Klinische Psychologie und Psychotherapie

Klinische Psychologie und Psychotherapie

Wirksamkeit eines Körperbildtrainings bei Frauen mit Bulimia nervosa

Negative Bewertungen des eigenen Körpers, der Figur oder des Gewichts und die damit einhergehende Körperunzufriedenheit haben einen negativen Einfluss auf die Lebensqualität und den Selbstwert und sind einer der wichtigsten Risikofaktoren für die Entwicklung von Essstörungen. Menschen mit Bulimia nervosa leiden unter einer stark ausgeprägten Körperunzufriedenheit. Sie streben nach einem perfekten Körper, denn darüber bestimmen sie maßgeblich ihr Selbstwertgefühl. Überwiegend ist diese Erkrankung bei Frauen diagnostiziert. Körperbildstörungen sind ein Kernmerkmal der Bulimia nervosa, Körperunzufriedenheit ist jedoch auch bei Frauen ohne Essstörung weit verbreitet. In aktuellen wissenschaftlichen Studien konnte gezeigt werden, dass eine wiederholte Konfrontation mit dem eigenen Körper die körperbezogenen Ängste deutlich reduzieren kann, allerdings ist die Körperunzufriedenheit auch nach der Körperkonfrontation in vielen Fällen noch sehr hoch. Aus diesem Grund ist es notwendig, die derzeitigen psychotherapeutischen Interventionen gezielter auf Mechanismen auszurichten, die die Körperunzufriedenheit bei der Bulimia nervosa aufrechterhalten. Des Weiteren könnten auch Frauen mit hoher Körperunzufriedenheit, die jedoch nicht an einer Essstörung leiden, von diesen Interventionen profitieren, indem sie lernen, sich selbst und ihren Körper anzunehmen und somit zufriedener zu werden.

Die transkranielle Gleichstromstimulation (tDCS) ist ein nicht-invasives Verfahren, das es ermöglichst, die Aktivität der Hirnrinde zu beeinflussen. Humanexperimentelle Studien konnten zeigen, dass tDCS die kognitive Kontrolle und die Informationsverarbeitung, d. h. die Aufmerksamkeit, aber auch Gedächtnisprozesse, verbessern kann. Dies ist relevant für die vorliegende Studie, weil etliche Studien im Bereich der Körperunzufriedenheit zeigen konnten, dass Aufmerksamkeitsprozesse bei der Verarbeitung des Körperbildes eine wichtige Rolle spielen.

Ziel dieser Studie ist es, die Auswirkung von tDCS auf die emotionale Verarbeitung des eigenen Körpers zu untersuchen. Zu diesem Zweck wird eine Gruppe von Frauen mit der Diagnose einer Bulimia nervosa mit einer Gruppe von Frauen ohne Diagnose einer Essstörung verglichen. Zum Einsatz kommen dabei ein kombiniertes Eye-Tracking- und Elektroenzephalogramm-Paradigma sowie ein kombiniertes Nahinfrarotspektroskopie und Eye-Tracking-Paradigma. Im Anschluss daran erhalten ausschließlich Personen mit Bulimia nervosa oder ausgeprägter Körperunzufriedenheit ein Training à 12 Sitzungen in dem sie wiederholt mit Bildern ihres eigenen Körpers konfrontiert werden; währenddessen erhalten sie entweder ein aktives tDCS oder Schein-tDCS. Im Anschluss an die letzte Trainingssitzung wird die emotionale Verarbeitung des Körperbildes anhand der experimentellen Paradigmen erneut erfasst. Körperunzufriedenheit wird anhand von Fragebögen vor den experimentellen Erhebungen, vor und nach dem Training sowie in einem 4-Wochen und 3-Monats Follow-up erhoben.

Für die Studie werden Frauen mit oder ohne Bulimia nervosa gesucht.