Richard F. Burton: The Book of the Thousand Nights and a Night, Bd. 1 von 12, Neuauflage, ediert von Leonard C. Smithers
London 1894
Signatur: Ci IX 62 a-1
Es ist ein hoher Anspruch, den der sprachbegabte Brite Richard F. Burton an seine Übersetzung der Tausendundeinen Nacht anlegt: nämlich so zu übersetzen, dass englische Lesende nichts von dem verpassen, was Menschen erwartet, die das „Original“ auf Arabisch lesen können. Burton will seine Übersetzung so schreiben, wie arabische Menschen es getan hätten, hätten sie sich der englischen Sprache bedient. Deshalb behält er Eigenheiten des Originaltextes bei, wie etwa die ständige Wiederholung derselben Formulierung, wenn eine Nacht in der Geschichte endet und die nächste beginnt, statt sie, wie zu seiner Zeit sonst gängig, etwa durch eine schlichte Nummerierung zu ersetzen oder ganz wegzulassen. Auch den poetisch anmutenden Klang und Rhythmus, der sich im arabischen Text auch außerhalb der Teile in Versform findet, möchte Burton in seine englische Version mithineinnehmen.
Schließlich bleibt Burton aber doch den Erwartungen der englischen Gesellschaft seiner Zeit verhaftet: Zu langwierige Verspassagen, die auf Arabisch wie üblich durchgängig im gleichen Metrum und Reim gehalten sind und deshalb monoton wirken würden, möchte er seinen Lesenden dann doch nicht zumuten. Ebenso wenig Stellen, die so obszön seien, dass sie zu grell herausstächen und von dem seiner Meinung nach eigentlichen, naiven und moralisch reinen Charakter des Werkes ablenken würden.
Ina Siebrecht