BedenkZeiten – Ein Ethik-Blog
Das IZEW befasst sich mit der ganzen Bandbreite anwendungsbezogener ethischer Fragen. Standen in der Vergangenheit einzig Aspekte der Pandemie im Zentrum, soll der Blog in Zukunft die gesamte Vielfalt ethisch relevanter gesellschaftlicher Entwicklungen und Herausforderungen beleuchten. Neben grundlegenden Fragen der Ethik in den Wissenschaften reicht das Spektrum von Ethik und Bildung über gesellschaftliche Wertfragen von Kultur und technischem Wandel bis zu Fragen gelingender Naturverhältnisse und Nachhaltiger Entwicklung. Der Blog versteht sich als Impulsgeber für eine breite gesellschaftliche Diskussion über die vielfältige Frage nach Gerechtigkeit und dem Guten Leben. In diesem Sinne geht es darum, ethische Fragen aus der aktuellen Forschung oder neue Herausforderungen aufgrund gesellschaftlicher Entwicklungen knapp und verständlich zu beleuchten und damit einen Einblick zu geben, was es heißt, normative und Wertekonflikte zu bearbeiten. Dabei wird weiterhin die Inter- und Transdisziplinarität einer Ethik in den Wissenschaften sowohl Ausgangspunkt als auch Ziel sein, sodass die ethisch relevanten Fragen, die sich für wissenschaftliche eben wie andere gesellschaftliche Kontexte stellen, hier einen Ort haben.
Regina Ammicht Quinn und Thomas Potthast
Dieser Blog soll Diskurse anregen, in diesem Sinne freuen wir uns über Anregungen, Kritik und Leserbriefe. Hierzu kann gerne das Kontaktformular genutzt werden.
Um die Herausgabe der Beiträge kümmert sich die Redaktion: Cora Bieß, Friedrich Gabel, Martin Hennig, Marcel Vondermaßen, Vanessa Weihgold und Katharina Wezel.
14. April 2022
Solidarität mit der Ukraine
Die Forderung nach „Solidarität mit der Ukraine“ hat Hochkonjunktur. Dabei werden jedoch unterschiedliche Forderungen unter „Solidarität mit der Ukraine“ gefasst. Dieser Artikel soll zeigen, dass die Vielzahl verschiedener Deutungen des Leitwortes „Solidarität“ zu einer Verwässerung der Bedeutung von „Solidarität“ beiträgt. Zudem werden wir darlegen, dass mit der Zuspitzung des Solidaritätsbegriffs für die Ukraine zeitgleich Ausschlüsse, Brüche und Verletzungen an anderer Stelle entstehen und wie Solidarität in diesen Tagen ausgestaltet werden sollte.
10. März 2022
Friedenslogische Reflexion
In den vergangenen Tagen war in Reden von Politiker*innen, aber auch auf Kundgebungen oder in Leitartikeln und Interviews vielfach vom „ersten Krieg in Europa seit 75 Jahren“ zu lesen. Nachdem die Kritik daran schnell hörbar wurde, schwenkten manche Äußerungen auf Formulierungen um, wie „der erste Angriffskrieg auf europäischem Boden“, „Zeitenwende“ oder „das Ende der Friedensordnung in Europa“. Andere, wie z.B. Josef Joffe in der Zeit, bleiben bei „77 Jahre Frieden“ in Europa, der nun von Putin beendet worden sei (Die Zeit 03.03.2022: 11). Der folgende Artikel reflektiert, inwiefern solche Narrative konfliktschürend wirken und ethisch problematisch sind.
21. Februar 2022
Beratung oder „ethischer Anstrich“?
Ethikberatung im Gesundheitswesen wird zunehmend nicht durch externe Expert*innen geleistet, sondern durch basisgeschulte Mitarbeiter*innen aus den eigenen Reihen, die entweder selbst beratend tätig werden oder etwa eine ethische Fallbesprechung mit dem behandelnden Team (seltener auch den Angehörigen) durchführen.
