Johann Wolfgang von Goethe besuchte Tübingen nur zwei Mal:
einmal vom 7. bis 16. September 1797 anlässlich seiner dritten (und letzten) Reise in die Schweiz. Hauptgrund für seinen Besuch in Tübingen war das Zusammentreffen mit dem Verleger Johann Friedrich Cotta, in dessen Haus er für die Dauer seines Aufenthalts wohnte.
Aus den Tagebuchnotizen in Goethes Werkausgabe geht hervor, dass Goethe am 11. September auch die Universitätsbibliothek aufsuchte, die sich damals noch in der Alten Aula gegenüber Cottas Haus befand. Er wollte dort ein ganz bestimmtes Buch einsehen, das er in Weimar nicht bekommen konnte. Es handelte sich um ein Werk aus dem 17. Jahrhundert über Optik, das er zu wissenschaftlichen Vorarbeiten zur „Farbenlehre“ studierte:
De radiis visus et lucis in vitris perspectivis et iride von Marco Antonio de Dominis (erschienen in Venedig, 1611).
Das Exemplar, das Goethe damals benutzte, ist heute noch vorhanden. Die Legende besagt, dass der Tintenklecks auf Seite 8 von ihm stammt. Er soll sein Blatt mit eigenen Notizen, die er aus dem Buch exzerpiert hatte, nicht richtig abgelöscht haben, so dass die noch feuchte Tinte einen Fleck auf der Unterlage verursachte.
Das zweite Mal kehrte Goethe auf der Rückreise am 29. Oktober 1797 im „Weißen Ochsen“ in Ofterdingen ein, und nächtigte bis zum 1. November in Tübingen. Im Tagebuch war darüber nur kurz vermerkt „Blieb man daselbst“.