21.02.2023
Forum Junge Rechtswissenschaft: Vortrag von Dr. Romy Klimke (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) am 2. Februar 2023 zum Thema ,,Das Eigentum an der Natur“
Am Donnerstag, den 2. Februar 2023, wurde die Vortragsreihe des Forums Junge Rechtswissenschaften im Wintersemester durch den Vortrag von Frau Dr. Romy Klimke, ,,Das Eigentum an der Natur“, abgerundet. Kaum aktueller könnte eine Problematik in Zeiten von Ressourcenverknappung, Naturschäden und Klimawandel sein, kaum drängender das Bedürfnis nach ihrer Bewältigung. Dem nimmt sich Klimke derzeit in ihrem Habilitationsprojekt an und teilte ihre Gedanken, Lösungsansätze sowie ihren Forschungsstand mit der Zuhörerschaft.
Hierbei legt Klimke den Fokus auf das Verhältnis von Natur und Eigentum. Dessen Neukonzeption sieht die Referentin als wesentliche Möglichkeit für die Gesellschaft zu einem nachhaltigeren Umgang mit der Natur. Zunächst skizzierte Klimke die interdisziplinären Grundlagen des Verhältnisses von Eigentum und Natur. Sie stellte eine Entfremdung des Eigentums von der Natur fest, die sich durch Gleichgültigkeit und fehlende Identifikation des Menschen mit der Natur äußert. Darin kommt auch der Mensch-Natur-Dualismus zum Ausdruck, nach dem der Mensch über die Natur herrscht. Im Weiteren ging Klimke näher auf die Ideengeschichte des rechtlichen Konstrukts des Eigentums ein und stellte hierfür die Grundgedanken des Philosophen Locke und des Juristen Blackstone vor.
Im zweiten Teil ihres Vortrags befasste sich die Referentin mit der Propertisierung der Natur und der Frage, ob das Eigentum als Schlüssel zur Lösung der aktuellen Klima- und Naturschutzkrise dienen könnte. Hierbei nahm sie Bezug auf die ,,Tragik der Allmende“ (Garrett Hardin), um hieraus ein Modell zu entwickeln, nach dem Bürgerinnen und Bürger über Eigentumszuordnungen von natürlichen Ressourcen zu einem nachhaltigeren Umgang mit der Natur angeregt werden können. Sie differenzierte im Anschluss hinsichtlich ihrer Aneignungsfähigkeit zwischen verschiedenen Naturelementen und präsentierte unterschiedliche Modelle von Propertisierungen.
Im dritten Teil ihres Vortrags stellte Klimke vier Lösungsansätze zur Ökologisierung des Eigentums, d.h. zum Einbezug ökologischer Gedanken in das Eigentum als Rechtskonzept im Sinne von Art. 14 GG vor. Erstens könnte das Eigentum als Stewardship gestaltet werden. Hier soll die Pflichtendimension des Eigentums nach Art. 14 II GG in einer individuellen (Mit-)Verantwortung für die Bewahrung der Natur ausgestaltet werden. Ein zweiter Ansatz stellt die Begrenzung von nach bisherigem Verständnis bestehenden Eigentümerbefugnissen wie Dereliktion (Besitzaufgabe), Beschädigung und Zerstörung dar. Hierbei merkte Klimke allerdings an, dass Dereliktion, beispielsweise im Kontext des Containerns, auch der Nachhaltigkeit dienen kann. Drittens könnten Naturelemente künftig über den Weg des Art. 15 GG in Gemeineigentum überführt werden, sodass ein Mittelweg zwischen der Garantie des Privateigentums und verfassungsrechtlicher Verpflichtung zur ökologischen Nutzung der Natur geschaffen wäre. Ein weiterer Ansatz folgt der Idee der Eigenrechte der Natur, die etwa in Gestalt eines ,,Rechts auf Natürlichkeit“ Existenz und Entfaltung sichern könnten. Fraglich ist für Klimke hierbei allerdings, ob die Natur hierdurch tatsächlich effektiver vor menschlichen Zugriffen geschützt wäre.
Das Forum als einen Ort zur Diskussion nutzend, regte Klimkes Vortrag die Zuhörerinnen und Zuhörer anschließend zu einem angeregten Austausch an. Dabei ging es vor allem um rechtsdogmatische Fragen der Verortung des Naturschutzgedankens in Art. 14 GG, Gewinne für den Naturschutz durch die vorgeschlagenen neuen Verständnisse des Eigentumsbegriffs und die Abgrenzung von verfassungsrechtlicher und legislativer Naturschutzverantwortung. Im neuen Semester freuen wir uns auf eine Fortsetzung der Vortragsreihe des Forums. Ein aktuelles Programm für das Sommersemester 2023 wird zeitnah auf der Website des Forums und den sozialen Netzwerken der Fakultät veröffentlicht.
Victoria Schwarzer