10. Januar 2022
Roboter in der Pflege
Die kulturelle Bedeutungszuschreibung von Technologien speist sich zentral auch aus fiktionalen Bereichen. Ein aktuelles gesellschaftliches Beispiel sind Darstellungen von Robotern in der Pflege bzw. zur Gesundheitsförderung. Die unkritische Übernahme von Darstellungsstrategien des Roboterfilmes führt dabei zu ethischen Problematiken, auf denen der Fokus des folgenden Beitrags liegt.
25 April 2022
Racial violence of climate change
In popular discourse, climate change is usually framed as an ‘environmental issue’ – a matter of ‘saving the planet’ or caring for nature. It is also about people, about justice, and about power. And when we pause to look at who is most affected, there is a clear racial dimension. Climate change can be understood as violence against people of colour, and seeing it in that way gives a new urgency to climate action.
29. März 2022
Digitale Lösungen für Demenz
Demenz und Digitalisierung sind beides komplexe Felder und politisch, ökonomisch und emotional aufgeladene Themen. Beide stellen unser Verständnis vom Menschsein auf die Probe. Aktuell werden von Politik und Pflege die Potentiale digitaler Lösungen für Herausforderungen mit Demenz ausgelotet. Chancen und Risiken sollen dabei ausbalanciert werden. Das klingt gut. Aber es reicht nicht aus. Denn Chancen und Risiken lassen sich nicht einfach ausbalancieren. Teilhabe an technischem Fortschritt würde andere Ansätze erfordern. Digitale Techniken entfalten nur in gut ausgestatteten Pflegeensembles ihre Potentiale. Und selbstbestimmte Technikanwendung muss für Demenz und Digitalisierung neu gedacht und fortwährend hergestellt werden.
10. März 2022
Krieg vom Frieden her denken
Gegenwärtig ringen gerade mindestens zwei Erzählungen vom Krieg in der Ukraine um die Vorherrschaft: Einerseits gibt es die ukrainische Sichtweise, der sich große Teile der Weltöffentlichkeit angeschlossen haben, die in dem Krieg einen ungerechtfertigten Angriffskrieg Putins sehen. Andererseits die russische Version, die von einer begrenzten Militäroperation zum Schutz für bedrohte Menschen, insbesondere im Osten der Ukraine, spricht. Der Artikel reflektiert, welche Bedeutung Sprache im Kriegsgeschehen hat, und stellt einem „Krieg der Sprache“ eine friedenslogische Kommunikation gegenüber.
01. Februar 2022
Videokonferenzen als strukturelle Benachteiligung
Videokonferenzen prägen einen großen Teil unserer Arbeitswelt und viele positive Entwicklungen werden mit der damit verbundenen digitalen Veränderung verknüpft. Jedoch sind zahlreiche Videokonferenzen in der Arbeitswoche für manche Mitarbeitende ermüdender als für andere. Das Geschlecht, das Alter, die Persönlichkeit, die Herkunft und die Rahmenbedingungen von Videokonferenzen bei der Arbeit haben dabei einen wesentlichen Einfluss. Besonders bestehende, nicht an die digitale Arbeitswelt angepasste und somit unreflektierte Arbeitsstrukturen können in Zusammenhang mit Videokonferenzen zu einer Benachteiligung einiger Mitarbeitenden führen.
13. Dezember 2021
Führung – Ethik – Lehre
Stellen Sie sich vor: Ein Mitarbeiter aus dem eigenen Team hat auf einmal einen Pflegefall in der Familie und kann seine beruflichen Pflichten nicht mehr voll erfüllen. Teilzeit ist für ihn keine Option, weil der Pflegefall die eigene finanzielle Belastung noch erhöht. Was tun Sie als Führungskraft? Sind die Kolleg*innen moralisch verpflichtet, dem Kollegen zu helfen durch die schwere Zeit zu kommen? Muss die Firma einspringen? Muss der Kollege im Extremfall von sich aus seinen Platz räumen, da er seinen beruflichen Pflichten nicht mehr nachkommen kann?