Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft

LUI/TVV-Newsletter 89 - Juni 2022

"Trarira, der Sommer, der ist da“ – Das bekannte Kinderlied kommt einem in den Sinn, wenn man die derzeit meist weit geöffneten Fenster in den Büros und Fluren des Instituts sieht, wenn sich Studierendengruppen auf den Grünflächen vor der Kalten Herberge niederlassen oder wenn sich InstitutsmitarbeiterInnen zur gemeinsamen Mittagspause im Freien treffen. Nach vielen kontaktarmen Monaten ist nun eine gewisse sommerliche ‚Lebendigkeit‘ ins Institut zurückgekehrt. Das tut dem Institut und den Menschen, die hier arbeiten und lernen, gut. Wir wünschen auch Ihnen einen angenehmen Sommer und hoffen, Sie bei einer unserer Veranstaltungen bald einmal wieder persönlich im LUI zu sehen.

I. Institutsnews

Zu Ehren von Hermann Bausinger richtet das LUI eine Bausinger-Lecture aus. Diese beginnt am 29.11.2022 um 18:30 Uhr mit einer Rede von Ministerpräsident Winfried Kretschmann im Festsaal der Neuen Aula der Universität Tübingen. Das Institut lädt herzlich dazu ein. Die Anmeldemodalitäten werden rechtzeitig bekanntgegeben.

Das Institutskolloquium beschäftigt sich im Sommersemester 2022 mit interdisziplinären Perspektiven auf Künstliche Intelligenz und deren gesellschaftlichen Implikationen. Es gibt eine Einführung in die Funktionsweisen der Technologie und beleuchtet die mannigfaltigen Verknüpfungen von KI und Gesellschaft in unterschiedlichen Forschungsfeldern. Dabei geht es um die Technologie selbst, um die Beschaffenheit der Daten, um Diskurse und Regulierung, um KI im Journalismus, um Präsentationsweisen einer Technologie und um die Beziehung von Mensch und Software. Schlussendlich geht es auch immer wieder um die Frage, wie Künstliche Intelligenz unsere Gesellschaft verändert und welchen Beitrag die Gesellschaft zu ihrer Entwicklung leisten sollte. Die kommenden Vorträge sind im Terminkalender (s.u.) aufgelistet. 

Mit der neuen Professur von Christoph Bareither ist auch das "Digital Anthropology Lab" ans LUI gezogen. Das Lab versteht sich als Forschungslabor und Austauschplattform zur Ethnografie digitaler Alltagskulturen. Als interdisziplinärer und internationaler Hub bietet das Lab einen Raum für DigitalanthropologInnen, um sich zu vernetzen, offene Fragen zu ihren Forschungsarbeiten zu diskutieren und die Entwicklung der Digitalen Anthropologie insgesamt voranzutreiben.

Das Lab wird geleitet von Prof. Dr. Christoph Bareither und koordiniert von Berit Zimmerling und findet während der Vorlesungszeit donnerstags von 16:15 bis 17:45 Uhr statt. ForscherInnen und Studierende, die gerne als Gäste an einer der Sitzungen teilnehmen möchten, sind jederzeit herzlich willkommen. Nehmen Sie einfach vor der Sitzung via Email Kontakt auf.
Mehr Informationen zum Digital Anthropology Lab gibt’s auf der LUI-Website: https://uni-tuebingen.de/de/226959

Die im Lindenmuseum Stuttgart gezeigte Ausstellung „Chapter Germany“ ist bis zum 17.07. verlängert worden. Nutzen Sie die Gelegenheit und sehen Sie sich die Ausstellung an, die von Tübinger Studierenden im Rahmen des gleichnamigen Studienprojekts in enger Kooperation mit dem China Centrum Tübingen und dem Studiengang International Master of Interior Architectural Design der HFT Stuttgart konzipiert und realisiert wurde. In der Ausstellung berichten 26 Studierende aus China vom Ankommen in einem fremden Land, vom Studieren an der Universität Tübingen, vom Spaghettikochen im Studierendenwohnheim, von mitgebrachten Erwartungen, neu geschlossenen Freundschaften und Zukunftsträumen für sich und die Welt.

