Die Grottes d'Agneux liegen in einem Kalkmassiv der Côte Chalonnaise (südliches Burgund), das bei Rully durch ein enges Tal geteilt wird. Auf der südlichen Talseite befinden sich die Fundstellen Grotte de la Mère-Grand und La Grange und auf der gegenüberliegenden nördlichen Talseite die Grottes d'Agneux. Es handelt sich um zwei etwas mehr als 30m lange Karsthöhlen, in denen paläolithische Wandkunst entdeckt wurde. Obwohl die Sedimente im 19. Jahrhundert entnommen und die Höhlenwände durch zahlreiche moderne Graffiti in Mitleidenschaft gezogen wurden, war es möglich, den ursprünglichen Kontext der Darstellungen zu rekonstruieren.
Die zusammengeführten Ergebnisse aller Analysen (u. a. Auswertung lokaler Literatur des 19. Jahrhunderts, C14-Datierung eines Sedimentrests, Analyse von Höhe und Jahreszahlen der Graffiti, Sondagegrabungen, Mikrophotographie, detaillierte Mikrostratigraphie der einzelnen Panneaus) erlauben heute die Einordnung einiger Panneaus ins Jungpaläolithikum.
Ein Panneau in der Grotte d'Agneux I zeigt zwei in schwarzer Farbe gemalte Tierprotomen (Kopf und Brustansatz), das Panneau der Grotte d’Agneux II einen gravierten Cerviden.
Die Geländearbeiten wurden von 2017 bis 2021 unter der Leitung von Harald Floss durch Juan Francisco Ruiz López (Universidad de Castilla-La Mancha), Annika Rebentisch und Klaus Herkert durchgeführt und von der Universität Tübingen, der DRAC Bourgogne-Franche-Comté sowie dem SFB 1070 RessourcenKulturen gefördert.