Der frühneuzeitliche Reitunterricht am Collegium Illustre hatte das Ziel, die „Hohe Schule der Reitkunst“ zu vermitteln – also die kunstvolle und theoretisch fundierte Handhabung des Pferdes. Einen Eindruck davon gibt das Werk des Tübinger Stallmeisters Wolfgang Ernst von Berga: „Gantz neu-erfundene und durch langwiehrige Erfahrung mit grossem Nutzen practicirte Reit-Kunst“, erschienen 1725.
Das Reitinstitut der Universität Tübingen wurde 1819 mit der Bestellung eines Universitätsstallmeisters offiziell gegründet. Es entwickelte sich über die Jahrzehnte zu einer festen Einrichtung innerhalb der Universität und diente sowohl der körperlichen Ertüchtigung als auch der akademischen Ausbildung. 1837 entstand auf dem Gelände der heutigen Mensa zwischen Wilhelm- und Nauklerstraße ein neues Reithaus, das 1961 dem Neubau der Mensa weichen musste. 1877 wurde ein Marstall hinzugefügt, und 1885 wurde das Reitinstitut als eigenständige Institution etabliert. Die Pferde für den Unterricht stellte zunächst das Landgestüt Marbach, ab 1890 übernahmen die Stallmeister diese Aufgabe selbst.
Zwischen 1890 und 1941 wurde der Reitbetrieb als privatrechtlicher Wirtschaftsbetrieb der Stallmeisterfamilie Fritz weitergeführt. Der Universitätsstallmeister war nicht mehr staatlich angestellt, sondern in einem privatrechtlichen Dienstverhältnis tätig und musste Pferde sowie Inventar eigenständig bereitstellen. Der Erste Weltkrieg und die Inflation der 1920er Jahre brachten den Reitbetrieb zeitweise zum Erliegen. Dank des Engagements der Studierenden und des damaligen Institutsleiters Professor Köhler konnte das Reitinstitut im August 1923 wieder eröffnet werden. Trotz anhaltendem Interesse am Reiten konnten ab 1930 die Kosten nicht mehr durch Einnahmen gedeckt werden – das Institut wurde zum Zuschussbetrieb.