Qiṣṣat Bāsim al-Ḥaddād („Die Geschichte von Bāsim dem Schmied“)
Syrien ? ca. 18. Jh.
Signatur: Ma VI 34
Das Exponat ist alles in allem sehr gut erhalten. Auf manchen Seiten lassen sich Wasserzeichen identifizieren, die vermutlich französischen Ursprungs sind, was den fortschreitenden kulturellen Austausch zwischen Orient und Okzident im 18. Jahrhundert verdeutlicht. Die Geschichte wird im Titel explizit als Teil der „1001 Nacht“-Sammlung präsentiert, es findet sich jedoch keine Nachteinteilung, so dass es nur noch einen losen Bezug zu „1001 Nacht“ gibt.
Eines Tages sucht der Kalif von Bagdad Bāsim den Schmied auf. Letzterer ist dafür bekannt, allen Lohn sofort auszugeben, um sein Leben in vollen Zügen zu genießen. Der Kalif will ihn eines Besseren belehren und ihn darum drei Tage lang am Ausüben seines Schmiedehandwerks hindern.
Während Bāsim zunächst Arbeit bei Freunden findet, gelingt ihm dies am dritten Tage nicht. Da er keinen Zugriff mehr auf seine Schmiede hat, fertigt sich Bāsim kurzerhand ein Holzschwert an, um als Würdenträger des Kalifen zu gelten. Tatsächlich geht die List auf: Bāsim erhält eine gut bezahlte Stelle als Gerichtsvollstrecker. Als der Kalif dann aber im Gerichtssaal erscheint, durchschaut er Bāsims Finte und beauftragt ihn in der Annahme, dass Bāsim dies nicht wage, einen Delinquenten zu exekutieren.
Bāsim erklärt hierauf, er besitze ein Schwert, dessen Klinge sich in der Gegenwart eines unschuldig Verurteilten zu Holz verwandle. Als er dann das Schwert aus der Scheide zieht und sich dieses tatsächlich als Holzschwert herausstellt, zeigt sich der Kalif beeindruckt und ernennt den gewitzten Schmied – nun offiziell – zum Gerichtsvollstrecker.
Marvin Hucke