Bei der Landesgartenschau 2022 in Neuenburg/Rhein ist das LUI mit einer Stellwand zur "Sprachlichen Vielfalt in Baden-Württemberg" und dem "Sprechenden Sprachatlas" vertreten. Stellwand und Atlas stammen aus Projekten der Arbeitsstelle "Sprache in Südwestdeutschland“. Der "Sprechende Sprachatlas" steht gleich im Eingangsbereich des "Hauses Baden-Württemberg" und wurde bei der Eröffnung sogleich von zahlreichen Personen "bespielt". In ihrer Eröffnungsrede wies Staatssekretärin Sabine Kurtz vom "Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz" (MLR) insbesondere auch auf das vom MLR finanzierte Hörbuch "Kultureller Wandel im Ländlichen Raum" hin, das von Mirjam Nast und Hubert Klausmann 2020 herausgegeben wurde.

Die Arbeitsstelle „Sprache in Südwestdeutschland“ kann zudem nun endlich die seit zwei Jahren fertiggestellte und ebenfalls vom MLR finanzierte Wanderausstellung „Sprachlicher und Kultureller Wandel im Ländlichen Raum" der Öffentlichkeit vorstellen. Auf 15 Tafeln wird dieser Wandel in den letzten 70 Jahren mit Hörbeispielen aus dem Arno-Ruoff-Archiv anschaulich dargestellt.
Die Wanderausstellung wird zu folgenden Terminen an folgenden Orten gezeigt:
19.09. – 30.09.2022: Rottenburg am Neckar, Rathausfoyer
10.10. – 14.10.2022: Stuttgart, Landtag von Baden-Württemberg
09.01. – 10.02.2023: Mosbach, Landratsamt
10.02. – 10.03.2023: Buchen, Rathausfoyer

In Strasbourg hat jetzt nach sechs Jahren Forschungsarbeit eine internationale historische Kommission über die Medizinische Fakultät der Reichsuniversität Straßburg (1941-1944) ihren Abschlussbericht vorgelegt und im Internet veröffentlicht. Zu den Schwerpunkten der Arbeiten, zu denen auch Prof. Dr. Hans-Joachim Lang als Kommissionsmitglied mitwirkte, gehören auch verbrecherische Menschenversuche und die durch den Anatomie-Professor Dr. August Hirt initiierten Morde von 86 Jüdinnen und Juden, deren Skelette die historische Institutssammlung nach rassenideologischen Gesichtspunkten erweitern sollten. Da die Reichsuniversität im Herbst 1944 nach Tübingen verlegt wurde, gibt es auch einige Bezüge hierher. Der Link zum Abschlussbericht: https://applications.unistra.fr/unistra/visionneuse/rapport-commission-historique-Reichsuniversitat-Strassburg/
Der Bericht liegt nur auf Französisch vor. Interessierte können sich an Hans-Joachim Lang wegen einer deutschen Übersetzung seiner Beiträge zum Anatomischen Institut wenden.

Das d.a.i feiert seinen 70. Geburtstag und das LUI und die TVV feiern mit – als Kooperationspartner der am 04.07. im d.a.i. stattfindenden Gesprächsrunde zum Thema „Vom Amerika-Haus zum d.a.i.: 70 Jahre deutsch-amerikanische Kultur- und Bildungsarbeit in Tübingen“. Welche politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen prägten das Institut in den sieben Jahrzehnten? Wer organisierte die Einrichtung und wer hatte das Sagen? Welche Rolle spielt das d.a.i. im Tübinger Kulturleben heute und wo soll die Reise hingehen? Direktorin Ute Bechdolf hat einige special guests eingeladen, mit denen sie diese Fragen in lockerer Runde diskutieren wird – darunter Monique Scheer und Kaspar Maase. Die Veranstaltung findet im d.a.i. statt und kann außerdem online unter www.dai-tuebingen.de/panel live mitverfolgt werden.

II. Personalia

Gesa Ingendahl hat sich Anfang April für ein Jahr ins wohlverdiente Sabbatical verabschiedet. Ihre Aufgaben in den Bereichen Studienorganisation, Berufsfeldorientierung, Studienfachberatung und Lehre hat Sabine Müller-Brem vorübergehend übernommen. Sabine Müller-Brem hat EKW am LUI studiert und war von 2014 bis 2018 wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut. Nach einem beruflichen ‚Ausflug‘ ans Landesmuseum Württemberg freut sie sich sehr über ihre neuen Aufgaben im vertrauten Umfeld.

