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Tübinger Blätter

Kennen Sie sich in Tübingen aus? Wissen Sie auch etwas über die Stadtgeschichte? Warum zum Beispiel die Neue Straße neu ist oder die Krumme Brücke krumm?

Wenn Sie sich dafür interessieren, liefern die Tübinger Blätter mit vielen spannenden und illustrierten Artikeln so manches Aha-Erlebnis! Die Tübinger Blätter erscheinen seit 1898 (anfangs vierteljährlich) und sind bis Jahrgang 1978 auf unserer Seite der digitalisierten Bestände zu finden: http://idb.ub.uni-tuebingen.de/opendigi/LXV198

„Erfinder“ der Tübinger Blätter und Vorsitzender des Bürgervereins war der Heimatforscher Prof. Eugen Nägele. Das inzwischen jährlich erscheinende Stadtmagazin wird bis heute vom „Bürger- und Verkehrsverein Tübingen e.V.“ herausgegeben und verkauft. In der Unibibliothek ist die gedruckte Ausgabe mit der Signatur L XV 198 im Ammerbau und in der Alten Waschhalle zu finden, neuere Hefte liegen in der Zeitschriftenheftauslage aus.

Um in die Tübinger Lokalgeschichte einzusteigen, lohnt sich zunächst ein Blick auf den ältesten amtlichen Stadtplan aus dem Jahr 1819. Vieles ist vorher geschehen. Auf den ersten Blick erkennt man das allseits bekannte Schloss, die Stiftskirche und den Marktplatz. Auf den zweiten Blick sieht man die Stadtmauer aus dem 13. Jahrhundert und die fünf Stadttore: Haagtor, Schmiedtor, Lustnauer-, Neckar- und Hirschauer Tor. Der Botanische Garten außerhalb der Mauern wurde seinem Namen noch gerecht und der Mühlweg, die heutige Mühlstraße, ebenfalls. Dort sind noch die Gebäude dreier Mühlen und der enge Durchgang zu erkennen. Der Umbau zur Straße und Abriss der Mühlen erfolgte 1885-1887.

In den Tübinger Blättern des ersten Heftes aus dem Jahr 1898 wird die Nacht vom 9. auf den 10. September 1789 geschildert, als es zum großen Brand in Tübingen kam. Das Geschehen im Studentenwohnheim Hochmannianum (heute Pfleghofstraße 13) wurde in Ausgabe 23 von 1932 revidiert. Es wurde richtiggestellt, dass die Gomaringer Dienstmagd des Professors Ploucquet des Älteren nicht aufgepasst und eine Stalllaterne im Viehstall umgeworfen hatte. Schuld war nicht das Schmalz, das beim Auslassen angeblich Feuer gefangen hat und auch nicht die Tochter des Hauses. Das Feuer im Stall griff mit rasender Geschwindigkeit zwischen den ineinander verbauten Häusern um sich, und am Ende lagen am 10. September um 9 Uhr 46 Häuser und 8 Scheunen in Schutt und Asche. Die Tübinger Blätter zeigen einen Ausschnitt aus dem Generalplan von 1789, auf dem die abgebrannten Gebäude und die Gebietsumrisse für den Wiederaufbau zu erkennen sind. Wo früher hinter dem Lustnauer Tor Häuser standen, sollte nun eine Straße direkt in die Stadt führen: die Neue Straße. Unter dem Straßenpflaster der Neuen Straße liegt heute noch so manch alter Gewölbekeller begraben.

Zum Weiterlesen:
Was ist eigentlich krumm an der Krummen Brücke?
Wo geht es zur Kneipe und wie war das Leben als Student im 18./19. Jahrhundert?
Abreißen oder stehen lassen? Rund um das Lustnauer Tor zwischen 1775 und 1975:

Auch im Heft von 2022 gibt es wieder spannende Themen, wie zum Beispiel über das Tübinger Freibad, wo man sich ab Juni 1951 für 50 Pfennig bei 17,5 Grad Wassertemperatur abkühlen konnte. In den Tübinger Blättern erscheint übrigens auch eine Jahreschronik, in der die wichtigsten Ereignisse aufgelistet werden. So zum Beispiel am 15. April 1969: Das dritte Programm des Deutschen Fernsehens kann auch in Tübingen empfangen werden.

Quellen: