur Beantwortung gesellschaftlicher, wissenschaftlicher Fragen und zur Beantwortung von Fragen im Bereich Forschung und Alltag von Nöten. Außerdem wird für eine dynamische und interreligiöse Islamische Theologie ein Anspruch auf wissenschaftliche Entfaltung erhoben.

Mit einer abschließenden Podiumsdiskussion mit allen Referenten wurde das Thema abgerundet. Ergebnis des Gesprächs war: Religionen sind plural, sie sind als Beitrag zur Vitalität einer Gesellschaftu und nicht als Defizit zu sehen.