Zurückgekehrt ans LUI ist auch Berit Zimmerling. Seit März ist die ehemalige EKW-Studentin wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut. Während ihres Masters am LUI beschäftigte sie sich mit Emotionen und NS-Erinnerungskultur und forschte in ihrer Masterarbeit zu politischen Touren im Kontext des Israel-Palästina-Konflikts. Nach ihrem Abschluss im Sommer 2019 ging sie für einen Auslandsfreiwilligendienst nach Chile und arbeitete 2020 anschließend im Projektmanagement und in der Öffentlichkeitsarbeit bei den Arolsen Archives. Auch das LUI wird sie in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit und Internationalisierung unterstützen.
Berit Zimmerling promoviert bei Christoph Bareither. Ihre Dissertation bewegt sich im Schnittfeld von Digitalanthropologie/ Künstlicher Intelligenz und Emotionsforschung. Sie interessiert sich für die Aushandlung der Mensch-KI-Beziehung und für die Frage, wie KI Emotionen versteht und lernt. 

Auch Maribel Graf, die seit März wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut ist, hat EKW in Tübingen studiert. In ihrer Masterarbeit nahm sie elterliche Narrationen über den pandemiebedingten Familienalltag unter die Lupe. Ihrem Interesse an familialen und partnerschaftlichen Beziehungsgeflechten und (Alltags-)Aushandlungen geht sie als Doktorandin weiter nach: Sie forscht zum Thema „Beziehungskonzepte jenseits der Monogamie“. Außerdem ist sie am Institut für die Studienfachberatung der Bachelorstudierenden zuständig.

Bereits letztes Jahr kam Sarah Ullrich als Projektmitarbeiterin zurück ans LUI. Sarah Ullrich studierte zunächst Soziologie und Ethnologie in Tübingen. Während des Masterstudiums wechselte sie in die EKW und verbrachte im Rahmen des Studienprojekts „Holocaust-Gedenken in der Migrationsgesellschaft“ ein Forschungssemester an der Ben Gurion University of the Negev in Israel. Dort entstand ihre Masterarbeit zu identitätsstiftenden Praktiken im Rahmen individuell organisierter Wanderungen entlang des Israel National Trails. Seit Dezember 2019 ist Sarah Ullrich Teil des DFG-geförderten Projekts „Curating Digital Images“ (alle Details hier). Im Rahmen des Projekts beschäftigt sie sich intensiv mit digitaler Fotografie und Social-Media Praktiken im musealen Kontext. In ihrer Dissertation fragt sie danach, wie AkteurInnen auf der Basis bildzentrierter ästhetischer Praktiken Zusammenhänge zwischen musealen Räumen und alltäglichen Lebenswelten konstituieren.

Außerdem ist Pia Schramm seit April Projektmitarbeiterin am Institut. Bis Oktober wird sie als Elternzeitvertretung im Projekt „Challenging Populist Truth-Making in Europe“ – kurz CHAPTER – tätig sein (alle Details hier). Momentan ist sie dort an der Entwicklung einer projekteigenen Museums-App beteiligt. Als Masterstudentin hat sie sich zuvor intensiv mit Populismus und politischen Praktiken auf Social-Media Plattformen beschäftigt.

Last, not least gratulieren wir Daniela Simon herzlich zur ihrer Habilitation: Am 11.05.2022 ist Daniela Simon von der Philosophischen Fakultät der Universität Tübingen habilitiert worden. Ihre Venia legendi lautet auf Südosteuropäische Geschichte. Daniela Simon war zuerst als Dissertantin, dann als Lehrbeauftragte und als Mitarbeiterin des SFB 923 "Bedrohte Ordnungen" mit dem Teilprojekt Istrien als ‚Versuchsstation‘ des Kulturellen. Hybridität als (bedrohte) Ordnung" eng mit dem Ludwig-Uhland-Institut verbunden gewesen.

