Urgeschichte und Naturwissenschaftliche Archäologie

Der mittelpaläolithische Fundplatz Wallertheim: Eine kurze Einführung

Die mittelpaläolithische Freilandfundstelle Wallertheim befindet sich in Rheinhessen, ca. 25 km südwestlich von Mainz und liegt auf den alten Flussterassen der Wisbach.

Erste Ausgrabungen fanden bereits 1920 durch den Paläontologen O. Schmitdgen statt. Es konnte ein archäologischer Horizont identifiziert werden, welcher Bisonreste lieferte. Diese Funde deuten darauf hin, dass der Neandertaler bereits während des letzten Interglazials, also ca. 120.000 bis 100.000 Jahre vor heute, einer auf eine Art spezialisierten Jagd nachging. Die jüngsten Ausgrabungen fanden zwischen 1991 und 1994 statt und konzentrierten sich auf ein Gebiet von ca. 300 m², etwa 60 m südlich der Grabungen von 1920.

Diese Ausgrabungen erbrachten sechs archäologische Horizonte (Wal A-F) sowie ca. 10.000 Steinartafakte und mehr als 600 Faunenreste. In diesen Schichten konnten verschiedene Aspekte der Steinbearbeitung und des Steingerätegebrauchs rekonstruiert werden. Es wurden sowohl an Steinartefakten als auch an Faunenresten Zusammensetzungen durchgeführt. Die Funde werden derzeit in Tübingen untersucht. 

Fazit

Obwohl die Bearbeitung der Funde von Wallertheim noch nicht abgeschlossen ist, und weitere Arbeiten mit Sicherheit wertvolle Informationen hervorbringen werden, konnten einige vorläufige Schlüsse zu den archäologischen Horizonten von Wallertheim gezogen werden. WalA dokumentiert eine Besiedlung während des Sommers. Eine Herdstelle sowie Steinbearbeitung ist belegt; Damwild und Bovide wurden gejagt, verarbeitet und gegessen. Vermutlich handelt es sich auch bei WalD um eine Sommerlagerstätte, deren Bewohner Stein bearbeiteten und Wildpferde bejagten und verarbeiteten. Hier fanden sich außerdem Belege für den Transport von Steinwerkzeugen, wodurch Fragen zur Mobilität, Landnutzung und Planungsfähigkeit der Bewohner von WalD behandelt werden können. Sonstige Häufungen lithischer Artefakte außerhalb der Siedlungsflächen, und in vergleichbarem Kontext größtenteils unbearbeitete Faunenreste von Boviden (WalE) und Pferden (WalF), stellen eine Herausforderung in Sachen Interpretation dar. 

Diese vier gut erhaltenen archäologischen Horizonte erbrachten umfangreiche Funde und Befunde, mit deren Hilfe mehrere Aspekte des Siedlungs- und Subsistenzverhalten der Neandertaler während des letzten Interglazials addressiert werden können. Für weiterführende Auskünfte zur Grabung und deren Auswertung, können sie sich mit den unten aufgeführten Personen in Verbindung setzen.