17.11.2020
Verdachtsfall sexuelles Fehlverhalten
Rundschreiben der Gleichstellungsbeauftragten und des Dekans gemeinsam mit dem Gleichstellungsbüro der Universität Tübingen.
In einem Rundschreiben informieren die Gleichstellungsbeauftragte und der Dekan der Katholisch- Theologische Fakultät gemeinsam mit dem Gleichstellungsbüro der Universität Tübingen die Angehörigen und ehemaligen Angehörigen der Fakultät über einen Verdachtsfall sexuellen Fehlverhaltens. Sie bitten mögliche Betroffene, sich an eine in dem Brief genannten Vertrauenspersonen zu wenden.
Das Rundschreiben im Wortlaut:
Tübingen, den 12. November 2020
Sehr geehrte Damen und Herren,
das Dekanat hat Hinweise erhalten, dass es an der Katholisch-Theologischen Fakultät in den vergangenen zehn Jahren zu sexuellen Grenzverletzungen und zu emotionalem Missbrauch gekommen ist. Das Dekanat nimmt diese Hinweise überaus ernst und sagt den davon Betroffenen Solidarität, Unterstützung und Aufklärung zu.
Aufgrund der Informationen müssen wir befürchten, dass von dem sexuellen Fehlverhalten weitere Personen an unserer Fakultät, vielleicht auch jenseits der Fakultät betroffen wurden und womöglich sogar noch betroffen sind. Deshalb bitten wir alle Betroffenen, sich vertrauensvoll an uns zu wenden. Wir möchten gerne das Ausmaß der Vorkommnisse und der dadurch ausgelösten Belastungen erheben und die Vorwürfe gegen einzelne Personen konkretisieren. Auch möchten wir mit Ihnen absprechen, wie wir Sie unterstützen und wie wir Ihnen unsere Solidarität erweisen können. Gerne vermitteln wir Ihnen Beratungs- und Hilfsangebote.
Sollten Sie sich unsicher sein, ob das, was Sie erfahren haben und von dem Sie berichten können, als sexuelle Grenzverletzung und als emotionaler Missbrauch verstanden werden kann, möchten wir Sie herzlich dazu ermutigen, mit Ihren Erfahrungen an uns heranzutreten. Sie haben erfahren, dass Ihre Grenzen überschritten wurden, dass Sie missachtet und in Ihrem Vertrauen ausgenutzt oder sogar ausgebeutet wurden. Um diese Erfahrungen geht es uns. Diese Erfahrungen nehmen wir sehr ernst.
Selbstverständlich werden Ihre Aussagen streng vertraulich behandelt.
Wenn Sie Kenntnis von solchen Vorfällen haben, möchten wir Sie herzlich bitten, ehemalige KommilitonInnen oder KollegInnen anzusprechen und Ihnen unsere Bitte, sich uns zu wenden, weiterzugeben.
Als Vertrauenspersonen stehen Ihnen in der Fakultät die Gleichstellungsbeauftragte, Frau Sarah Röser (07071/29-72862 oder sarah.roeser@uni-tuebingen.de), und der Dekan Prof. Matthias Möhring-Hesse (07071 29-76976 oder dekan@kath-theologie.uni-tuebingen.de) und jenseits der Fakultät Frau Susanne Weitbrecht aus dem Gleichstellungsbüro der Universität (07071/29-7 49 58 oder gleichstellungsbuero@uni-tuebingen.de) gerne zur Verfügung.
Sollte sich durch dieses Rundschreiben jemand als mögliche Beschuldigte oder als möglicher Beschuldigter angesprochen fühlen, bieten wir ihm oder ihr an, sich mit dem Dekan in Verbindung zu setzen und bei der Aufklärung der Vorwürfe mitzuwirken. Wir warnen sie oder ihn eindringlich davor, ehemaligen KommilitonInnen oder ehemalige KollegInnen auf diese E-Mail hin anzusprechen oder sie gar unter Druck zu setzen. Wir würden dies als einen Tatbestand der Nötigung interpretieren.
Um einer Atmosphäre des Misstrauens und der Gerüchte an unserer Fakultät vorzubeugen, bitten wir Sie, sehr geehrte Damen und Herren, eindringlich darum, etwaige Spekulationen über mögliche Betroffene sowie Beschuldigte zu unterlassen. Wenn Sie nicht selbst davon betroffen sind, wenn Sie keinerlei Kenntnisse von entsprechenden Vorkommnissen haben oder niemanden kennen, bei dem Sie – vielleicht aus Andeutungen in früheren Gesprächen – ahnen, dass sie oder er entsprechende Erfahrung gemacht haben könnte, mögen Sie bitte diese E-Mail nicht zum Anlass für eigene Nachforschungen oder Verdächtigungen nehmen. Solche Spekulationen können ggf. strafrechtliche Konsequenzen für Sie haben. Bitte entschuldigen Sie diesen Warnhinweis. Durch diese E-Mail wollen wir zur Aufklärung eines Verdachtsfalls beitragen, nicht aber die Atmosphäre an unserer Fakultät vergiften. Dies gehört mit zu unserer Solidarität mit denen, die von dem sexuellen Fehlverhalten betroffen waren oder sind.
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. Matthias Möhring-Hesse
Dekan
Sarah Röser
Gleichstellungsbeauftragte
Susanne Weitbrecht
Gleichstellungsbüro der Universität Tübingen
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