III. TVV-News

Die TVV hat eine neue Homepage! Stöbern Sie unter www.tvv-verlag.de und entdecken Sie unsere Neuerscheinungen und viele Bände, die jetzt digitalisiert auf unserem Publikationsserver bereitstehen.

Am 29. Juli ab 16 Uhr findet die Mitgliederversammlung der TVV statt. Es stehen Neuwahlen des Beirats und Vorstands an sowie eine wichtige Namensentscheidung: Der Vorstand der Tübinger Vereinigung für Volkskunde e.V. schlägt eine Umbenennung in Tübinger Vereinigung für Empirische Kulturwissenschaft e.V. vor. Eine gesonderte Einladung, die über alle relevanten Tagesordnungspunkte und Satzungsänderungen informiert, erreicht die Mitglieder dazu noch in Kürze.

Wir freuen uns natürlich über neue Mitglieder, die mit ihrem Beitrag die Arbeit des Ludwig-Uhland-Instituts in Lehre und Forschung unterstützen und mit dem LUI in Kontakt bleiben: Werden auch Sie Mitglied in der TVV: https://tvv-verlag.de/mitgliedschaft/

IV. PUBLIKATIONEN DER TVV

Jan Lange/Manuel Dietrich (Hg.): Stadt – Migration – Moral. Analysen zur lokalen Moralisierung der Migration
(Untersuchungen Band 127)
2022 – 264 S.
ISBN: 978-3-947227-10-5
Preis: 20,00 Euro | TVV-Mitglieder: 13,00 Euro

Wie kann Vielfalt in der Stadt regiert werden? Kommunale Integrationspolitiken richten sich immer stärker entlang sozialräumlicher Netzwerke und Teilhabe aus. Die Beteiligungsprozesse finden ihren Ausgangspunkt in der Diagnose einer migrationsbedingten Diversifizierung der Bevölkerung. Moralisierung ist hierbei sowohl eine alltägliche Form des Umgangs mit Vielfalt, als auch eine Strategie, mit der neue Problematisierungen eingeführt, Allianzen dynamisiert und Hierarchien destabilisiert werden.

Der Sammelband beschäftigt sich mit der Moralisierung der Migration auf städtischer Ebene und fokussiert staatliches Verwaltungshandeln, das Agieren zivilgesellschaftlicher Initiativen und ihr Zusammenspiel im Rahmen urbaner Governance.

Klicken Sie hier, um den Band online zu bestellen: https://tvv-verlag.de/2022/05/17/stadt-migration-moral/

V. LUI- und TVV-TERMINKALENDER

23.06.2022, 18 Uhr c.t.
Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums: Lorenz Matzat (Algorithm Watch): Systeme automatisierter Entscheidungsfindung und gesellschaftliche Verantwortung
Ort: Kupferbau, Hörsaal 24

30.06.2022, 18 Uhr c.t.
Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums: Studienprojekt: KI in Tübingen
Ort: Kupferbau, Hörsaal 24 

04.07.2022, 19 Uhr c.t.
Gesprächsrunde mit Monique Scheer und Kaspar Maase (u.a.): Vom Amerika-Haus zum d.a.i.: 70 Jahre deutsch-amerikanische Kultur- und Bildungsarbeit in Tübingen
Ort: d.a.i Deutsch-Amerikanisches Institut Tübingen, Karlstraße 3, 72072 Tübingen

07.07.2022, 18 Uhr c.t.
Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums:
Stefan Groth (Tübingen/Zürich): Die Bitcoin Bubble: Zur Pragmatik von Crypto Twitter
Ort: Kupferbau, Hörsaal 24

21.07.2022, 18 Uhr c.t.
Vortrag im Rahmen des Institutskolloquiums: Libuše Hannah Veprek (München): An den Grenzen der Künstlichen Intelligenz. Iterative Mensch–Software-Relationen in Human Computation Systems
Ort: Kupferbau, Hörsaal 24

29.07.2022, 16:00 Uhr
TVV-Mitgliederversammlung, danach AbsolventInnenfeier und Sommerfest
Ort: Ludwig-Uhland-Institut für Empirische Kulturwissenschaft

29.11.2022, 18:30 Uhr
Bausinger Lecture mit Ministerpräsident Winfried Kretschmann
Ort: Neue Aula, Festsaal