Paläoanthropologie

Pathways to Language

Sprache ist der Kern dessen, was uns zu Menschen macht. Und doch muss sie sich aus Kommunikationsweisen entwickelt haben, wie wir sie bei heute noch lebenden Primaten beobachten können. Wie und warum dies geschah, ist eines der großen ungelösten Rätsel unserer Zeit.
Verhaltensforscher haben unsere Kommunikation mit der von Menschenaffen, unseren nächsten lebenden Verwandten, verglichen, um die kognitiven Bausteine zu verstehen, die die Evolution der menschlichen Sprache ermöglicht haben. Sie ist wahrscheinlich das mächtigste soziale Werkzeug im Tierreich und hat sich möglicherweise als Anpassung an eine neue Herausforderung entwickelt: die Koordination gemeinsamer, kooperativer Handlungen.
Koordiniertes und kooperatives Handeln ist meist nur mit effektiver Kommunikation möglich, die wiederum hochflexible Anpassungen an den sozialen Kontext, die Interaktionspartner und die ökologischen Bedingungen erfordert. Liegen die evolutionären Wurzeln dieser „Plastizität“ bei den Hominiden? Trotz einiger Hinweise auf Signalinnovation und die Verwendung flexibler Signalkombinationen bei Menschenaffen muss diese Hypothese noch getestet werden, da sich die meisten vergleichenden Studien auf die Variation auf Populations- oder Artebene konzentrieren und nicht auf die Variation auf individueller Ebene.

Unsere Forschungsgruppe „Pathways to Language“, finanziert durch ein Freigeist-Fellowship der Volkswagenstiftung, will diese wichtige Frage beantworten. In den nächsten 5 (+3) Jahren werden wir mit einem multimodalen Ansatz die proximaten Faktoren untersuchen, welche kommunikative Plastizität in der sozialen Handlungskoordination bei Menschenaffen und Menschen beeinflussen.
Um die Quellen der Variation von Individuum zu Spezies besser zu verstehen, werden wir „Behavioural Reaction Norms“ auf umfangreiche Beobachtungs- und experimentelle Datensätze von frei- und zoolebenden Menschenaffen (Schimpansen, Orang-Utans), sowie Menschen in großen, industrialisierten und kleinen Jäger-Sammler-Gesellschaften anwenden. Mit dieser Methode können wir berücksichtigen, dass sich Individuen in der Plastizität ihres Verhaltens für eine gegebene Umweltbedingung oft unterscheiden. An der Schnittstelle von vergleichender Psychologie, Verhaltensökologie und Linguistik wird dieses innovative vergleichende Projekt zu einem besseren Verständnis der Rolle beitragen, die kommunikative Plastizität in der Handlungskoordinierung bei der Entstehung der modernen menschlichen Kommunikation gespielt hat.


Aktuelles

Neue Stelle zu besetzen

Die Stiftung Mensch und Tier vergibt zwei Postdoc-Stipendien, Marlen bietet denjenigen einen Arbeitsplatz als Gastforscher:in. mehr…

Laufende Forschungsprojekte

Projekt I - Schimpansen

Doktorandin Angèle Lombrey
mehr...

Projekt II - Sumatra-Orang-Utans

Doktorandin Deborah Galeone
mehr...

Projekt III - Menschenkinder

Doktorand* Wytse Wilhelm 
mehr...